Von Verona Pooth bis Uschi Glas11 Promis, deren Gesangskarrieren Sie bestimmt vergessen haben

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Verona Pooth bei einem Termin.

Ja, auch Verona Pooth hat einmal gesungen. (Archivbild von 2021)

Eine Zeitreise der besonderen Art: Diese 11 Perlen der deutschen Musikgeschichte dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

Von der Schauspielerin bis zur Sportlegende: In diesem Artikel öffnen wir den etwas angestaubten, aber durchaus unterhaltsamen musikalischen Giftschrank der deutschen Promiwelt. Von Heidi Klum bis Thomas Gottschalk finden sich darin 11 Stars, die jeder für sich aus ganz anderen Bereichen bekannt sind und die sich irgendwann in ihrer Karriere ans Mikrofon gewagt haben. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Uschi Glas

„Denn ich liebe die Welt und ich finde sie schön, ich will nicht überall nur die Schatten sehn“

Vom Kinohit „Zur Sache, Schätzchen“ zum Teenie-Idol ihrer Zeit – dazwischen hatte Uschi Glas noch Zeit für eine Schlagerkarriere. Sieben Singles erschienen zwischen 1968 und 1974, doch alle blieben wie Blei in den Regalen liegen. Ihr größter Erfolg war immerhin, dass der spätere Disco-König Giorgio Moroder ihre bekannteste Single „Ich liebe die Welt“ produzierte. 2002 folgt das überraschende Comeback, denn Glas nahm in kurzer Folge zwei Alben mit Weihnachts- und Kinderliedern auf. Seither konzentriert sich die bald 80-Jährige wieder auf die Schauspielerei.


Franz Beckenbauer

„Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können, füreinander da zu sein“

Als Fußballspieler und -trainer war Franz Beckenbauer bekanntlich Weltklasse. Weniger erfolgreich war seine kurze Karriere als Sänger, die 1966 und 1967 zwei Singles hervorbrachte. „Gute Freunde kann niemand trennen“ war zwar nur eine B-Seite, wurde aber im Laufe der Jahre zu einer Art Kultsong. Vielleicht auch deshalb, weil das Lied 1967 zum Titelsong der ARD-Fernsehlotterie auserkoren wurde. Beckenbauer nahm diesen Gesangsausflug stets mit Humor und gab das Lied je nach Gelegenheit immer mal wieder zum Besten.


Thomas Gottschalk

„Wenn meine Kinder Musik machen, gibts für mich nichts mehr zu lachen, ich höre aus dem Kinderzimmer, Hip-Hop, Rap und Techno hämmern“

Das „Wetten dass..?“-Urgestein kündigte in einer verlorenen Saalwette seine Teilnahme an der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2001 in Hannover an. Der polternde Song „What Happened to Rock ‚n‘ Roll“ mit Thomas Gottschalk als Sänger neben der Begleitband „Die besorgten Väter“ und Textzeilen wie „Ich hab die Schnauze voll“ erreichte dank der enormen Publicity Platz vier der deutschen Single-Charts. Auf den Auftritt beim Vorentscheid verzichtete er jedoch. Längst vergessen war da bereits, dass er schon 1980 mit den Kollegen Manfred Sexauer und Frank Laufenberg als G.L.S.-United ein Remake des heutigen Rap-Klassikers „Rapper's Delight“ aufgenommen hatte („Rapper's Deutsch“). 


Heidi Klum

„And I wear my sunglasses at night, so I can, keep track of the visions in my eyes“

Die „Germany’s Next Topmodel“-Mutti trällerte sich Weihnachten 2006 durch ein „Wonderland“, das es in Deutschland immerhin auf Platz 13 schaffte. Bis heute wird das Stück zu Adventszeit wieder ausgepackt. Ein Jahr später sang Heidi Klum im Duett mit ihrem damaligen Ehemann Seal von ihrem „Wedding Day“. Fast 20 Jahre später feiert die gebürtige Bergisch Gladbacherin ein gesangliches Comeback und veröffentlicht 2024 den 80er-Jahre-Klassiker „Sunglasses At Night“. Ein Hoch auf Autotune!


Gerd Müller

„Jeden Samstagnachmittag, ja, da ist was los, immer wieder ist die Spannung riesengroß“

Was Beckenbauer konnte, konnte Gerd Müller schon lange. Oder auch nicht. Denn die vier Singles, die der 2021 verstorbene Fußballspieler Ende der 1960er Jahre veröffentlichte, verhallten fast ungehört. Der „Bomber der Nation“ war mit fußballorientierten Schlagern wie „Dann macht es bumm“ kein Chartstürmer. Immerhin sind die kleinen Platten heute Sammlerstücke für Liebhaber skurriler musikalischer Kleinodien.


Verona Pooth

„Come on, give it to me - Bellisima!“

Dieter Bohlen nahm nach eigener Aussage nicht nur bei ihrer Stimme Reißaus, doch seine Ex-Frau hatte schon vor der vierwöchigen Ehe eine echte Weltkarriere als Sängerin. Verona Pooth war unter ihrem Vornamen die Stimme des von Alex Christensen produzierten Projektes Chocolate, das mit „Ritmo de la noche“ auch einen echten Sommerhit im Jahre 1990 hatte. Für ein paar Wortfetzen und eine Gesangseinlage, die im fetten Hintergrund unterging, gab es eine Goldauszeichnung. Ihre Solo-Karriere danach fiel mit zwei Singles sehr kurz aus. Angeblich soll ihr Song „Kiss“ 1997 ein Hit in Thailand gewesen sein.


Dolly Buster

„Boom, boom, boom, it's the son of a gun, boom, boom, boom, but where is my fun?“

Immerhin vier Singles kann die ehemalige Porno-Queen vorweisen, darunter ein Remake des Connie-Francis-Klassikers „Schöner fremder Mann“. Viel skurriler war allerdings Dolly Busters Techno-Friedenshymne „Make Love (Make No War)“, die als einzige ihrer Aufnahmen eine Woche lang auf Platz 80 der deutschen Single-Charts stand. Bei Fernsehauftritten (siehe Video) hatte Buster sichtlich Spaß und hüpfte im Latexkorsett ohne auf das Playback zu achten vor dem Publikum herum.


Enie van de Meiklokjes

„Eat that beat ...  eat that beat ... bla bla bla“

Dass eine Moderationskarriere bei Viva fast zwangsläufig zu einer eigenen Gesangskarriere führt, können Mola Adebisi, Heike Makatsch oder Stefan Raab bestätigen. Das Techno-Remake des eigentlich wunderbaren „Baby Elephant Walk“ aus dem John-Wayne-Filmklassiker „Hatari“ hätte es allerdings wirklich nicht gebraucht. Henry Mancini hat sich damals schon im Grab gedreht. Enie van de Meiklokjes zog nach weiteren Singles die Notbremse und will als Moderatorin von Erfolgsformaten wie „Das große Backen“ wohl nichts mehr davon wissen.


Thomas „Tommi“ Ohrner

„Rock'n'roll in old blue jeans, playing my guitar, riding on a motorbike, driving daddy's car“

Der beliebte Radio- und Fernsehmoderator und Schauspieler ist ein echtes One-Hit-Wonder, denn bereits im zarten Alter von 14 Jahren gelang ihm mit „Rock'n'Roll in Old Blue Jeans“ ein Hit in den deutschen Single-Charts. Der Song rockte so hart wie seine Stimme stark war, dennoch folgten zwei englischsprachige LPs und einige weitere Singles, doch der Erfolg blieb aus. Letztlich blieb Thomas Ohrners Gesangskarriere eine Begleiterscheinung des Starrummels um seinen Fernseherfolg in der Serie „Timm Thaler“.


Gloria von Thurn und Taxis

„Ne böse Fee hat uns verzaubert, komm, erlöse uns von ihrem Fluch“

Zwar sang sie bereits 1989 einen Popsong für eine exklusive Einladung auf ihr Schloss (Auflage 250 Stück!), doch erst 2017 folgte der große Schlager-Moment für Gloria von Thurn und Taxis. Gemeinsam mit Klubbb3 alias Christoff De Bolle, Florian Silbereisen und Jan Smit besang sie die textlich skurrilen „Märchenprinzen“. Auf dem dazugehörigen Album erschien zunächst eine Version ohne Gloria. Vermutlich wollte man nur das Schloss der Prinzessin als Kulisse für das dazugehörige Video nutzen und kaufte die Katze bzw. die Fürstin im Paket gleich dazu. Beim nächsten Mal besser auf das Kleingedruckte achten.


Walter Scheel

Postillon in der Schenke füttert die Rosse im Flug. Schäumendes Gerstengetränke reicht der Wirt mir im Krug.

Er ist bis heute der einzige Bundespräsident mit einem echten Pop-Hit. Im Dezember 1973, also vor rund 50 Jahren, sang der damalige Außenminister in der von Wim Thoelke präsentierten ZDF-Sendung „Drei mal neun“ den Volksmusik-Klassiker „Hoch auf dem gelben Wagen“ mit leicht abgewandeltem Text für einen wohltätigen Zweck. Das Lied schoss in der Folge in die deutschen Top 5 und machte Walter Scheel (1919-2016) zu einem der ungewöhnlichsten Hitlieferanten der deutschen Musikgeschichte.

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