So wird der „Tatort”Komplizierte Beziehungen

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Tatort Masken

Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) nahmen inkognito an einem Seminar eines Pick-up-Artisten teil.

Dortmund – Alte Paare können so langweilig seien. Oder so unterhaltsam wie das Dortmunder „Tatort“-Duo Martina Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann). Das beweisen die beiden mal wieder in ihrem aktuellen Fall „Masken“ (28. November, 20.15 Uhr, ARD), dem insgesamt 20. seit dem Jahr 2012.

Zwar sind die wilden Anfangs­jahre vorbei, auch die großen persönlichen Krisen. Selbst Faber, der einst vor Wut gern um sich geschlagen und getreten hat, wirkt inzwischen fast handzahm und überraschend ausgeglichen. Dennoch kommt keine Langeweile auf, sondern es macht richtig Spaß, das beinahe schon zärtliche und zuweilen wunderbar ironische Beziehungs­geplänkel zwischen den beiden zu beobachten.

Es sitzt jedes Wort

Es sitzt jede kleine Geste und jedes Wort. Und wenn am Ende dieses besonders für Faber emotionalen Falls Bönisch ihn tröstet mit dem Satz „Ich mag sie, das reicht doch“, ist das einfach schön. Schön ausgedacht von den Drehbuch­autoren Arnd Mayer und Claudia Matschulla, die genauso wie die Regisseurin Ayse Polat hier zum ersten Mal für das ARD-Krimi-Flaggschiff gearbeitet haben.

Harmonie im Dortmunder Team

Auch sonst stimmt die Harmonie im früher so krisen­geschüttelten vierköpfigen Dortmunder Team, zu dem noch Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) gehören. Letztere stieß erst dieses Jahr nach dem Ausstieg von Aylin Tezel dazu.

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Um Beziehungen geht es auch und vor allem im aktuellen Fall, ein klassischer „Whodunit“, bei dem erst gegen Ende die Masken fallen, die Akteurinnen und Akteure ihr wahres Gesicht zeigen, und die Geschichte dabei eine Wendung nimmt, mit der wohl selbst die größten „Tatort“-Expertinnen und -Experten nicht gerechnet haben.

Los geht’s mit dem obligatorischen Mord

Los geht’s natürlich mit dem obligatorischen Mord. Frühmorgens wird beim Joggen ein Polizei­hauptmeister vorsätzlich von einem Auto überfahren und getötet. Vermutlich aus Rache. Wie sich bald herausstellt, ist er ein notorischer Frauen­aufreißer gewesen, der zu der auch real existierenden Szene der Pick-up-Artists („Aufreiß­künstler“) gehört hat.

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Unter seinen zahlreichen Opfern ist auch seine Kollegin Jessica (Michelle Barthel) gewesen, die Tochter von Katrin Steinmann (Anne Ratte-Polle), Leiterin der Polizeiwache des Toten. Sie wiederum unternimmt nun alles, um ihre schützende Hand über ihre Tochter und über Paul (Jonas Friedrich Leonhardi), einen jungen Kollegen und besten Freund des Toten, zu halten.

Auch Paul ist nämlich verdächtig, weil er auf den Erfolg seines Freundes eifersüchtig gewesen ist. Und weil er immer noch irgendwie mit seiner Ex (Kyra Sophia Kahre), der Witwe des Toten, verbandelt ist.

Kompliziertes Beziehungs­geflecht

Das eigentlich noch wesentlich kompliziertere Beziehungs­geflecht, mit dem Bönisch und Faber konfrontiert werden, ist jedenfalls kaum zu durch­schauen. Vor allem weil ausgerechnet auch noch ein Zahnarzt (Simon Böer) mitmischt, der als Guru der Pick-up-Artist-Szene schwer­gebeutelte Männer mit Aufreiß­tipps versorgt. Zu seinen Jüngern haben auch Paul und der Tote gehört. Da das natürlich neugierig macht, tauchen bei einem seiner Seminare auch die beiden Kommissare auf. In einer hinreißenden Szene veräppelt den notgeilen Zahnarzt dann Bönisch, die solche Leute widerlich findet.

Obwohl das alles ziemlich kompliziert klingt, ist dieser Fall bis zum schön-traurigen Ende sehr unterhaltsam, sehr gut konstruiert, und auch der vermeintlich verbissene Kampf der Geschlechter wird witzig präsentiert. Da sich dabei fast alles irgendwie um Sex dreht, werden davon auch Bönisch und Faber infiziert.

Da Bönischs Beziehung zu dem Mann von der Spuren­sicherung mittlerweile in so eingefahren braven Bahnen verläuft, ist sie offenbar bereits kurz davor, die Flucht zu ergreifen. Sie will einfach mehr – mehr Aufregung und mehr Sex. Und auch Faber gönnt sich eine heiße, nicht ganz polizeilich-korrekte Affäre, wird aber dabei so fürchterlich enttäuscht, dass er den Trost seiner Kollegin am Schluss gut gebrauchen kann. Sie sind eben ein richtig gutes Paar.

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