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Neuer Sci-Fi-RomanIn „Nano. Jede Sekunde zählt“ muss der Kölner Dom dran glauben

Lesezeit 3 Minuten
3D-Abbildung eines blauen Nanoroboters, daneben grüne Bakterien.

Nanoroboter und Bakterien, Konzept Nanotechnologie in der Medizin

Im neuen Roman „Nano. Jede Sekunde zählt“ von Philipp P. Peterson breiten sich gefährliche Nano-Roboter in Köln aus.

Im Jahr 1948 beschreibt der Mathematiker John von Neumann erstmals selbst replizierende Maschinen. Was der Menschheit drohen könnte, wenn sich molekülgroße Roboter unkontrolliert vermehren, spielt der Eitorfer Schriftsteller Phillip P. Peterson in seinem Wissenschaftsthriller „Nano. Jede Sekunde zählt“ konsequent durch.

Die Bedrohung kommt aus der Wahner Heide

In einem fiktiven Forschungszentrum in der Wahner Heide wird mit innovativer Nanotechnologie experimentiert. Sie soll jedes beliebige Objekt Atom für Atom auflösen, dabei neue Rohstoffe gewinnen, um weitere Nanomaschinen zu bauen. Als sich der Bundeskanzler in Köln das Prestigeprojekt der Regierung vorführen lässt, zünden Terroristen eine Bombe.

S. Fischer Verlage

Nano

Dabei gelangen Nanomaschinen, von denen Milliarden auf die Spitze einer Stecknadel passen, in die Umwelt und fressen sich durch das Erdreich. Erstes Opfer der sich exponentiell ausdehnenden Nanos ist ein Feuerwehrmann, dessen Körper sich auflöst. Panisch suchen die Wissenschaftler nach einem Weg, die drohende Zerstörung nicht nur des Rheinlandes aufzuhalten.

Schriftsteller Peterson ist selbst Wissenschaftler

Das geschilderte Szenario, erklärt Peterson im Nachwort seiner außergewöhnlichen Dystopie, beruhe auf „Überlegungen, Studien und Warnungen ernstzunehmender Wissenschaftler“, denen der Autor übrigens selbst angehört. Peterson, der eigentlich Peter Bourauel heißt, schloss sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik mit einer Arbeit über wiederverwendbare Booster-Systeme der Ariane 5-Rakete beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Porz ab. Dort arbeitete er später im Management für Erdbeobachtungssysteme.

Seit er mit authentischen Science-Fiction-Romanen Erfolge feiert, konzentriert er sich auf das Schreiben. Wissenschaftliche Expertise und schriftstellerisches Können lassen „Nano“ zum Leseerlebnis werden. Über 700 Seiten verfolgt man fasziniert und fassungslos, wie die Nanomaschinen nicht nur Köln in eine golden schimmernde Masse verwandeln. Dabei steht immer auch der Mensch im Mittelpunkt, werden die Planlosigkeit sowie das politische Versagen des Staates thematisiert.

Im Roman wird Köln geopfert, um die Nano-Roboter aufzuhalten

Während der Kanzler und seine Entourage so machtgierig erscheinen wie der Leiter des Forschungszentrums, wecken andere Protagonisten Sympathien. In einem filmischen Setting eskaliert die Lage tragisch. Weil hochradioaktives Material aus abgebrannten Kernstäben die Nanos nicht stoppen kann, fordern die USA und andere Staaten die Ultima Ratio: Eine Wasserstoffbombe. Köln wird geopfert, und damit verschwindet auch der Dom.

Flüchtlingsströme fluten in die Nachbarländer, die ihre Grenzen schließen. Internierungslager werden errichtet, es kommt zu Plünderungen und Anarchie. Zuletzt begleitet der Roman eine Mutter mit Kind auf ihrer Flucht in die Schweiz; am Bodensee landen sie bei einem Schlepper. Peterson lässt seine Leser*innen mitleiden, aufstöhnen und erlöst sie am Ende.

Schließlich beruhigt uns der Autor: Die Forschung zur Nanotechnologie stecke noch in den Kinderschuhen. Und seit über dreißig Jahren tobe unter Fachleuten ein erbitterter Streit, ob das im Roman geschilderte Geschehen eintreten kann oder nicht. „Sich selbst replizierende Nanomaschinen“, schließt Peterson, „werden solange unmöglich bleiben, bis jemand das Gegenteil beweist. Ich selbst hoffe, dass dies niemals eintritt“.

Zum Buch

Phillip P. Peterson: „Nano. Jede Sekunde zählt”, Fischer Tor, 702 Seiten, 18 Euro. E-Book: 14,99 Euro.

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