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Tod des Pogues-Gitarristen Chevron„Welt ist ein Stück kleiner geworden“

Lesezeit 2 Minuten

Philip Chevron im Jahr 2012 - deutlich vom Krebs gezeichnet.

Als die Pogues im Sommer 2010 zum ersten Mal seit ewigen Zeiten wieder mit komplettem Line-Up Konzerte in Deutschland gaben, unter anderem in Münster, da waren die Augen der meisten Zuschauer auf Shane MacGowan gerichtet. Kommt der Sänger wohl geradeaus auf die Bühne oder gibt es schnaps-getriebene Schwankungen? Sind seine Ansagen noch zu verstehen oder schon komplett untergegangen in den berühmten „Streams of Whiskey“? 

Fans und Musikjournalisten, die die fast 30 Jahre währende Karriere der irischen Band verfolgt haben, taten dies immer mit der Sorge, recht bald den Tod von Shane MacGowan vermelden zu müssen. Doch nun ist ihm Gitarrist Philip Chevron, seit dem zweiten Album „Rum Sodomy & the Lash“ (1985) dabei, in den Rock’n’Roll-Himmel vorausgegangen.

Chevron, der auch Banjo und Mandoline spielte, hatte zum Pogues-Repertoire neben den einschlägigen Sauf-, Rauf- und Partyliedern eines der großartigsten ernsten Stücke beigesteuert und bei den Konzerten auch selbst gesungen: „Thousands Are Sailing“ ist der wohl beste Song über die große irische Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts und die Auswanderer, die sich auf den so genannten „Coffin Ships“ in die Neue Welt flüchteten.

Kontakt zu den Fans

Chevron, 1957 als Philip Ryan in Dublin geboren, hatte wie Frontmann Shane MacGowan lange mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Doch im Gegensatz zum Sänger, der 1991 von seinen entnervten Kollegen aus der Band hinauskomplimentiert wurde, stieg Chevron wenig später aus freien Stücken aus und bekam seine Abhängigkeit in den Griff. Als sich die Pogues 2001 reformierten, war er wieder dabei und fungierte seitdem auch als Außenminister der Band, der in Online-Foren die Kommunikation mit den Fans pflegte. 

2007 wurde bei Chevron zum ersten Mal Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Er unterzog sich einer Chemotherapie, magerte stark ab, tourte aber weiter mit den Pogues. 2009 meldete Chevron glücklich, dass er den Krebs besiegt habe. Doch vor einem halben Jahr kam die Krankheit zurück. Am Mittwoch ist der Musiker im Alter von 56 Jahren gestorben. 

“Er war einzigartig und wir werden ihn fürchterlich vermissen”, schrieb die Band am Mittwoch auf ihrer Homepage. „Die Stadt Dublin und die Welt sind ein Stück kleiner geworden.“

Die Todesnachricht auf dem Twitter-Account der Band: