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So war der „Polizeiruf 110”Erfreulich wenig Schnickschnack

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Doreen Brasch (Claudia Michelsen) beruhigt die verstörte Marie (Madeleine Tanfal).

Der Fall

Tatsächlich handelt es sich um einen „Haupt“- und einen „Neben“-Fall, die allerdings dramaturgisch geschickt und schlüssig verknüpft werden. Der Hauptfall ist die junge Frau, die mit einem Schuss in den Hinterkopf hingerichtet wurde, der Nebenfall der des alkoholisierten Kriminalrats Lemp (Felix Vörtler), der auf nächtlicher Landstraße einen jungen Mann (wie sich später zeigt: den Freund des Mordopfers) anfährt.

Polizisten sind eben auch nur Menschen. Es gibt in diesem Magdeburger „Polizeiruf“ (Drehbuch: Michael Gantenberg, David Nawrath, Paul Salisbury; Regie: David Nawrath) erfreulich wenig Schnickschnack, keinen sozialkritischen Überbau, keine Humorkaskaden und auch keine Heroisierungstendenzen.

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Die Konzentration aufs Wesentliche – ein Verbrechen, das der Aufklärung harrt – sichert dem Ganzen eine beachtlich lapidare Wucht und auch nicht unbeträchtliche Spannung – es ist tatsächlich ein Krimi zum „Dranbleiben“.

Die Auflösung

Sie kommt wie gehabt sozusagen mit routiniertem Überraschungseffekt, wenn auch ohne Motivationsdefizit: Kurz vor Ende biegt der Filmzug vom Gleis des stark verdächtigten Drogenmilieus in Richtung Polizei ab: Der Mörder ist der Drogenfahnder Lobrecht (Steffen C. Jürgens), der den Drogentod seines Sohnes rächen will.

Angesichts der eher bürokratischen Gesamterscheinung glaubt man es zunächst kaum, wie kaltblütig er da verschiedene Leute aus dem Weg räumt. Welche Abgründe da im deutschen Beamten gähnen!

Die Schauspielerleistungen

Gespielt wird glaubwürdig, mit unauffälliger Intensität. Auch das gehört zur unaufgeregten, auf krasse Effekte verzichtenden Machart der Folge. Auch Claudia Michelsen als hauptermittelnde Kommissarin Brasch hält sich vergleichsweise vornehm zurück.

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In Erinnerung bleibt vor allem das Gesicht von Luisa-Céline Gaffron als Drogenfahnderin Pia Sommer – eine bemerkenswert intensive Kreuzung aus Coolness und professioneller Besessenheit.

Das Fazit

Ein mehr als nur ordentlicher „Polizeiruf“: spannend, mit schlüssigem Plot und einer dichten, aber unaufdringlichen Atmosphäre. Sachsen-Anhalt in einem Regenherbst – trostloser kann eine Landschaft so schnell nicht sein.    

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