Rautenstrauch-Joest-MuseumZoff in Köln – Direktorin bekommt Geschäftsführung an die Seite

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Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, steht vor einer Vitrine mit Benin-Bronzen im Kölner Museum.

Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, steht vor einer Vitrine mit Benin-Bronzen.

Nanette Snoep hat das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum neu aufgestellt. Jetzt installiert die Stadt einen Geschäftsführer an ihrer Seite. Der Grund dürfte ein Streit im Museum sein.

Die Stadt Köln plant, der Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums Nanette Snoep eine geschäftsführende Co-Direktion an die Seite zu stellen. Damit reagiert die Stadt offenbar auf einen Brief vom 20. April an die Oberbürgermeisterin, unterzeichnet von 23 Mitarbeitenden, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Darin wird behauptet, dass Krankheitstage der Belegschaft aufgrund belastender Arbeitsbedingungen gestiegen seien.

Das Museum werde zunehmend handlungsunfähig, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Mitarbeitenden werfen Snoep schlechten Führungsstil vor, der sich durch „Intransparenz, Desinformation, Geheimhaltung, Klientelpolitik, Exklusion und Chaos“ auszeichne.

Unstimmigkeiten über Neuausrichtung des Hauses

Die beschriebenen Arbeitsbedingungen sind allerdings wohl nicht allein der Direktorin anzulasten – beispielsweise wird eine führende Position im Museum nicht neu besetzt, die wegen Krankheit seit sechs Monaten ausfällt. Zudem dauern Stellenbesetzungsverfahren der Stadt häufig viele Monate.

Dem nun offenen Konflikt geht ein seit mehreren Jahren schwelender Streit im Rautenstrauch-Joest-Museum voraus. Schon 2021 hatten sich 18 Mitarbeitende in einem Brief an die OB gewendet, von dem die andere Hälfte der Belegschaft überrascht wurde. Daraufhin hatte die Stadt eine Mediation eingeleitet, die allerdings nicht fortgeführt wurde. Aus Mitarbeiterkreisen heißt es, interne Unstimmigkeiten über die von der Stadt Köln angestrebte und von Snoep forcierte inhaltliche Neuausrichtung des Hauses lägen dem Konflikt zugrunde.

Nanette Snoep arbeitet an der „Dekolonisierung“ des Museums

Die Direktorin arbeitet seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2019 an einer „Dekolonisierung“ des ethnologischen Museums – etwa in international beachteten Ausstellungen wie „Resist – Die Kunst des Widerstands“, die ihr vergangenes Jahr den Kenneth-Hudson-Award für institutionelle Courage und berufliche Integrität des Vorstands des „European Museums of the Year Award“ einbrachte. Snoep lässt die vom Museumsteam erarbeitete Sammlungspräsentation durch „Interventionen“ kritisch hinterfragen und hat sich entschieden für die Rückgabe geraubter Benin-Bronzen aus der Kölner Sammlung eingesetzt. Dass Snoep zahlreiche Gastkuratoren ins Haus holte, dürfte ihre Position bei den fest angestellten Mitarbeitern nicht gestärkt haben.

Die neue Co-Direktion soll Snoep in sämtlichen organisatorischen Belangen entlasten. „Die Aufteilung in eine künstlerische und eine geschäftsführende Leitung ist ein national und auch international erfolgreiches Modell, das sich vor dem Hintergrund immer komplexerer Anforderungsprofile an Direktor*innenposten etabliert hat und das wir in Köln nun erstmalig einführen“, teilte die Stadt mit. Snoep bleibt demnach künstlerische Direktorin. Die Stadt beginnt nun das Verfahren zur Findung der neuen Co-Direktion. Bei einer Mitarbeiterversammlung vergangenen Dienstag sei wohl Michael Lohaus, zurzeit Leiter des Planungsreferats im Kulturamt, vorgestellt worden, der die neue Stelle übergangsweise besetzen soll.

Nanette Snoep will sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu der Entscheidung der Stadt äußern. Es bleibt abzuwarten, wie sich die geänderte Führungsstruktur auf das Betriebsklima im städtischen Museum auswirken wird.

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