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Schauspiel KölnEs ist der Glaube, der zählt

Lesezeit 3 Minuten

Marek Harloff ist deutscher Schauspieler, Musiker und Synchronsprecher

Köln – Zuschauen, wie ein Mensch entsteht. Das, verspricht Marek Harloff, könne man in Stefan Bachmanns „Parzival“-Inszenierung. Harloff spielt den närrischen Ritter, so wie er für Bachmann bereits den alttestamentarischen Josef und den Hans Castorp aus Thomas Manns „Der Zauberberg“ verkörpert hat. Auch sie Figuren, die als leeres Blatt beginnen, große Naive. Harloff weiß, warum er immer wieder in solchen Rollen besetzt wird: „Weil ich mir diese Naivität auch selbst erhalten habe. Weil ich versuche, in jede Inszenierung mit der Euphorie der ersten Arbeit reinzugehen.“ Kein Job, eine Aufgabe. Das gelte fürs ganze Leben: „Was beim Parzival als etwas tölpelhaft beschrieben wird, dieser einfache Glauben, den empfinde ich als wahnsinnig erhaltenswert.“ Eine Leistung für sich, wenn man bedenkt, dass der 43-jährige Harloff seit mehr als 20 Jahren als Film-, Fernseh- und Theaterdarsteller erfolgreich ist. Ein Gesicht, das man erkennt.

Dabei war er kein Frühberufener. Ist es beim Parzival dessen Mutter Herzeloyde, die unbedingt verhindern will, dass der Sohn das gefährliche Rittergeschäft antritt, hatte sich Harloff aus eigenem Antrieb der Schauspielerei ferngehalten: „Ich komme ja aus einer Schauspielerfamilie. Deswegen war für mich immer klar: Nee, das wird nicht das, was ich mache, das ist schon belegt. Da sind andere extrovertierter.“ Zum Beispiel Harloffs Bruder Fabian, der durch die ZDF-Serie „Ein Fall für TKKG“ Mitte der 1980er zum Poster Boy avancierte. Zwar stand auch Marek Harloff bereits als Kind vor der Kamera, doch erst mit 24 Jahren entschied sich der Hamburger definitiv für den Bühnenberuf: „Man kann dem nicht davonlaufen.“

Am meisten gelernt habe er über das Theaterspielen, als er den Mephisto an der Seite von Thomas Thiemes Faust spielen durfte, hundert Vorstellungen lang. „Weil ich wusste, ich kann alles ausprobieren, der wird mich immer rausboxen, auch wenn ich voll in die falsche Richtung laufe.“

Abstand vom Betrieb hielt er, in- dem er sich an kein festes Haus band, stattdessen die „innere Freiheit“ wählte, die er als Gast in verschiedenen Ensembles genießen konnte. Kontinuität ist ihm trotzdem wichtig, und so gibt es Regisseure, mit denen er immer wieder arbeitet. Mit Dominik Graf („Der Skorpion“), Vanessa Joop („Vergiss Amerika“) und Thomas Stiller („Der Junge ohne Eigenschaften“) beim Film, mit Stefan Bachmann und Robert Borgmann im Theater. Mit Letzterem wird er am Ende der Kölner Spielzeit Knut Hamsuns „Segen der Erde“ auf die Bühne bringen. Hier, in Köln ist Harloff auch zum ersten Mal festes Mitglied eines Ensembles geworden.

Obwohl seine Frau und seine drei Kinder in Hamburg geblieben sind und er folglich viel zu viel Zeit im Zug verbringt. „Aber als ich hörte, dass Stefan Bachmann wieder ein Haus übernehmen würde, habe ich gesagt: Ich bin dabei, in welcher Form auch immer!“ Warum? „Wenn ich bei jemanden das Vertrauen habe, dass er mich gut behandelt, dann bei Stefan.“

Hier sei das künstlerische Verständnis da, hier klappe es aber auch menschlich: „Ich vertrete nicht die Meinung, dass ein Künstler die Erlaubnis hat, sich zu benehmen, wie er will. Es gibt gewisse Regeln im Umgang, und nur so kann gute Kunst entstehen.“

Als Zweitfamilie empfinde er die Kölner Kollegen trotzdem nicht. Die „große Familie“, zu der sich manche Ensembles stilisieren, habe er noch nirgendwo erlebt. „Das ist totaler Quatsch, und das widerspricht auch dem Beruf. Weil es doch eine große Ansammlung von Egomanen ist.“ Viel wichtiger sei ihm, in einem familienfreundlichen Umfeld zu arbeiten. Zu Hause in Hamburg sei Theater nicht das erste Thema, nicht im Freundeskreis und auch nicht im Gespräch mit seiner Frau: „Die ist Sonderpädagogin, die ist mit ganz anderen Dingen beschäftigt.“

„Parzival“, 6. (Premiere), 8., 11., 20., 28. Februar; 6., 8., 13., 14., 22., 26. März, Depot 1