„Till hat sich von uns entfernt“Rammstein-Drummer Christoph Schneider distanziert sich von Till Lindemann

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Rammstein-Schlagzeuger Christoh Schneider, hier bei einem Konzert 2019, hat sich in einem Instagram-Statement zu den Vorwürfen gegen Band und Till Lindemann geäußert.

Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider, hier bei einem Konzert 2019, hat sich in einem Instagram-Statement zu den Vorwürfen gegen Band und Till Lindemann geäußert.

Christoph Schneider beschreibt einen Riss durch die Band Rammstein, kritisiert Till Lindemann und stellt sich an die Seite der mutmaßlichen Betroffenen.

Christoph Schneider, Schlagzeuger der Band Rammstein, hat am Freitag ein großes Statement zu den Vorwürfen gegen die Band und Frontmann Till Lindemann veröffentlicht. Darin beschreibt der Drummer einen Riss durch die Band Rammstein: Till Lindemann habe sich von der Band entfernt und es seien Strukturen gewachsen, die über die Wertevorstellungen der restlichen Bandmitglieder hinausgingen. Es ist das erste Mal, dass sich ein Bandmitglied zu den Vorwürfen öffentlich äußert.

„Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben uns als Band und mich als Menschen tief erschüttert“, schreibt Schneider darin bei Instagram. Er fühle sich „wie im Schock“ aufgrund der Vorwürfe in sozialen Medien und den Recherchen der Medien.

Zur Erinnerung: In den sozialen Netzwerken hatten mehrere Frauen, darunter auch die Nordirin Shelby Lynn und die deutsche Youtuberin Kayla Shyx, teilweise schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Im Fokus steht ein Fan-Castingsystem, das offenbar auch zum Ziel hatte, Till Lindemann Frauen zuzuführen. Innerhalb dieses Systems soll es laut den Vorwürfen zu Übergriffen und sexuellem Missbrauch gekommen sein. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch bestätigt, dass Ermittlungen gegen Lindemann eingeleitet wurden.

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Rammstein: Drummer Christoph Schneider positioniert sich nach Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann

Rammstein-Drummer Schneider schreibt in dem am Freitag auf Instagram veröffentlichten Statement weiter, dass die Berichte ein „Ab und Auf der Emotionen“ für Band und Crew seien. Er glaube nicht, dass etwas strafrechtlich Relevantes passiert sei: „Ich glaube nicht, dass etwas Verbotenes vor sich ging, habe so etwas nie beobachtet und dergleichen auch von niemandem aus unserer hundertköpfigen Crew gehört“, heißt es in dem Statement.

Mehrere Frauen hatten auch unter eidesstattlicher Aussage gegenüber „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ teilweise schwere Vorwürfe erhoben. 

Gewisse Strukturen sind gewachsen, die über Grenzen und Wertvorstellungen der restlichen Bandmitglieder hinausgingen
Rammstein-Drummer Christoph Schneider zu Vorwürfen gegen Till Lindemann und seinen privaten Aftershow-Partys

Rammstein-Drummer Schneider schreibt außerdem: „Alles was ich von Tills Partys mitbekommen habe, waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben.“ Schneider kritisiert allerdings auch: „Und trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die – wenn auch rechtlich ok – ich persönlich nicht in Ordnung finde. Gewisse Strukturen sind gewachsen, die über Grenzen und Wertvorstellungen der restlichen Bandmitglieder hinausgingen.“

Schneider betonte, dass es wichtig sei, dass Lindemanns Aftershow-Partys, bei denen es zu Sex und mutmaßlichen Übergriffen gekommen sein soll, nicht mit den regulären Rammstein-Partys rund um Konzerte zu verwechseln sind.

Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider: „Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt“

Dann wird Schneider in seinem Statement noch deutlicher und positioniert sich: „Till (Lindemann, d. Red.) hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und sich seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys, eigenen Projekten.“

Rammstein 2017: Drummer Christoph Schneider (2.v.r.) steht neben Sänger Till Lindemann (r.)

Rammstein 2017: Drummer Christoph Schneider (2.v.r.) steht neben Sänger Till Lindemann (r.)

Schneider, der bei einem Rammstein-Konzert in München auch auf der Bühne weinte, stellt sich auch an die Seite der mutmaßlich betroffenen Frauen: „Sie haben sich laut ihren Aussagen unwohl gefühlt, am Rande einer für sie nicht mehr kontrollierbaren Situation. Das tut mir leid für sie und ich spüre Mitgefühl.“ Der Rammstein-Drummer betont allerdings auch, dass „jedem Gast im Backstagebereich“ frei stehe, wieder zu gehen.

Der Rammstein-Drummer addressierte auch konkret die Nordirin Shelby Lynn. Sie hatte nach einem Konzert in Vilnius die Welle aus Vorwürfen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann angestoßen. „Es tut mir leid für alle, die sich bei uns backstage nicht wohlwollend behandelt oder unsicher gefühlt haben. Auch für Shelby, sie hätte ein tolles Konzert und einen wunderschönen Abend verdient gehabt.“

Im Abschluss seines Statements wünscht sich Christoph Schneider ein „ruhiges, besonnenes Reflektieren und Aufarbeiten, auch in unserer Band. Und zwar alle gemeinsam, zu sechst. Wir stehen zusammen.“

Zuvor hatte sich die Band nur knapp in zwei Social-Media-Statements geäußert. Rammstein-Frontmann Till Lindemann ließ die erhobenen Vorwürfe über die bekannte Medienanwälte Schertz/Bergmann zurückweisen. Aus dem Umfeld der Band hieß es noch am Mittwoch, dass man die aktuelle „European Stadion Tour“ zu Ende spielen wolle. Rammsteins Plattfirma hat die Werbung für Alben ausgesetzt. (mab)

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