Stadt Köln will Mittel streichen"Crime Cologne" droht das Aus

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Autorin Judith Merchant  

Köln – Am kommenden Sonntag startet nach zwei Jahren Corona-Pause wieder das   internationale Krimifestival „Crime Cologne“.  Bestsellerautoren und -autorinnen wie Friedrich Ani  oder Judith Merchant stehen auf dem Programm und viele Tickets sind schon verkauft.

Trotzdem ist die Stimmung gedrückt: Grund dafür ist der Entwurf des Haushaltsplans der Stadt Köln, der eine komplette Streichung der Fördermittel  vorsieht. Und das wäre das sichere Ende des Festivals, betonen die Verantwortlichen in einer Mitteilung.

„Die Situation ist absurd“, so Festivalleiter Hejo Emons. “Noch während die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne stehen, will uns die Stadt Köln das Licht ausdrehen.“ Am 30. September – also mitten in der Festivalwoche – wird der Finanzausschuss tagen.  Und dann – so befürchten die Macher  – könnte das Aus für ihr Festival beschlossen werden, das sich in den letzten zehn Jahren zu einem der größten Krimifestivals im deutschsprachigen Raum entwickelt habe.

"Beschämend für den Kulturstandort"

“Wir sind sehr verwundert über das Verhalten der Verantwortlichen“, sagt Achim Mantscheff, Vorstand des gemeinnützigen „Crime Cologne e.V.“: “Das Festival ist zu einem Netzwerk vor allem der Kölner Verlags-, Buchhandels- und Medienlandschaft geworden. Dass uns die Förderung nun gestrichen werden soll, ohne dass im Vorfeld auch nur ein einziges Gespräch seitens der Verwaltung und verantwortlichen Politiker mit uns geführt worden wäre, ist für den Kulturstandort Köln schlicht beschämend.“ Die “Crime Cologne“ sei noch nicht einmal über den Ausfall der kommenden Förderung informiert worden.

Das Festival wurde seit seiner Gründung  durch das Amt für Wirtschaftsförderung und in den Jahren 2020 und 2021 durch die Köln-Business Wirtschaftsförderungs GmbH unterstützt. Im laufenden Jahr übernahm erstmals das Kulturamt die Förderung.  Achim Mantscheff sagt, dass die Fördersumme von jährlich 25 000 Euro ohnehin nicht kostendeckend – zumal davon 3000 Euro  als Preisgeld des „Crime Cologne Award“ zur Verfügung gestellt worden seien. „Ein Preis übrigens, den wir auf expliziten Wunsch der Stadt Köln ins Leben gerufen haben und der dann ohne Festival ebenfalls in eine ungewisse Zukunft blickt.“ Mantscheff spricht von einem „Schlag ins Gesicht der Veranstaltungs- und Kulturbranche, die wie keine andere unter der Corona-Situation gelitten hat“.

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Verlagsleiter und -leiterinnen wie Sabine Cramer (DuMont Buchverlag) und Simon Decot(Bastei Lübbe) betonen, wie wichtig das Festival für die Stadt und die Literaturlandschaft ist: „Die »Crime Cologne« eröffnet vielen Leser:innen den Zugang zu den Büchern und Autor:innen. Sie schließt eine Lücke in der Präsentation von Literatur in Köln, denn gerade Lesungen zu Krimiliteratur finden vor allem auf Festivals statt“ schreibt beispielsweise Kerstin Gleba (Kiepenheuer&Witsch).

Und der Verein „Literaturszene Köln“ appelliert an die Stadt, das Festival weiter zu unterstützen, weil es  über Kölns Grenzen hinaus nicht nur für ein beliebtes Literaturgenre werbe, „sondern auch für unsere Stadt“.  Auch die  Mayersche Buchhandlung stellt sich hinter das Festival und gibt zu bedenken, dass solche Events „existenzielle Bedeutung für uns“ haben – gerade in Zeiten des Onlinehandels „im Hinblick auf die Kundenbindung und Stärkung der Innenstadt.

Henriette Reker feierte das Festival im Vorwort

Und selbst die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wird aus dem Vorwort der „Crime Cologne“ 2019 zitiert: Das Festival habe sich „ in den vergangenen Jahren zu einem der spannendsten Literaturereignisse des Landes entwickelt und ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken“. (ksta)

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