Winterjazz Festival KölnDas Jazz-Jahr startet temperamentvoll

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Theresia Philipp vom Trio Losing Color

Theresia Philipp vom Trio Losing Color

Am Samstag findet im Stadtgarten das Winterjazz Festival in Köln statt. Das sind die Konzert-Highlights.

Am Samstag enden die Raunächte, jene zwölf magischen Tage, in denen die Grenzen zu anderen Welten besonders durchlässig sein sollen. So gesehen, hätte sich das diesjährige Winterjazz-Festival kaum einen besseren Tag zur Eröffnung des Jazz-Jahres 2024 aussuchen können: Mag die legendäre „Wilde Jagd“ am Ende der Raunächte auch zur Ruhe kommen, im Kölner Jazz nimmt sie gerade erst Fahrt auf – als verheißungsvolle Klangreise durch etliche Stile, Formen, Temperamente und experimentierfreudige Fantasien, die den Jazz als aufregend durchlässig präsentieren.

Winterjazz im Kölner Stadtgarten

Auch im 13. Jahr gibt Winterjazz einen Einblick in die vitale Kölner Jazz-Szene. Auf drei Bühnen spielen 39 Musikerinnen und Musiker in elf Konzerten und veranschaulichen, welch weit gefasster Begriff „Jazz“ ist, wobei er vor allem als Sammelbegriff für improvisierte und aktuelle Musik jeder Art steht. Kuratiert von Ulla Oster und Angelika Niescier, wird der Stadtgarten einmal mehr zu einem pulsierenden Erlebnisort für Neugierige und Entdeckungsfreudige, für die (Jazz-)Musik erst dann spannend wird, wenn sie in keine vorgefertigten Schubladen passt.

Wer dabei in den richtigen Flow gerät, dürfte kaum aus dem Staunen herauskommen. Geboten wird feinster Modern Jazz, etwa vom Trio des Trompeters Bastian Stein, der mit Phil Donkin und James Maddren ein subtil gewebtes Gruppenspiel zelebriert, während das Trio Losing Color von Theresia Philipp nuancenreich Altsaxofon und Schlagwerk (Thomas Sauerborn) mit den Sphärenklängen des Fender-Rhodes-Magiers Jozef Dumoulin zu „konzeptionell improvisierter“ Klangkunst verschmilzt. Ähnlich bedeutsam für die Kölner Jazzszene sind längst auch Pianist Felix Hauptmann, Bassist Roger Kintopf und Schlagzeuger Leif Berger, die als Trio einfühlsam in sich sowie ihre Mitspieler hineinhorchen, um luzide Klanggebilde zu kreieren.

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Konzerte mit Victor Fox, Emily Wittbrodt und vielen mehr

Immer spannender treibt Saxofonist Victor Fox seine Klangsuche voran, wobei in seiner energiegeladenen, souverän feinmotorischen Formation Mumble Jazz mitunter Einflüsse von Ornette Coleman und Eric Dolphy aufblitzen. Völlig andere Quellen speisen die nicht weniger mitreißende Musik von Molass: Neo Soul, Prog Rock und funkige Electronica sind nur einige der Ingredienzen der Band um Sängerin Marissa Möller, die ihr Klangkonzept treffend als „groovy fairytale“ charakterisiert. Stimmen, flirrende Orgel-Passagen zwischen sakraler und psychedelischer Melodik stoßen im aufregenden Ensemble der Cellistin Emily Wittbrodt auf streng komponierte Formen: Ihr erstaunliches Projekt „Make You Stay“ verbindet barocke Formen von Rezitativen und Arien mit zeitgenössischer Lyrik zu einem höchst selbstbewussten Meisterwerk von betörender Schönheit.

Alles in allem bietet Winterjazz Köln eine musikalisch vorzügliche „Raunacht“, die die Vorfreude aufs neue Jahr weckt. Weniger sind es neue Namen, die aufhorchen lassen, als eher spannend weiterentwickelte Projekte, Konzepte und neue Konstellationen. So ist Pianist Lucas Leidinger mit seinem Solo-Programm „Episoden“ zu hören, während Klarinettistin Annette Maye und Violinistin Zuzana Leharovà als Duett Magnetar spielen. Auch hier: Viel Spielraum und viele kreative Durchlässigkeiten.

Zur Veranstaltung

Winterjazz Köln. 6.1., 19 Uhr, Stadtgarten. Der Eintritt ist frei. Das komplette Programm gibt es hier

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