So war der „Tatort“ aus ZürichBlutdiamanten und kaltblütige Morde

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Im Vordergrund stehen die beiden Kommissarinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott und schauen skeptisch in Richtung Tatort. Im Hintergrund sieht man, wie Polizeikollegen die Wohnung gründlich unter die Lupe nehmen und nach Spuren untersuchen.

Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) in der Wohnung des getöteten Christoph Merz.

„Von Affen und Menschen“ zeigte nicht nur einen getöteten Schimpansen, sondern eine rasante und spannende Entwicklung von Gewalt, Kidnapping und Mord.

Der Fall

Fälle hatte dieser „Tatort“ gleich mehrere zu bieten. Einmal den Fall um den getöteten Schimpansen Tembo, der anlässlich der Eröffnung eines Kongo-Affenwaldes in die Obhut des Züricher Zoos übergeben wurde. Dann das Verschwinden von Michael Widmer, der Tembo mitgebracht hatte. Außerdem die Morde an Christoph Merz und seiner Frau Nicole Merz. Und zu guter Letzt das Verschwinden und die Entführung der flüchtigen Zwillingsschwester Aline Kaiser.

Im Laufe des Krimi wurde außerdem Michael Widmer tot aufgefunden und die inzwischen gefundene Aline Kaiser aus einem Spital gekidnappt.

Die Auflösung

Lange Zeit gestalteten sich die Ermittlungsarbeiten für die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) schwierig und bescherten ihnen im wahrsten Sinne des Wortes schlaflose Nächte. Auch, weil die Fälle am Anfang in keinem klaren Zusammenhang standen.

Erst, als sich bei der wieder befreiten Aline Kaiser und neben dem getöteten Christoph Merz kleine Diamanten fanden, ergab sich dem Ermittlerinnen-Duo endlich der Lauf der Dinge.

Und der war ziemlich außergewöhnlich: Denn unter die Haut des Schimpansen Tembo waren teure Edelsteine eingenäht worden, die auf diese Weise unentdeckt aus dem Kongo in die Schweiz gebracht werden sollten. Widmer hatte diese „Blutdiamanten“ dann später im Zoogehege gewaltsam entfernt, da die Narkose bei Tembo nicht anschlug. Mit einer Bisswunde vom Kampf geriet Widmer in der Notaufnahme mit Christoph Merz aneinander, der Widmer tötete und die Diamanten an sich nahm. Über seine Frau und dessen Zwillingsschwester Aline Kaiser kamen die Edelsteine am Ende zu Max Loosli, der von Kaiser um sein Geld betrogen worden war und diese mit der Hoffnung auf finanzielle Entschädigung gekidnappt hatte.

Was hat es mit Blutdiamanten auf sich?

Wie der „Tatort“ richtig erklärt, handelt es sich um Edelsteine, die in Krisen- und Konfliktgebieten (meist unter menschenrechtsunwürdigen Bedingungen) abgebaut und verkauft werden, um eben jene Kriege zu finanzieren. Daher werden sie „Blutdiamanten“ genannt. Die Vertreibung und der Verkauf solcher Edelsteine ist nicht nur in den EU-Staaten und der Schweiz illegal.

Fazit

Der siebte Fall von Grandjean und Ott war ein rasanter und an vielen Stellen skurriler Krimi mit gleich mehreren Fällen und Handlungssträngen. Gerade zu Beginn des „Tatort“ verwirrte dies und machte es schwierig, den Überblick zu behalten. Da half es auch wenig, wenn sich dann noch die eine Zwillingsschwester zeitweilig als die andere ausgegeben hat... 

Die Vielzahl an Fällen führte unweigerlich dazu, dass sich einzelne Handlungsstränge und Konfliktpotenziale gar nicht richtig entfalten können. Das anfängliche Aufbegehren von Kommissarin Ott beispielsweise, als Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) den Mord an Schimpansen Tembo als „Sachbeschädigung“ abtut, verpuffte im Laufe der Ermittlungen gänzlich.

So ergab sich die Spannung im Großteil durch immer neue Morde, Wendungen und Entführungen. Ohnehin faszinierte die Kaltblütigkeit der einzelnen Akteure. In Bezug auf die fortlaufende Dramatik stachen hier besonders die schauspielerischen Leistungen von Sarah Viktoria Frick (Nicole Merz/Aline Kaiser) und Michael von Burg (Max Loosli) positiv hervor.

Generell wurden die jeweiligen Fälle und Handlungsstränge authentisch erzählt und liefern immer wieder überraschende und unerwartete Entwicklungen. Dass am Ende des Krimis sowohl der Kidnapper Max Loosli als auch die in den Diamantenschmuggel verstrickte Verwaltungsrätin im Züricher Zoo, Rosi Bodmer, ohne juristische Konsequenzen davonkamen, mag zwar ein unbefriedigendes, aber letztlich angemessenes Ende dieses verwirrenden Falls sein.

Mit der Frage nach dem Töten von Tieren sowie dem Thema Diamantenschmuggel lieferte der Schweizer „Tatort“ gute Ansatzpunkte – und entschied sich dann für eine spannungsgeladene Gewalt- und Mordspirale mit dem altbekannten Motiv der Gier, sehr sehenswert umgesetzt von Regisseur Michael Schaerer auf der Grundlage des Drehbuchs von Stefan Brunner und Lorenz Langenegger.

Es ist zu zwar bezweifeln, dass „Von Affen und Menschen“ den Zuschauern so viele schlaflose Stunden bescheren wird wie dem Ermittlerinnen-Duo Grandjean und Ott. Aber er bescherte 90 lohnenswerte Minuten.

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