„NRW singt Buchenberg“Ein musikalisches Familienfest in der Kölner Philharmonie

Lesezeit 3 Minuten
Blick in die vollbesetzte Philharmonie Köln

Blick in die Philharmonie Köln (Symbolbild)

Mehrere Chöre aus NRW schlossen sich für ein großes Projekt zusammen. Das Konzert in der Kölner Philharmonie war die erhoffte „Energiespritze“ für das Chorsingen nach der Pandemie.  

Der Name des Kooperationsprojekts von WDR und Chorverband NRW lautete „NRW singt Buchenberg“. Doch wer ist Buchenberg? In den Bereichen Klassik und neue Musik ist der 1962 im Allgäu geborene Komponist völlig unbekannt. Er sagt vor allem denen etwas, die in Kirchen- und sonstigen Laienchören mitsingen. Denn in Deutschland und darüber hinaus ist Wolfram Buchenberg einer der gegenwärtig am häufigsten aufgeführten Chorkomponisten. Neben geistlicher Chormusik schreibt er Musicals, Orchesterwerke, Kammer- und sinfonische Blasmusik sowie Arrangements von Volksmusik und Stücke für Kinder und Jugendliche.

Der Chorverband NRW gab bei Wolfram Buchenberg Hoffnungslieder in Auftrag

Die vom Chorverband NRW bei ihm in Auftrag gegebenen „Lieder der Hoffnung und der Vergänglichkeit“ wurden nun vom WDR Rundfunkchor zusammen mit dem Landesjugendchor und rund 250 Mitgliedern aus Chören des Landesverbands uraufgeführt. Das gemeinsame Ziel war es, Laien und Profis zu verbinden und dem während der Corona-Pandemie als das „gefährlichste Hobby der Welt“ untersagten Chorsingen eine „Energiespritze“ zu verleihen. Drei Nummern der insgesamt neun Sätze probten die Laien abwechselnd in Solingen, Willich, Leverkusen und Essen. Zur Uraufführung zogen die vielen Beteiligten dann reichlich begeisterten Anhang in die Kölner Philharmonie zu einem großen musikalischen Familienfest.

Buchenbergs Musik ist durchweg tonal und die überwiegend romantischen Texte vertont er mittels sprechender Analogien. Mit dem Schlusswort des Zuccalmaglio-Verses „Auf ihrem Grab Blaublümelein blühn“ wendet sich das traurige Moll plötzlich zu licht aufblühendem Dur. Während tiefe Bässe „Du gehst im Dunkel“ singen, intonieren Tenöre in hoher Lage „doch plötzlich über dir Sterne funkeln“. Ludwig Uhlands „Frühlingsglaube“ jauchzt in munter springenden Rhythmen und Friedrich Rückerts „Aber das Herz hofft immer weiter“ dreht sich tatsächlich wie eine hängende Schallplatte immer weiter und weiter. Die Konvention des vierstimmigen Satzes sprengt der Komponist nur an zwei Stellen, wo Eduard Mörikes Vers „Denk es, o Seele“ von allen Einzelstimmen mit eigenen Tonhöhen und Tempi frei weiter gesungen wird, so dass ein dichtes Stimmengewirr entsteht: Ein toller Effekt.

Der Uraufführung vorangestellt war Buchenbergs „Miss ad majorem Dei gloriam“, gesungen vom WDR-Chor und Mitgliedern des Jugendchors. Gleich im „Kyrie“ steigerten sich die siebzig Kehlen zu einer kraftvollen Anrufung. Die mitspielende WDR-Bigband beschränkte sich auf liegende Töne, Akkorde, wiederholte Rhythmus- und sequenzierte Melodiemodelle. Die Instrumentalisten dienten mehr als Untergrund denn als eigenes Ausdrucksmittel. Solis gab es fast gar keine. Schwung in den Laden kam mit dem „Gloria“ und kraftvoll jubilierenden Trompeten. Der fortan aufgekratzte Swing pausierte erst wieder beim nach Moll gewendeten „Agnus Dei“. Dirigiert wurde das gesamte Programm ebenso augen- wie ohrenfällig schön vom Leiter des WDR- und Jungendchors Nicolas Fink, der die drei Chorgruppen zu einem homogenen Gesamtklang verband.

KStA abonnieren