Leserbriefe zum Karneval:Zwischen Tradition und Erneuerung

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Wagen des Kölner Rosenmontagszugs überqueren die Deutzer Brücke Richtung Altstadt. Im Hintergrund ist die Skyline von Deutz zu sehen.

Der Kölner Rosenmontagszug startete erstmals in Deutz.

Die Freude, die Karnevalstradition nach zwei Jahren wiederzubeleben, ist groß. Sorgen bereitet einigen Lesern jedoch der Straßenkarneval.

Erster Rosenmontagszug über die Deutzer Brücke mit Blick auf den Dom – Viele Selfies, wenig Publikum (21.2.)

Zochweg: Severinstraße als Startpunkt hat mehr Atmosphäre

Der Blick auf die Kuppel des Deutzer Bahnhofs, auf den Turm des Landschaftsverbands, auf die hässliche Seite der WDR-Kabine, Drohnenaufnahmen von der leeren Fläche zwischen Bahnhof und Tribüne und die wenigen Bilder von der Deutzer Brücke auf den Dom: Das soll das Nonplusultra sein?

Im Vergleich dazu der Hintergrund beim Mainzer Zoch und erst recht das Rathaus in Düsseldorf: das sind Bilder, die sich mit dem früheren Beginn ab Severinstorburg und Severinstraße messen konnten. Sie strahlten Atmosphäre aus. Der Platz in Deutz tut das auf keinen Fall – da nützen auch kostümierte Menschen auf der Tribüne nichts. Herr Zugleiter Kirsch, begraben Sie bitte Ihren Traum, es ist nicht unser Traum! Helga Eickmann Köln

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Neuer Zochweg verbindet Links- und Rechtsrheinisches

Was für eine großartige Idee, das Links- und Rechtsrheinische auch im Karneval zu verbinden. Ein herrlicher Blick auf die Altstadt, dazu das Wurfverbot, das uns den Kamellemüll erspart. Nur leider fehlte es an Stimmung, da die übliche Kamelle- und Strüßjer-Choreografie sowie die Schunkelmusik fehlte. Kann man nicht über Lautsprecher an den dortigen Brückenpfeilern für ordentlich Stimmung sorgen?  Simona Berger Köln

Zochweg: Rückkehr zur Tradition gewünscht

Es gibt einfach keinen authentischeren Start dieser grandiosen kölschen Tradition als durch die historische Severinstorburg und die ersten Meter über die Severinstraße hinweg, vorbei am Severinskirchplatz. Hier bekommt die Entstehung des Karnevals ein nachfühlbares, lebendiges Gesicht und wird als wirkliches Kulturgut in die Welt übertragen.

Der Start am LVR-Turm, mit hässlichen modernen Glasfassaden im Hintergrund, über einen breiten „Boulevard“ hinweg, der eher für eine Militärparade geeignet wäre, nimmt Köln jede Gelegenheit, sich als traditionsreiche Stadt zu präsentieren. Jan und Griet wirken wie aus der Zeit gefallen. Der Prinz wie ein einsamer Geselle, den anderen hinterherhechelnd. Ich wohne im Rechtsrheinischen, fühlte mich bisher aber nie „diskriminiert“, jetzt aber als Kölnerin „unter Wert“ repräsentiert. Vollkommen unnötig.  Maike Strung Köln

Kompliment an Zugleiter Holger Kirsch

Wie schön, dass der Rosenmontagszug endlich die beiden Rheinseiten miteinander verbindet, Kompliment an Holger Kirsch für seine Durchsetzungsfähigkeit! Aber wer kam nur auf die Schnapsidee, den Zug auf die Südseite der Deutzer Brücke zu verbannen? Die meisten Fotos zeigen dadurch statt Dom und Rhein viel zu viel unattraktive KVB-Infrastruktur. Genau wie bei der CSD-Parade sollte der Zug über die Nordseite führen, mit freiem Blick auf Dom, Rheinpanorama und die Hüüsjer bunt om Aldermaat!  Jürgen Terhag Leichlingen

Wie schön, dass der Rosenmontagszug endlich die beiden Rheinseiten miteinander verbindet
Jürgen Terhag

Sehnsucht nach dem alten Zugweg

Der Übertragung des Kölner Rosenmontagszugs fehlte jeglicher Flair. Die Severinstorburg, die Enge der Severinstraße, der Severinskirchplatz – das war früher urkölsche Atmosphäre beim Rosenmontagszug. Was jetzt zu sehen war, könnte auch Düsseldorf sein. Wie heißt es doch so schön bei den Heinzelmännchen: „Ach, dass es noch wie damals wär, doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!“  Michael Arntz Köln

Brücken für Zugweg ungeeignet

Die „schönen“ Bilder von der Deutzer Brücke waren reines Glück und sicher nicht planbar. Ein Tag früher und alles wäre mies gewesen. Die Gruppen der Schull- und Veedelszöch mussten das ausbaden. Kaum ein Jeck stand bei miesem Wetter auf der zugigen Brücke. So schön die Idee, beide Rheinseiten zu beglücken, auch ist, man kann es im Winter nicht lange auf den Kölner Brücken aushalten. Die Kölner Jecken haben mit den Füßen abgestimmt, das sollte selbst das Kölner Festkomitee verstehen. Nicht alles, was man einmal gemacht hat, darf Tradition werden, selbst in Köln nicht.  Helmut Dillmann Köln

Rosenmontagszug: Sechs Stunden sind zu viel

Als lebenslanger Fan des Rosenmontagszugs möchte ich meinen Eindruck vom diesjährigen Zoch wiedergeben. Früher waren wunderbare, originelle Musikgruppen aus den Niederlanden, aus der Schweiz, aus dem Alemannischen eingeladen, die dem Zug und der musikalischen Begleitung eine große Vielseitigkeit gaben. Der Rosenmontagszug ist dann immer länger geworden, sodass die Gastmusikgruppen offenbar nicht mehr eingeladen wurden.

Es kommen stattdessen immer neue Gruppen und Vereine dazu, die Fußgruppen werden immer länger, die großen Vereine kommen mit immer mehr Wagen in den Zug. Dadurch bleiben Qualität und Abwechslung auf der Strecke. Dass der letzte Wagen am Zugwegende um 20:39 Uhr eintraf, ist nicht richtig. Wir hatten am Ende nur noch den Wunsch, nach Hause zu gehen, durchgefroren trotz guten Wetters. Über sechs Stunden Zoch sind einfach zu viel! Dazu kommt natürlich die Zeit, die man vorher schon auf der Straße steht. Dr. Karin Heider Odenthal

Zoch: Nachholbedarf bei Diversität

Der Rosenmontagszug war wunderschön. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zuzuschauen. Besonders gefallen hat mir auch die ukrainische Fußgruppe, der alle zugejubelt haben. Das zeigt, wie das Rheinland über den russischen Angriffskrieg denkt. Da sind Wagenknecht und Co. doch in einer hoffnungslosen Minderheit.

Nicht ganz so gut gefallen hat mir, dass auf den Wagen der Kölner Traditionskorps fast ausschließlich alte bis sehr alte weiße Männer zu sehen waren. Nun bin ich mit knapp 70 selbst nicht mehr der Jüngste, aber in Bezug auf Diversität und Gleichberechtigung haben die Kölner Traditionsgesellschaften noch einen langen Weg vor sich. Ihr aktuelles Auftreten passt beim besten Willen nicht mehr in die Zeit. Roger Peltzer Kerpen

Streit um Strüßjer in Plastikfolie – Festkomitee will Müll beim Rosenmontagszug verringern (14.2.)

Wurfmaterial: Weniger wäre mehr

In Sachen Wurfmaterial möchte ich daran erinnern, dass wir dieses Jahr 200 Jahre Kölner Karneval feiern und ein Blick zurück sehr aufschlussreich sein kann. Als Kind in den 1950er und frühen 1960er Jahren kam ich von zwei Karnevalszügen mit ein paar Kamelle und, bei viel Glück, einem Riegel Schokolade nach Hause. Das war auch gut so, denn ab Aschermittwoch durften wir bis Ostern ohnehin nichts davon essen. Bei einem Karnevalszug dabei zu sein hieß, einfach Spaß zu haben und mit den Menschen um einen herum zu feiern und zu singen.

Über die Jahre sind die Mengen an Wurfmaterial immer weiter gestiegen. Kinder gehen heute mit vier vollen Beuteln nach Hause und dann weiß man nicht, wohin mit dem ganzen Kram. Häufig ist zu beobachten, dass schon gar nichts mehr aufgehoben wird. Und das billige chinesische Spielzeug kann man noch nicht mal in der gelben Tonne entsorgen. Dass man Blumen nicht auch noch in Plastikfolie verpackt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Wenn weniger und dafür qualitativ Akzeptables geworfen würde, käme auch der Karneval der Achtung unserer fragilen Umwelt einen Schritt näher, so wie vor 200 Jahren. Renate O’Daniel Frechen

Sind Tonnen von Kamelle noch zeitgemäß?

Ist es heute ethisch noch vertretbar, dass Karnevalsgesellschaften 300 Tonnen Süßigkeiten neben diversen anderen Präsenten der jubelnden Menge während des Umzugs zuwerfen? Das Gewicht der Süßigkeiten entspricht etwa dem von 200 mittelgroßen Pkw. Die Tradition, im Karneval Kamelle zu werfen, stammt aus einer Zeit, in der Bonbons für die arme Bevölkerung unerschwinglich waren. So gesehen hatte der seltene Genuss von Süßem, ernährungsphysiologisch betrachtet, keine Relevanz für gesundheitliche Beeinträchtigung.

Heute stehen Süßigkeiten auf dem Index einer gesunden Ernährung, sind für jedermann erschwinglich und damit ein tägliches Konsumgut. Welchen Sinn hat es dann noch, „Nahrungsmittel“ als Karnevalsobulus auf die Straße zu werfen? Sollte man nicht in Erwägung ziehen, auf das Wurfmaterial zu verzichten und den Gegenwert für soziale Zwecke zu spenden?

Ich vermute, dass auch Kinder dies nachvollziehen können. Man muss doch „jönne könne“, nämlich denen, die es tatsächlich brauchen. Und Freude und Spaß am Karneval dürften in der heutigen Zeit doch nicht abhängig sein von Tonnen von Süßigkeiten, die oft zertreten am Zugweg liegen. Karin Stennei Bergisch Gladbach

200 Jahre Kölner Karneval: Zugleiter Holger Kirsch präsentiert Persiflagen für die Festwagen (3.2.)

Putin-Mottowagen: „Grässlich und ekelhaft“

Ich bin Kölnerin. Aufgewachsen, geboren und hier verbunden, auch wenn ich schon einige Zeit woanders lebe. Besonders zur Karnevalszeit erwacht mein kölsches Hätz und ich feiere aus der Ferne mit. Aber jetzt das: Die sogenannte „Putin-Persiflage“, ein Wagen im Kölner Rosenmontagszug, ist so grässlich, ekelhaft und widerlich, dass ich dazu Stellung nehmen muss. Dieses Sujet sät Hass, das ist für mich Gräuelpropaganda der übelsten Sorte. Mit solch einem Machwerk wollen Sie durch die Straßen ziehen, fröhlich singend und tanzend? Das sollen Kinder und Jugendliche verinnerlichen?

Soll denn der Völkerhass auf ewig in die Herzen gebrannt werden? Wollen Sie nicht lieber etwas für Frieden und Völkerverständigung tun? Etwa mit einer Persiflage auf Kriegshetze? Irgendwann muss ja dieser Krieg aufhören und dann müssen wir weiter auf einem Planeten zusammenleben. Dieser Wagen ist dazu geeignet, als Hetzpropaganda in den Geschichtsbüchern aufzutauchen, in zehn oder 20 Jahren, wenn dieser Krieg vorbei ist und man hoffentlich sachlich Ursachen und Verlauf analysieren kann. Der Kölner Karneval stand einmal für Subversion gegen die Obrigkeit. Davon ist offensichtlich nichts mehr übrig geblieben. Marita Brune Stettfurt (Schweiz)

Putin-Persiflage zu provokativ

Ich habe mich an das Festkomitee mit der Frage gewandt, ob es mit dem Putin-Persiflage-Wagen dazu dienen möchte, den nächsten Weltkrieg anzuheizen? Die Bilder vom Rosenmontagszug gehen um die Welt. Müssen wir so widerlich provozieren? Ist das der Sinn von Karneval? Meines Wissens soll der Karneval die Menschen miteinander verbinden, zum Feiern und Entspannen dienen. Ist Krieg ein Anlass zum Feiern? Oder wird der Karneval zur Kriegspropaganda missbraucht? Ich finde es empörend und unerträglich, was am Rosenmontag der Welt geboten wird! Marilies Kupsch Wachtberg

Abschied vom Karneval – Weitere Kneipe im Kwartier Latäng öffnet in diesem Jahr nicht – Exzesse im Viertel als Ursache (13.2.)

„Alles ist auf junge Menschen ausgerichtet“

Ich bin gebürtige Kölnerin und mit dem wunderschönen Kneipenkarneval groß geworden. Ich vermisse ihn sehr. Heute überall Glasscherben, alle paar Meter Erbrochenes, Wildpinkler, Abfall ohne Ende – das gab es früher alles nicht. Nun, schon etwas älter, bin ich dazu verdonnert, zu Hause zu bleiben. Denn alles ist auf junge Menschen ausgerichtet.

In der Straße, in der ich wohne, stehen ab Donnerstag höchstens fünf bis sieben Pkw mit Kölner Kennzeichen. Alle anderen stammen aus der ganzen Republik, in den Seitenstraßen ist es ebenso. Die Kölner flüchten mittlerweile, und was macht die Stadt? Sie rollt den „roten Teppich“ auf den Uniwiesen für die Chaoten aus. Besser wäre es, am Hauptbahnhof den Feierwütigen, die schon lallen, eine Freifahrkarte nach Hause in die Hand zu drücken. Alle wollen hier hin, denn hier dürfen sie machen, was sie wollen. Kölle es eh Jeföhl! Leev Kölsche, wo bliev üüre Opschrei? Christine Kramer Köln

„Kölner Straßenkarneval – quo vadis?“

Die Stadtverantwortlichen ließen Feierwütigen am 11.11. bei der Vermüllung von „Zülpi“ und angrenzenden Wiesen trotz vorheriger Warnungen freien Lauf. Die katastrophalen Bilder der Ereignisse schaden dem Ruf des Kölner Karnevals und der Stadt und lassen nicht nur Kölner erschaudern. Nahezu hilflos wird jetzt zu Weiberfastnacht erneut die Nutzung solcher Flächen im Landschaftsschutzgebiet zulasten der Steuerzahler als ultimative Lösung beschlossen.

Etliche Kneipen, in denen über Jahrzehnte kräftig Karneval gefeiert wurde, ziehen es aus Sorge vor Ausschreitungen vor, lieber auf ihr so extrem wichtiges Geschäft während der tollen Tage zu verzichten. In bestimmte Bereiche traut man sich während dieser Zeit als echter Kölner erst gar nicht mehr hinein. Kölner Straßenkarneval – quo vadis?

Ist es inzwischen nicht wirklich an der Zeit, solche Auswüchse im Jubiläumsjahr einfach nicht mehr zuzulassen, sondern entweder bessere Lösungen zu kreieren oder das ganze Dilemma endlich zu stoppen? Sonst wird unser Karneval durch die negativen Berichte weiteren Schaden erleiden und die bundesweite Werbung für grenzenloses Komasaufen in Köln an solchen Tagen uns auch weiterhin irrwitzige Ausschreitungen bescheren. Norbert Hilger Köln

Neue Ideen und Konzepte müssen her

Seit 15 Jahren wohne ich im Kwartier Latäng, und was als Feiern im Studentenviertel begann, ist nun ein Politikum von ungeahntem Ausmaß. Es tagen dazu: der Runde Tisch Karneval, der Veedelsbeirat Kwartier Latäng, die Bezirksvertretung, der Rat der Stadt, diverse Bürgergemeinschaften und Initiativen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet nahezu täglich von neuen Gegnern oder Befürwortern des Sicherheitskonzepts.

In den Berichten und Kommentaren liest man von vielen guten Ideen, auch beim Runden Tisch Karneval wurden bereits neue Perspektiven für die Feiernden, die an Karneval ins Kwartier Latäng drängen, angerissen. Erfahrene Mitwirkende im Kölner Karneval haben ebenfalls neue Ideen ins Spiel gebracht. Doch wer nimmt sich dieser an?

Im Moment werden diese Ideen in meiner Wahrnehmung immer nur als Reaktion auf das Sicherheitskonzept der Stadt vorgetragen, also im Oktober und Januar. Nachdem die Stadt, also die Verwaltung, ihr Sicherheitskonzept vorgestellt hat. Ein Konzept, das eben das tut, was der Name hergibt – für die Sicherheit der Menschen sorgen. Dafür ist es wahrscheinlich auch geeignet.

Aber was ist mit der mittelfristigen Entwicklung neuer Ideen und Konzepte? Wo sind die Politiker dieser Stadt, die sich für das Ausgestalten des Miteinanders verantwortlich fühlen und die Planung, die Organisation und die Kommunikation mit Anwohnern, Gastronomen, Karnevalisten, Studenten und Schülern in die Hand nehmen? Und zwar transparent, zentral und ernst zu nehmend. Anstatt zu reagieren, sollten sie endlich agieren. Kathrin Herzog Köln

Im Landschaftsschutzgebiet ist Platz für Karnevalisten, aber nicht für den FC 

Die Entscheidung, die Uniwiese für Karneval zur Verfügung zu stellen, damit Tausende von Jugendlichen sich betrinken können, grenzt in einem Landschaftsschutzgebiet an Wahnsinn. Der gleiche Rat und dieselbe OB entscheiden sich gegen die Pläne zum Ausbau des Trainingsgeländes des FC. Auf der einen Seite der 1. FC Köln als Aushängeschild für die Stadt, dem man seit Jahren die notwendigen ergänzenden Flächen nicht genehmigt, auf der anderen Seite feierwütige Jugendliche, die jeden Anstand außer Acht lassen und die den Ruf der Stadt ruinieren. Die dürfen auch das Landschaftsschutzgebiet ruinieren? Was für eine schwachsinnige Entscheidung. Hans Wacker Köln

Uniwiese: Neue Ausweichflächen suchen

Ein Festival mit Dauermusik und Getränkeausschank im Inneren Grüngürtel kann kein Dauerzustand für den 11.11. und Altweiber werden. Während die Zülpicher Straße ab mittags gesperrt war, feierten die Massen im Grüngürtel. Laut Umfragen unter den jungen Karnevalstouristen kam die Location sehr gut an. Es ist damit zu rechnen, dass kontinuierlich mehr Feiernde kommen. Unter diesen kalkulierbaren Entwicklungen kann man nicht mehr von einer „Ausweichfläche“ sprechen, sondern von einem geplanten Festival.

Nach den Reinigungen liegen dort wiederholt überall Scherben und kleine Glasflaschen. Das Landschaftsschutzgebiet ist laut Satzung vor allem zur Naherholung der Anwohner gedacht und Naturschutzzielen verpflichtet. Wer möchte dort seine Kinder spielen lassen, Fahrrad fahren oder eine Decke ausbreiten, wo überall Glasscherben eingetreten sind? Es ist dringend geboten, dass die Stadt Ausweichflächen auf den Ringen, der Universitätsstraße oder der Nord-Süd-Fahrt prüft. Coletta Scharf Köln

Weiberfastnacht: „Kein Bahnverkehr“

Wer den Artikel „Erneutes Bahnchaos blieb aus“ liest, gewinnt den Eindruck eines souveränen und gelungenen Krisenmanagements für Weiberfastnacht durch die KVB. Die Realität an Weiberfastnacht sah leider ganz anders aus. Ab etwa 19:40 Uhr wurden Personen, die mit der KVB vom Rudolfplatz nach Westen fahren wollten, an der gesamten West-Ost-Verbindung herzlich begrüßt mit dem pauschalen Hinweis „Kein Bahnverkehr“, der natürlich ohne Begründung oder Hinweis auf die Dauer der Vollsperrung des Personennahverkehrs mitten in Köln versehen war. Vom Rudolfplatz aus fuhr sogar ein Zug der Linie 1 wieder rückwärts zum Neumarkt!

Die Folge war ein dramatisches Bahnchaos, das auch nicht durch einen Busersatzverkehr gemildert wurde – den hätte man ja organisieren müssen. Auf dem sich anschließenden Fußmarsch nach Westen hörte man mehrfach fluchende Mitwanderer, die sich beschwerten, dass sich die Pauschaltickets über die Karnevalstage kaum lohnen, wenn dann doch nur der Fußmarsch übrigbleibt. Zudem war auf der gesamten Strecke auf den elektronischen Hinweistafeln keinerlei Information zu lesen außer eben „Kein Bahnverkehr“. Berichtet wurde über dieses wiederholte Chaos übrigens nicht!  Georg Mölich Köln

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