Tanz- und Theaterpreise vergebenDas sind Kölns beste Inszenierungen

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Inzensiert von COMEDIA Theater Köln gGmbH. Copyright: Christopher Horne.

Szene aus „Wasihrwollt“ in der Comedia, dem Gewinner des Kinder- und Jugendtheaterpreises.

Im Komed im Kölner Mediapark wurden am 4. Dezember die Kölner Tanz- und Theaterpreise vergeben. Wir stellen die Gewinner vor. 

Vor zehn Jahren gewann Janosch Roloff mit dem damals noch ganz jungen „nö-theater“ den Kölner Theaterpreis (und den Kurt-Hackenberg-Preis obendrein) für sein Stück „V wie Verfassungsschutz“. Seitdem heimsten Regisseur und Ensemble immer wieder Theaterpreis-Nominierungen für ihre politisch-dokumentarischen Projekte ein.

Am Montagabend im Komed-Saal im Kölner Mediapark war es endlich wieder so weit: Für „G wie Grüne Armeefraktion“ gewannen Roloff und das nö-theater ihren zweiten Kölner Theaterpreis. Sie haben sich, hieß es in der Laudatio von Jury-Mitglied Norbert Raffelsiefen, „ein weiteres Mal als Meister in der Kunst der Collage“ erwiesen: „Zitate aus dem Kanon der Theaterklassiker werden hier mit einem untrüglichen Gespür für dramaturgischen Rhythmus, mit aktuellen Statements zur Klimakrise im Allgemeinen und den Protestformen der Letzten Generation im Besonderen verwoben.“

Tim Behrens kann sich über den Kölner Tanzpreis freuen

Der Kölner Tanzpreis 2023 ging an Tim Behrens Choreografie „What is left“, einer Produktion von Overhead Project, irgendwo, so Jenny Patschovsky von der Tanzjury, zwischen Laufsteg und Militärparade, die bei aller Brutalität und Härte des Settings darauf verweise, dass ein soziales Miteinander ohne Vertrauen und gegenseitige Fürsorge nicht möglich sei. Auch diese Kompanie an der Grenze zwischen zeitgenössischem Zirkus und Tanz kann sich bereits über ihren zweiten Kölner Tanzpreis freuen. Dotiert sind Tanz- und Theaterpreis mit jeweils 10.000 Euro.

Der Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis (5000 Euro) geht an Manuel Mosers Shakespeare-Bearbeitung „Wasihrwollt“, produziert von der Comedia. Ein Stoff, so Jury-Mitglied Thomas Linden, der die Diskussion über die Frage, wie weit Geschlechteridentität biologisch oder sozial definiert ist, genau in ihrem Zentrum aufnehme: „Manuel Moser modernisiert den Stoff, ohne ihn dabei aufzulösen und entfacht in uns die Lust an der Entdeckung von Shakespeares Universum.“

Darstellerpreis für Tomasso Tessitori

Es gab noch mehr Preise zu vergeben an diesem Abend: Über den Kölner Darstellerpreis konnte sich Tomasso Tessitori für seine Darstellungen in „Das große Heft“, „Penthesilea – Battle of the Sexes“ und vielen weiteren Kölner Produktionen seit den frühen 1990er Jahren freuen. In seiner Laudatio schreibt Winfried Gellner: „Götz Alsmann, der zusammen mit Christine Westermann die WDR-Serie ‚Zimmer frei‘, in der Tessitori öfters aufgetreten ist, moderiert hat, nannte ihn einmal ‚den Mann mit den tausend Gesichtern‘. Treffender kann man seine schon zuvor gerühmte Vielseitigkeit kaum charakterisiere.“

1992 gehörte Tessitori zu den Mitgründern von Dietmar Kobboldts Theatergruppe c.t. 201. Da passte es, dass Kobboldt in diesem Jahr den mit 2600 Euro dotierten Kölner Ehrentheaterpreis erhält. Wer diese Auszeichnung fürs Lebenswerk erhält, bestimmt eine Jury aus den bisherigen Ehrentheaterpreisträgerinnen und -preisträgern.

Die Laudatio auf den langjährigen Leiter der Studiobühne Köln hielt der frisch gebackene Kindertheaterpreisträger Manuel Moser: Dietmar Kobboldt polarisiere, was ihn manchmal direkt gegen die Wand führe, „aber oft auch zu Bewegungen in Politik, Verwaltung oder der Theaterszene, die ohne Kobbys Vorangehen so wahrscheinlich nicht möglich gewesen wären“, jedenfalls hätte er den Ehrentheaterpreis mehr als verdient.

Da gab es keinen Widerspruch. Aber noch ein paar Preise mehr zu verteilen: Der Kurt-Hackenberg-Preis (5000 Euro) ehrt politisches Theater, er geht 2023 an die bereits erwähnte Inszenierung „Das große Heft“, nach dem Roman von Ágota Kristóf, von tt-Theaterproduktion in Kooperation mit dem Orangerie-Theater. „Ein erschütternd eindringlicher Theaterabend, der vom Schrecken des Krieges jenseits der Front erzählt und von Traumata, welche in die Gesellschaft getragen und die über Generationen weitergegeben werden“, lobte Beate Schwarzbauer von der Kurt-Hackenberg-Jury.

Victor Maria Diderich Gewinner Puck Kölner Nachwuchsdarstellerpreis 2023

Victor Maria Diderich hat den Kölner Nachwuchsdarstellerpreis „Puck“ gewonnen

Bleibt noch der „Puck“, der Nachwuchspreis für junge Schauspielerinnen oder Schauspieler, dotiert mit 2.500 Euro. Über den kann sich Victor Maria Diderich freuen, 2000 in Köln geboren und seit 2020 Schüler an der Schauspielschule des Theater der Keller. Überzeugt hatte er die Jury mit seinen Rollen in den Produktionen „Inside the wave“ im Kulturbunker Mülheim und „Rettet den Kapitalismus“ sowie „Frühlingserwachen: Baby, I am burning!“ am Theater der Keller. Die Puck-Jury lobte unter anderem Diderichs ausdrucksstarke Stimme, sein nuancenreiches Spiel und sein gutes Gespür für komische Momente und das richtige Timing.

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