Thirty Seconds To Mars bei der Digital X„Ihr mögt es mehr, wenn ich Köln sage und nicht Cologne, oder?“

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Sänger Jared Leto tanzt am Bühnenrand, während im Hintergrund ein Funkenstrahl aus dem Boden schießt.

Großes Spektakel im kleinen Kreis boten Thirty Seconds To Mars im Kölner Media-Park.

Superstar Jared Leto und sein Bruder Shannon spielten mit ihrer Band Thirty Seconds To Mars im Kölner Media Park ihr einziges Europa-Konzert in diesem Jahr.

Zwei Brüder und eine Bühne. Mehr brauchte es nicht, um 3.000 Menschen glücklich zu machen. Die Tickets für dieses exklusive Konzert der US-Band Thirty Seconds To Mars hatte es kostenlos und nur für Kunden der Telekom gegeben. Sie waren im Handumdrehen vergriffen.

Wer leer ausgegangen war, hatte die Möglichkeit, dem Spektakel über das Streaming-Portal Magenta-Musik beizuwohnen. Der Auftritt stellte den Höhepunkt der Veranstaltungen im Rahmen der Digitalisierungs-Messe „Digital X“ dar, die am Mittwoch und Donnerstag in Köln stattfand.

Großer Auftritt und melodramatische Posen

Wer sich auf neues Material vom kürzlich erschienen sechsten Studioalbum „It's The End Of The World But It's A Beautiful Day“ gefreut hatte, musste indes ein wenig Geduld aufbringen.

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Sänger Jared Leto posiert im goldenen Umhang. Im Hintergrund sieht man die Silhouette seines Bruders Shannon am Schlagzeug.

Thirty Seconds To Mars: Frontmann Jared Leto liebt die große Geste.

Zu Beginn der Show, die für Band-Verhältnisse geradezu intimen Charakter hatte, warteten die Leto-Brüder mit Bewährtem auf. Frontmann Jared liebt den großen Auftritt und setzte sich mit sichtlichem Vergnügen melodramatisch in Pose. Mal im Rampenlicht als Heiland im goldenen Umhang, mal wie Darth Vader mit bengalischer Fackel in der Hand. Der Schauspieler in ihm lässt sich nicht leugnen.

Vom Clubkonzert zu „Rock am Ring“

Er umgarnte sein Publikum und spielte charmant mit ihm. Vor allem den deutschen Fans seien sie zu besonderem Dank verpflichtet, betonte er. Anfangs seien nur 50 Interessierte zu den Konzerten gekommen. Es seien immer mehr geworden, bis die Gruppe zum Headliner bei „Rock am Ring“ avancierte.

Wie um diese Dankbarkeit zu unterstreichen, durften drei „verrückte Tänzer“, so lautete Letos Stellenbeschreibung ans Publikum, mit ihm auf der Bühne feiern. Das Trio legte sich mächtig ins Zeug, um den Star nun bloß nicht zu enttäuschen. Vor allem Tom, dessen Wohnort Leto nur unverständlich wiedergeben konnte, rockte ungerührt mit dem Star auf dessen Podest am vorderen Bühnenrand.

30STM ziehen alle Show-Register

Funkenregen, Rauchsäulen und Pyrotechnik – 30STM, so die Kurzform des Bandnamens, zogen alle Register. Einzig die schwarzen, übergroßen Wasserbälle, die zu „Attack“ ins Publikum geworfen wurden, verfehlten den gewünschten Effekt. Ein kräftiger Windhauch wehte durch den Media Park, ergriff die Bälle und bugsierte sie kurzerhand außerhalb des Zuschauerbereichs. Künstlerpech.

Sänger Jared Leto stet mit einer brennenden bengalischen Fackel in der Hand in Rauchschwaden.

Jared Leto kann auch düster.

Nicht die einzige kleine Panne. Scheinbar gab es ein Abstimmungsproblem zwischen den Brüdern. Nach „The Kill (Bury Me)“ wollte Shannon am Schlagzeug mit einem anderen Song weitermachen, als es Jared erwartet hatte. Ein irgendwie skurriler Moment, in der ansonsten so perfekt scheinenden Performance der beiden.

In der es aber durchaus Platz für Humor gab. Jared gestand seine Vorliebe für „Spätzle“. Der Ausdruck kam erstaunlich unfallfrei über seine Lippen. Genauso wie seine Erinnerung, eine ausverkaufte Show in der Lanxess-Arena gespielt zu haben: „Köln, richtig? Köln! Ihr mögt es mehr, wenn ich Köln sage und nicht Cologne. Oder?“ Was für eine – Verzeihung – dumme Frage.

Drei Songs vom neuen Album

Nach kurzer Diskussion gab es dann mit „Stuck“ den zweiten Song der neuen Platte. Ein überraschender Impuls für das Unterbewusstsein. Denn für den Bruchteil einer Sekunde waberte bei der Nummer der White-Stripes-Hit „Seven Nation Army“ über die Köpfe der Menge.

Zuvor hatte mit „Life Is Beautiful“ das lang erwartete erste neue Stück seine europäische Live-Premiere erlebt. Kurz vor Toresschluss gaben die beiden Kalifornier, deren Musik übrigens augenscheinlich außer Schlagzeug und Gesang aus der Konserve kam, mit „Seasons“ einen dritten Neuling zum besten.

Zum großen Finale ließ Jared mehrere Dutzend Fans, von ihm handverlesen, auf die Bühne. Nach „Closer To The Edge“ endete die Show dann in etwas, das nach überstürzter Flucht aussah. Augenblicke zuvor hatte sich der Sänger ganz offensichtlich noch ohne jegliche Berührungsängste mit den ausgelassen tanzenden Fans amüsiert.

Übereifrig wirkendes Sicherheitspersonal geleitete die Leto-Brüder dann aber mit übertriebenen Schutzgesten hektisch hinaus. Zwei Brüder und ihre Bühne. Bis zum Schluss.

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