Reiche Beute für den VogelfängerKölner Wallraf-Richartz-Museum erhält barocke Kunst

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Frank Zurlino (links) und Wolfram Nolte (rechts) von den Museumsfreunden mit Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Wallraf-Direktor Marcus Dekiert – der Rest ist Kunst.

Frank Zurlino (links) und Wolfram Nolte (rechts) von den Museumsfreunden mit Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Wallraf-Direktor Marcus Dekiert – der Rest ist Kunst.

Auf Anhieb fällt einem zum kölnischen Barock eigentlich nur die brutale Kreuzigung des Apostel Petrus ein, mit der Peter Paul Rubens um das Jahr 1640 das katholische Herz der Stadt erfreute. Ansonsten war vom Glanz der mittelalterlichen Kunstmetropole Köln im 17. Jahrhundert nicht viel geblieben: Man hatte den Erzbischof verjagt, die jüdische Bevölkerung vertrieben und die Protestanten nach Mülheim vergrault – und zahlte für all dies den Preis relativer Bedeutungslosigkeit. Dass sich die Handelswege vom Rhein mehr und mehr auf die Nordsee verlagert hatten, fügte dem wirtschaftlichen und damit auch kulturellen Niedergang der Stadt ein Übriges hinzu.

Zu den wenigen Barockkünstlern, die sich trotzdem dauerhaft in Köln niederließen, gehörten Gortzius Geldorp (1553-1618) und Christiaen Gillisz van Couwenbergh (1604-1667). Ersterer kam aus Flandern und stieg in seiner Wahlheimat zum gefragten Porträtmaler auf, letzterer stammte aus Delft und kam mit der Empfehlung mehrerer Großaufträge des niederländischen Königshofs an seinen Sterbeort. Zu den Meriten van Couwenberghs gehörten mit stilllebenhafter Feinheit ausgeführte Jagdszenen, zu seinen Marotten, sich bei jeder Gelegenheit und in jedweder Kostümierung selbst ins Bild zu setzen.

Auch auf dem 1645 geschaffenen Jagdstillleben, das jetzt als eine von zwei Neuerwerbungen die Barocksammlung des Kölner Wallraf-Richartz-Museum ergänzt, nimmt van Couwenbergh die Heldenrolle ein. Als Vogelfänger bereitet er gerade eine Falle vor, während sich die in malerischer Unordnung über die Leinwand verteilten Jagdutensilien mit bereits erlegten Tieren um die Aufmerksamkeit des Betrachters streiten. All das ist mit höchster Finesse gemalt, während die etwas hingehuscht wirkenden menschlichen Figuren eher Beifang sind.

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Wallraf-Direktor Marcus Dekiert betonte, mit der Anschaffung werde die eigene Sammlung um ein wichtiges Puzzlestück kölnischer Kunstgeschichte bereichert – gleiches gelte zudem für Geldorps Ölgemälde „Heilige Anna Selbdritt“ (1604), auf dem zu Maria und Jesuskind die Großmutter des christlichen Heilands tritt – mütterlicherseits, versteht sich. Auch dieses Hauptwerk des freilich eher zweitrangigen Malers war ein Wunschbild des Museums, das von Geldorp bereits einige Bürgerporträts besitzt.

Angekauft wurden beide Werke von den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums und des Museum Ludwig, einem 6000 Mitglieder zählenden Verein, der die großen Kölner Kunstmuseen seit Jahren auf ebenso vielfältige wie segensreiche Weise unterstützt. Zu den profaneren Aktivitäten der Freunde gehört es, unter den Mitgliedern Geld für Ankäufe einzusammeln, die bei Alten Meistern gleichwohl deutlich leichter fallen sollten als bei Werken der Moderne. So konnte der Vogelfänger bei Sotheby’s in London für 12.500 britische Pfund (plus Aufgeld) ersteigert werden, die Heilige Familie sicherten sich die Freunde für insgesamt knapp 20.000 Euro. Zum Vergleich: Für Gabriele Münters Knabenbildnis „Willi“ sammelte der Verein 260.000 Euro zugunsten des Museum Ludwig ein, was gut der Hälfte des Kaufbetrags entspricht.

Entsprechend überschwänglich fiel auch dieses Mal der Dank von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach an die Freunde aus: „Es ist die reine Freude mit den Freunden“, attestierte sie dem Verein, der die städtischen Kunstmuseen nicht nur bei Ankäufen und Ausstellungen unterstützt, sondern auch illustre Gesprächsrunden, Reisen, die Kunstnächte und neuerdings sogar Spendengalas organisiert. Marcus Dekiert hob dankbar hervor, wie rasch die Freunde auf das Ansinnen des Museums reagiert hätten, denn es sei eher selten, dass sich das Haus bei Auktionen engagiere.

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Übergeben wurden die beiden Dauerleihgaben von Frank Zurlino, dem neuen Vorsitzenden des Freundeskreises; Wolfram Nolte, der dieses Amt nach 18 Jahren im Juni an Zurlino weitergereicht hatte, war ebenfalls vor Ort. Bei dieser Gelegenheit hatte der neue Vorsitzende Erfreuliches in eigener Sache zu berichten: In der Corona-Krise haben die Freunde keine Abgänge zu verzeichnen, sondern 200 Mitglieder dazugewonnen.

Die beiden Gemälde sind ab sofort in der Barocksammlung des Wallraf im zweiten Stockwerk zu sehen. Der Vogelfänger misst sich im großen Empfangsraum mit einem Stillleben von Frans Snijders und einem Paar Rubens-Pfauen, die Großmutter reiht sich im folgenden Saal unter die religiösen Szenen ein.

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