„The Palace“ jetzt im KinoDer neue Film von Roman Polanski fühlt sich wie ein viel zu langer Altherrenwitz an

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Mickey Rourke (rechts) spielt einen Star-Investor, Milan Peschel (links) einen braven Banker.

Mickey Rourke (rechts) spielt einen Star-Investor, Milan Peschel (links) einen braven Banker.

„The Palace“ von Roman Polanski  läuft seit dem 18. Januar im Kino. Eine Kritik.

Als Roman Polanski 2019 im stolzen Alter von 86 Jahren mit dem französisch-italienischen Historiendrama „Intrige“ sowohl nochmal das Publikum als auch die Kritiker überzeugen konnte, wäre ein anschließender Rückzug aus dem Film-Business wohl die richtige Entscheidung gewesen. Stattdessen startet mit „The Palace“ am Donnerstag (18. Januar) nun der 25. Langspielfilm des Altmeisters. Und dieser erweist sich als Griff ins Klo.

Oliver Masucci (bekannt aus der Netflix-Serie „Dark“ oder dem Film „Er Ist Wieder Da“) spielt in „The Palace“ den Hoteldirektor Hansueli, der sich in dem titelgebenden Luxus-Hotel, mitten in den Schweizer Alpen, auf den Wechsel ins neue Jahrtausend vorbereitet. Für die hochkarätige Party am Abend haben sich schließlich zahlreiche namhafte Gäste aus der ganzen Welt angekündigt. 

Der Schauspieler Oliver Masucci dreht eine Szene beim Film „The Palace“. Im Hintergrund stehen ganz viele Köche.

Oliver Masucci (vorne) spielt in „The Palace“ den Hoteldirektor Hansuel.

Dazu zählen unter anderem der Alt-Milliardär Arthur William Dallas III (gespielt von Monty-Python-Legende John Cleese), der gemeinsam mit seiner 22-jährigen Ehefrau Magnolia (Bronwyn James) den ersten Hochzeitstag in dem Hotel feiert, sowie der gut gebräunte Starinvestor Bill Crush (Mickey Rourke), der zusammen mit dem Banker Caspar Tell (Milan Peschel) die Millennium-Nacht für einen Millionenbetrug nutzen möchte. Auch ein ehemaliger Porno-Darsteller, ein berühmter Schönheitschirurg und zwielichtige russische Gangster mischen sich unter die Gäste.

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Dieser Blick zurück ins vergangene Jahrtausend hat zumindest auf Darsteller-Seite das Potenzial für einen originellen, schwarzhumorigen und unterhaltsamen Spielfilm – allerdings scheint auch das Drehbuch aus dem vergangenen Jahrtausend zu sein. Anders lässt sich der nur selten wirklich lustige Klamauk, der da über den Bildschirm flackert, nicht erklären. „The Palace“ fühlt sich an wie ein viel zu langer Altherrenwitz.

„The Palace“ von Roman Polanski: Altbackene Witze sind nicht mehr zeitgemäß

Stumpfer und altbackener Humor kann in Filmen auch 2024 noch funktionieren – dafür braucht es allerdings obendrauf noch einen Kontext, der das Ganze kritisch einordnet. In „The Palace“ hat man allerdings die ganze Zeit das Gefühl, Polanski und sein fünf Jahre jüngerer Drehbuchautor Jerzy Skolimowski säßen wie Waldorf und Statler aus der Muppet-Show auf ihren Logenplätzen und feierten ihren gestrigen Humor vollständig ab. Witze über Scheidenkrämpfe, große männliche Geschlechtsorgane und wodkatrinkende Klischee-Russen sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Zumindest nicht so.

Darüber hinaus bekommt man auch auf ästhetischer Ebene in „The Palace“ nicht allzu viel zu sehen. Während Wes Anderson es 2014 mit „The Grand Budapest Hotel“ geschafft hat, das namensgebende Hotel durch tolle Bilder fast schon zum eigenen Protagonisten zu machen, bekommen wir in „The Palace“ nur wenige im Gedächtnis bleibende Einblicke in das Luxus-Etablissement. 

Milan Peschels Figur Caspar Tell im Film „The Palace“.

Milan Peschels Figur Caspar Tell erlebt in „The Palace“ einen ganz besonderen Silvester-Abend.

Polanski konzentriert sich zu sehr auf seine namhafte Darsteller-Riege. Neben Oliver Masucci, der seine Rolle als Hoteldirektor wirklich ausgezeichnet verkörpert und trotz all des Wahnsinns um ihn herum immer noch höflich und charmant bleibt, weiß eigentlich nur Mickey Rourke in seiner völlig zugespitzten Rolle zu überzeugen. Leider beschränkt sich seine Bildschirmzeit auf maximal 15 Minuten. 

Zumindest auf musikalischer Ebene muss sich „The Palace“ nicht verstecken. Der Soundtrack von Oscar-Preisträger Alexandre Desplat ist durchaus hörenswert.

Letztlich fühlt sich „The Palace“ maximal wie ein gut gemeinter TV-Film an, der allerdings qualitativ so weit von Polanskis Meisterwerken wie „Chinatown“ oder „Der Gott Des Gemetzels“ entfernt ist wie die Schweizer Alpen vom Sydney Opera House. Nun muss Roman Polanski also noch mindestens einen Film machen, um die Chance zu wahren, doch noch mit einem Glanzstück abzutreten.

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