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Neues Stück im Theater am Dom„Eine Nierenspende ist intimer als ein Beischlaf"

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Lara Joy Körner und Karsten Speck in "Auf Herz und Niere"

  1. Im neuen Stück am Kölner Boulevardtheater streiten sich Lara Joy Körner und Karsten Speck als Ehepaar um eine Lebendspende.
  2. In der Inszenierung steht aber eher das Herz als andere Organe auf dem Prüfstand.
  3. Unsere Kritik.

Köln – Seit Georg Kreislers schwarzgerändertem Chanson vom Ausflug einer Wanderniere ist wohl kein menschliches Organ mehr derart einfühlsam besungen worden wie jene bloß erhoffte Spende aus dem Nierenbecken des Pariser Architekten Arnold in Stefan Vögels Komödie „Auf Herz und Niere“.

Kathrin, seine Ehefrau, eröffnet die Partie im Theater am Dom mit einer Formel voller Klarheit wie vom Auftakt des Johannesevangeliums („Ich brauche eine neue Niere!“). Es folgen Sätze und Vokabeln, die man auf Bühnen eher selten hört, von „Harnsäure“ bis „Kreatininwert“ sowie den Nebenwirkungen der Dialyse, ehe Arnold ganz versteht: Es geht um eine Lebendspende, nämlich ihn, genauer: eines seiner beiden kerngesunden Ausscheidungsorgane. Als Unterpfand ihrer Beziehung!

Natürlich liebt er seine Frau. Doch muss man die Beweisführung dafür gleich derart übertreiben? Schließlich ist man nicht der Bundespräsident! Das merkt auch Kathrin, und von da ab ist es nur ein kleiner Schritt bis hin zur Revision des Wunsches („Ich will eine Niere mit einem anderen Charakter!“) und dem Running Gag aus Arnolds bemühter Entrüstung: „Ich habe doch noch gar nicht Nein gesagt!“

In den Außenräumen einer schicken Architektenwohnung (Ausstattung von Jan Hax Hallama), durchläuft die menschliche Versuchsanordnung die Fülle ihrer unverhofften Pointen: René Heinersdorff, als Theaterdirektor versiert wie nur einer, hat das Stück des Autors Stefan Vögel aufgebürstet und mit besten Kräften inszeniert: Lara Joy Körner ist eine ungemein aparte Kathrin, der man alle Wünsche gerne von den Augen läse, wohingegen Karsten Speck als Ehemann und braver Egoist von einer Falle in die nächste tappt.

Ihre Freunde, Götz sowie Diana, machen hilfreich alles nur noch schlimmer: Das schafft buchstäblich Spiel-Raum für Katharina Paul in mehr als einer Doppelrolle sowie Urs Schleiff, ebenfalls Blutgruppe A, der es mit der freundlichsten Bereitschaft zur Herausgabe seines Organs auch nicht allen recht macht. Arnold beispielsweise schockt mit dem Bekenntnis: „Eine Nierenspende ist für mich intimer als ein Beischlaf!“. Letzterer mitsamt der Frage: „Wer, und auf welchem Kongress?“ ist auch allzu lange schon am Rande nur behandelt worden, wie sich zeigt. Dabei geht es insgesamt doch mehr uns Herz als um die Nieren!

Nicht alle Pointen sind so offensichtlich wie die Frage nach der „Deadline“; eher ruhig, doch intelligent, vor allem: Zustimmung erheischend, kommt das Stück an sein schlüssiges Ende und den verdienten Applaus, wo es bei Kreislers Lied noch die Details der Wanderstrecke waren, die krachende Lacher erzeugten: „Über Stock und Gallenstein!“

„Auf Herz und Niere“ ist noch bis zum 19. April im Di-So im Theater am Dom zu sehen.