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Philharmonie KölnWenig Präzision und ein grenzwertig verzuckerter Mozart

2 min
Ahmed El Saedi dirigiert sein Orchester.

Ahmed El Saedi, Komponist und Dirigent des Cairo Symphony Orchestra

Das Cairo Symphony Orchestra gastierte erstmals in der Kölner Philharmonie und fand dort ein nachsichtiges Publikum vor.

Klassik in Kairo - da denkt man wohl zuerst an die Uraufführung von Verdis „Aida“ im Jahre 1871, als verspäteter Beitrag zur Eröffnung des Suezkanals und des königlichen Opernhauses. Danach tat sich in Sachen klassischer Musik am Nilufer lange Zeit nicht viel. Genauer gesagt bis 1959, als der österreichische Dirigent Franz Litschauer das Cairo Symphony Orchestra gründete - und damit das erste professionelle Sinfonieorchester in der arabischen Welt.

Als Komponist überzeugte Ahmed El Saedi, als Dirigent weniger

Das gut drei Dutzend Musiker umfassende Ensemble fand nun erstmals den Weg in die Kölner Philharmonie. Die europäische Klassik ist in der Kulturtradition Ägyptens naturgemäß nicht tief verwurzelt, auch fehlt es weitgehend an entsprechenden Ausbildungsstätten. Und leider kann man da auch nicht um den heißen Brei reden: Was Präzision und Klangqualität betrifft, bleibt das Orchester schon sehr weit hinter hiesigen Standards zurück. Vielleicht könnte ein strenger und klarer führender Maestro das Spielniveau noch weiter heben, aber dem langjährigen Chefdirigenten Ahmed El Saedi gelang es nicht durchgehend, die orchestralen Kräfte in der Spur zu halten.

Als Komponist überzeugte der 1947 geborene Musiker deutlich mehr: Sein Prolog für Orchester, der das Programm eröffnete, schwamm souverän im Fahrwasser der klassischen Moderne, führte französische und osteuropäische Einflüsse wirkungsvoll zusammen. Solisten in Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur waren der Geiger Michael Barenboim und die Bratschistin Sindy Mohamed, die das berühmte Stück weniger nach den Prinzipien klassischer Klangrede als in der Tradition des romantischen Virtuosenkonzerts gestalteten. Da wurde mit langem Bogen gestrichen und üppig vibriert; es gab (vor allem bei der Geige) großzügige Portamenti, die den stolzen Trauerton des langsamen Mittelsatzes grenzwertig verzuckerten.

Der zweite Teil des Konzerts galt Antonín Dvořáks Legenden Nr. 7 und 9 aus op. 59 sowie seiner Tschechischen Suite op. 39. Hier ließ sich das Orchester mit sympathischer Musizierlaune auf die folkloristisch inspirierten Tanzsätze ein. Die Bordunklänge im Präludium der Suite vermittelten ein warmes altböhmisches Kolorit; die relativ kleine Streicherbesetzung ließ die Bläser plastisch hervortreten. Insgesamt gab das angeraute, griffige Klangprofil den rustikalen Charakter der Partitur anschaulich wieder. Das Publikum im relativ gut gefüllten Saal hatte den ganzen Abend über generös Beifall gespendet; nach dem finalen Furiant sprang es begeistert von den Sitzen.