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Rekordpreis für KlimtDie dramatische Geschichte hinter dem „Bildnis Elisabeth Lederer“

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18.11.2025, USA, New York: Das Gemälde «Portrait of Elisabeth Lederer» des österreichischen Malers Gustav Klimt (1862-1918) ist in New York für 236,4 Millionen Dollar versteigert worden - und damit zum zweitteuersten je bei einer Auktion verkauften Werk der Kunstgeschichte geworden.

Das Gemälde „Bildnis Elisabeth Lederer“ des österreichischen Malers Gustav Klimt (1862-1918) ist in New York für 236,4 Millionen Dollar (etwa 204 Millionen Euro) versteigert worden

Gustav Klimts „Bildnis Elisabeth Lederer“ ist in New York für 204 Millionen Euro versteigert worden. Das steckt hinter dem zweitteuersten Gemälde der Welt.

Gustav Klimts „Bildnis Elisabeth Lederer“ hat bei einer Auktion in New York umgerechnet 204 Millionen Euro erzielt und ist damit zum zweitteuersten Kunstwerk der Welt geworden – nach dem Leonardo da Vinci zugeschriebenen „Salvator Mundi“, das 2017 für 389 Millionen Euro verkauft wurde. Den Namen des Höchstbieters für das 180 mal 128 Zentimeter große Spätwerk von Klimt (1862-1918) wollte Sotheby's nicht enthüllen.

Das „Bildnis Elisabeth Lederer“, entstanden zwischen 1914 und 1916, zeigt die 20-jährige Tochter von August Lederer – jüdischer Industrieller und wichtigster Mäzen des Wiener Malerfürsten – in einem weißen chinesischen Kleid, über dem sie einen weißen Chiffonschal mit Blumenmustern trägt. 15 Jahre zuvor hatte Klimt bereits Elisabeths Mutter, Serena Lederer, in einem weißen Kleid porträtiert, dieses Bild befindet sich in der Sammlung des New Yorker Metropolitan Museums.

Der möglicherweise nicht vollständig fertiggestellte Hintergrund zeigt stilisierte chinesische Figuren und Motive. Dem Klimt-Experten Tobias Natter zufolge ähneln sie einem Traum, eine Stimmung, die auch das ornamentale Feld hinter Elisabeths Figur widerspiegele.

Der Kunstmarkt war im vergangenen Jahr regelrecht eingebrochen

Um das Werk des österreichischen Künstlers war am Dienstagabend in Manhattan ein 20-minütiger Wettstreit entbrannt, bei dem sechs Bieter den Preis immer weiter in die Höhe trieben. Im Vorfeld hatte Sotheby's mit einem Auktionserlös von rund 130 Millionen Euro gerechnet. Das bisher teuerste Klimt-Werk, „Dame mit Fächer“, war 2023 in London für knapp 100 Millionen Euro versteigert worden. Das „Bildnis Elisabeth Lederer“ brachte nun mehr als das Doppelte ein.

Ein Paukenschlag inmitten einer Flaute: Die weltweiten Einnahmen aus Kunstauktionen waren im vergangenen Jahr regelrecht eingebrochen, um 33,5 Prozent auf 9,9 Milliarden Dollar gesunken – laut dem Jahresbericht der Kunstmarktexperten Artprice der niedrigste Stand seit 2009. Ursache sei neben der schwierigen Lage der Weltwirtschaft auch ein Mangel an hervorragenden Werken auf Auktionen.

Gustav Klimts „Bildnis Elisabeth Lederer“

Das „Bildnis Elisabeth Lederer“, das 40 Jahre lang im Fifth-Avenue-Apartment des New Yorker Kosmetikerben und Kunstsammlers Leonard A. Lauder hing, bot eine der wenigen Ausnahmen. Es ist eines von nur zwei Ganzkörperporträts Klimts, das sich in privatem Besitz befindet.

Zum Rekordpreis mag auch seine dramatische Geschichte beigetragen haben: Serena Lederer, langjährige Patronin und Vertraute Klimts, hatte das Porträt ihrer Tochter 1914 in Auftrag gegeben und es schließlich – nachdem der Maler Monate mit Vorzeichnungen verbracht hatte und in den drei Jahren der Entstehung wiederholt sein Konzept geändert hatte – „mit Gewalt aufs Auto geladen und entführt“. So erinnert sich Elisabeth Lederer in einem unveröffentlichten Manuskript aus dem Jahr 1939, aus dem der Kunsthistoriker Natter zitiert.

Nach dem Anschluss Österreichs hatte sich ihr Mann, ein überzeugter Nationalsozialist, von der Jüdin scheiden lassen. Um der Verfolgung durch die NSDAP zu entgehen, erreichte Lederer mithilfe einer eidesstattlichen Erklärung ihre Mutter einen sogenannten Abstammungsbescheid, demzufolge sie die außereheliche Tochter Gustav Klimts war. Als Halbjüdin konnte sie in Wien bleiben. Im Oktober 1944 starb sie an einem Gehirntumor.

Ihr „Bildnis“ wurde von den Nazis zusammen mit anderen Werken aus dem Besitz der Lederers geplündert. Der Großteil der Sammlung ging am letzten Kriegstag beim Brand des als Depot genutzten Schloss Immendorf verloren. Elisabeths Porträt entging den Flammen. (mit afp)