TV-Tipp: „Eye TV“Zynische, einäugige Puppen

"Unbekannter Nr. 1" und "Unbekannter Nr. 2" vom Popoclub aus der Puppen-Comedy "Eye TV - Der durchgeknallte Puppensender".
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Eben erreicht uns die Meldung, dass Tele 5 der tollste, geilste und werberelevanteste Sender der Welt ist. Das behauptet nicht die wie immer 243-köpfige „Vorgezappt“-Redaktion, diese offensive Form der Angeberei übernimmt Tele 5 schon selbst. Und zwar in dem neuen Format „Eye TV“ (20.00 Uhr, insgesamt zehn Folgen), einer Puppencomedy mit Figuren, die denen aus „Sesamstraße“ und der „Muppet Show“ manchmal verdächtig ähnlich sehen.
Zwei ganz entscheidende Unterschiede aber gibt’s. Erstens: Sämtliche Puppen bei „Eye TV“ haben nur ein Auge. Das ist ein simpler Kniff ist, der beim Betrachter aber zuverlässig immer wieder eins auslöst: Befremden. Zweiter wichtiger Unterschied: Während in den Puppen der „Sesamstraße“ und denen der „Muppet Show“ bei aller Anarchie (Animal, Krümelmonster) und Miesepetrigkeit (Oscar aus der Mülltonne, Waldorf & Statler) immer noch eine Restportion an Gutmütigkeit steckt, sind die Protagonisten bei „Eye TV“ alle böse, zynisch und verdorben. Und zwar durch und durch.
Der Boss des fiktiven TV-Kanals „Eye TV“ (gesprochen übrigens von Tele-5-Chef Kai Blasberg; das nennen wie mal eine gelungene Form von Selbstironie) salbadert von einem „werberelevanten Umfeld der Zielgruppe von 12 bis 97, in dem ein Performanceüberschuss erzielt werden muss“; im „Popo Club“ leben zwei Typen, die Ernie und Bert ähneln, zügellos ihre Leidenschaft für Lack- und Lederfetischismus aus; der Late-Night-Talker präsentiert die „Harald Shit Show“ – und schlimme Fernsehphänomene wie Tele-Shopping werden auch so durch den Kakao gezogen, dass sich die Dampfplauderer von „QVC“, HSE 24 und Konsorten durchaus beleidigt fühlen dürfen.
„Eye TV“ ätzt gegen das Genre, in dem es selbst stattfindet: das Farbfernsehen. Lässt sich kurzweilig und erfrischend an.