Terry Hall hat unter anderem als Sänger der britischen Two-Tone-Band The Specials Musikgeschichte geschrieben. Jetzt ist er im Alter von 63 Jahren gestorben.
Specials-Sänger Terry Hall totSeiner Musik lag ein furchtbares Trauma zugrunde
Von Christian Bos
Lesezeit 2 Minuten
Terry Hall, Sänger der Specials, ist mit 63 Jahren gestorben
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„Na sowas!“, „Well Fancy That“, heißt das finale Stück auf „Waiting“, dem zweiten und letzten Album von Terry Halls zweitbekanntester Band, Fun Boy Three. Höher geschätzt wird das Septett, für das Hall zuvor gesungen hatte, The Specials. Die Two-Tone-Band aus Coventry war von 1979 bis 1981 siebenmal in den britischen Top Ten vertreten.
Ihr letzter Hit, „Ghost Town“, war auch ihr größter, eine radikale (aber tanzbare) Abrechnung mit der sozialen Verwahrlosung der Thatcher-Ära. Heute klingt „Ghost Town“ wie eine Vorahnung des ersten Corona-Jahres.
Aber zurück zu „Well Fancy That“: Darin berichtet Hall zum Dreivierteltakt in knappen Worten vom traumatischsten Ereignis seines Lebens. Im Alter von zwölf Jahren lud ihn ein Lehrer, mit dem Versprechen, ihm Französisch beizubringen, auf einen Wochenendtrip nach Frankreich ein. Wo er, kaum angekommen, seinen Schutzbefohlenen im Hotelzimmer sexuell missbrauchte. In späteren Interviews ergänzte Hall, dass er von einem „Pädophilen-Ring“ vergewaltigt wurde, den dieser Lehrer anführte.
Von Pädophilen-Ring missbraucht
Seinen Eltern erzählte Terry Hall nichts. Die waren hart malochende Fabrikarbeiter, der Vater Alkoholiker. Die weiterführende Schule, für die sich ihr Sohn qualifiziert hatte, war ihnen zu teuer. Was Hall nach dem Frankreich-Ausflug nur recht war, mit 14 stieg er ins Berufsleben ein, verdingte sich als Maurer und Friseurgehilfe und tauchte, weil das Leben doch mehr bieten musste, in die örtliche Punk-Szene ein.
Obwohl es David Bowies Soul-Album „Young Americans“ war, das seine musikalische Abenteuerlust und seinen Stilwillen erweckte. 1977 stieß Hall als Sänger zu den Specials, die Ska- und Rocksteady-Beats mit Punk-Attitüde verbanden. Ihr gleichnamiges Debüt ist der perfekte Ausdruck der englischen Malaise. Und zugleich eine multiethnische Utopie.
Später arbeitete Hall unter anderem mit den Girlbands Bananarama und The Go-Go's zusammen, schrieb mit deren Gitarristin Jane Wiedlin den Hit „Our Lips Are Sealed“, kollaborierte mit Dave Stewart von den Eurythmics und Damon Albarn von Blur. Und seit 2008 trat er auch wieder mit den neu formierten The Specials auf. In Köln konnte man sie zuletzt 2019 im E-Werk erleben.
Am 18. Dezember ist Terry Hall im Alter von 63 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.