„Ekelhaft“ und „verachtenswert“„taz“ veröffentlicht Wissing-Karikatur mit Nazi-Bezug – und löscht sie wieder

Lesezeit 3 Minuten
Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei der Bundespressekonferenz. Die Tageszeitung „taz“ sorgte nun mit einer Karikatur über den FDP-Politiker für Kritik. (Archivbild)

Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei der Bundespressekonferenz. Die Tageszeitung „taz“ sorgte nun mit einer Karikatur über den FDP-Politiker für Kritik. (Archivbild)

Die „taz“ hat sich für eine Karikatur mit Nazi-Bezug über Volker Wissing nach scharfer Kritik entschuldigt. Der Minister reagierte gelassen.

Die Tageszeitung „taz“ steht nach der Veröffentlichung einer Karikatur zu FDP und Autobahnen mit Nazi-Bezug in der Kritik. Die Zeichnung, die von der Zeitung auch auf Twitter und Facebook veröffentlicht worden war, zeigt eine dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nachempfundene Figur mit Kleidung, die einer Nazi-Uniform ähnelt und mit Klebstoff an der Hand.

„Wir sind die allerletzte Generation: Wir kleben an jeder Autobahn fest!“, steht in der Zeichnung neben der Wissing-Darstellung, in der viele Kritiker einen Vergleich mit Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels erkennen. Nach scharfer Kritik in sozialen Netzwerken löschte die „taz“ die Karikatur schließlich. In der Mittwochausgabe der Zeitung ist die Karikatur abgedruckt.

Kritik an Karikatur mit Nazi-Bezug über Volker Wissing: „Die taz relativiert den Holocaust“

Die Zeichnung, die inhaltlich als Kommentar zur fortdauernden Debatte um die Proteste von Klimaaktivisten und die Entscheidung der Bundesregierung gedacht gewesen sein dürfte, sorgte für heftigen Widerspruch, vor allem in Reihen der FDP.

„Die taz relativiert das Dritte Reich und den Holocaust, indem sie Dr. Volker Wissing als Goebbels darstellt“, schrieb FDP-Politiker Tobias Huch. Die Karikatur sei „ekelhaft“ und „verachtenswert“. Auch die Vorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, verurteilte die Zeichnung. „Was für ein Tiefpunkt im demokratischen Diskurs“, schrieb sie bei Twitter. Einige Journalistinnen und Journalisten äußerten in sozialen Netzwerken ebenfalls Kritik an der Karikatur.

Volker Wissing reagiert auf taz-Karikatur mit Nazi-Bezug: „Gezählt, gewogen und für zu leicht befunden“

Bundesverkehrsminister Wissing reagierte unterdessen selbst auf die inzwischen gelöschte Karikatur – und teilte sie bei Twitter. Dazu schrieb der FDP-Politiker auf Hebräisch: „Guten Morgen! Gezählt, gewogen und für zu leicht befunden.“

Am Mittwochmittag löschte die Tageszeitung mit Sitz in Berlin die Karikatur bei Twitter und Facebook nach einiger Zeit schließlich wieder. Auf Twitter schrieb die Zeitung in einem Transparenzhinweis später: „Die Karikatur hätte so nicht erscheinen sollen, das tut uns leid.“ 

taz räumt nach Karikatur über Volker Wissing Fehler ein: „Hätte so nicht erscheinen sollen“

Die Karikatur verfehle, durch einen „überflüssigen Nazi-Vergleich ihren Zweck – der gewesen wäre, eine wirkungsvolle Kritik an der Verkehrspolitik der FDP zu üben“, hieß es weiter im Statement der Zeitung. „Mit Anspielungen auf den Nationalsozialismus und der Verwendung von NS-Symbolik sollte man generell auch in kritischer Absicht sehr sparsam umgehen. Mitglieder der Bundesregierung auf diese Weise in die Nähe von NS-Verbrechern zu rücken, verbietet sich.“

Am Dienstagabend waren die Pläne der Ampel-Regierung bekannt geworden, dass neben Bahnstrecken auch Autobahnen schneller ausgebaut werden sollen. Zuvor hatte die Koalition darüber heftig gestritten. Nun soll eine begrenzte Anzahl von besonders wichtigen Autobahn-Projekten eine Sonderstellung bekommen. Die Grünen hatten sich lange gegen diesen Wunsch des Koalitionspartners FDP gestemmt. (das) 

KStA abonnieren