Schlesinger-SkandalDiese Krise ist größer als der RBB

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Patricia Schlesinger

Köln – Warum die Krise des RBB eine Chance für die ARD sein kann – wenn die Anstalten sie nutzen. Bisher sieht es nicht so aus. Ein Kommentar.

Es sind oft die ganz profanen Dinge, die als Symbole des Falls in Erinnerung bleiben. Die Badewanne beim Limburger Protz-Bischof Tebartz-van Elst, der Hotelpool in Mallorca bei Verteidigungsminister Rudolf Scharping, die Massagesitze von Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger. Kleinigkeiten eigentlich, doch wegen ihrer Absurdität im Langzeitgedächtnis verhaftet. Das weiß auch Tom Buhrow, der Intendant des WDR: Schon in seinem ersten Interview zum Fall Schlesinger bemühte er sich um größtmögliche Distanz zur Dienstwagenausstattung seiner Berliner Kollegin: Er habe noch nicht einmal gewusst, dass sein eigenes Auto ebenfalls mit Massagesitzen bestückt sei.

Öffentliches Distanzieren vom Schmuddelsender

Doch Buhrow und seinen Intendantenkollegen war schnell klar, dass das nicht reichen würde. Dass er am Wochenende der RBB-Spitze kurzerhand das Vertrauen absprach, dass sich auch weitere Intendantinnen und Intendanten öffentlich distanzierten vom Berliner Schmuddelsender, zeigt deutlich, dass es eben eine RBB-Krise bleiben soll. Und nicht etwa eine Krise der öffentlich-rechtlichen Sender. Dass dieser Plan aufgeht, ist aber noch ungewiss.

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Denn eines ist klar: Auch andere Sender leisten sich aus Gebührenzahler-Geldern hochbezahlte Chefetagen, während im Unterbau gespart wird, auch andere Sender – etwa der WDR mit seinem Filmhaus – haben Bauprojekte, die finanziell völlig aus dem Ruder laufen. Selbst wenn die Kontrollinstanzen anderswo besser funktionieren, so bleibt das System der Verwaltungs- und Rundfunkräte doch weitgehend hermetisch und größtenteils intransparent.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk war und ist imstande, großartige journalistische Arbeit zu leisten. Damit das so bleibt, müssen sich die Strukturen ändern – nicht nur beim RBB. Dessen Krise kann eine Chance sein für die ARD – wenn die Anstalten sie nutzen. Bisher sieht es nicht so aus.  

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