Akkus könnten sich aufblähenPolizei-NRW überprüft alle 9000 Bodycams

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Eine Streifenpolizistin führt ihre Bodycam vor.

Dortmund/Düsseldorf – Die NRW-Polizei überprüft derzeit alle 9000 Bodycams in den Behörden. Hintergrund sei ein Hinweis von Kollegen aus Baden-Württemberg, berichtete Markus Niesczery, Sprecher des Innenministeriums, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Demnach wurde bekannt, dass einige Akkus vom Typ Axon Body 2 sich leicht aufblähten. „Dadurch bedingt entsteht ein sehr kleiner Spalt zwischen der Kamera und der Trägerplatte, mit der die Kamera an der Uniform befestigt werden kann“, führte der Ministeriumssprecher aus. Dieser Umstand könne dazu führen, dass die Geräte nicht funktionierten. Zuerst hatte der „Express“ berichtet.

Am 10. August 2022 informierte das Landesamt für Polizeiliche Dienste NRW alle 47 Polizeistellen über das Problem. Zugleich ordnete man an, dass alle Akkus „einer unmittelbaren Sichtprüfung zu unterziehen sind“. Bislang, so Niesczery, habe die Überprüfung ergeben, dass rund ein Drittel der Geräte derzeit von dem marginalen Fehler betroffen seien.

Lieferzeit beträgt vier bis sechs Wochen

„Die Geräte an sich sind nicht beeinträchtigt oder defekt“, betonte das Innenministerium. Die auffälligen Akkus würden nun sukzessive ausgetauscht. Laut Angaben des Herstellers beträgt die Lieferzeit der neuen Akkus vier bis sechs Wochen. Zugleich betonte Niesczery, dass bisher keine Fälle bekannt seien, in welchen Polizisten oder andere Personen durch die defekten Akkus geschädigt oder verletzt worden seien.

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Polizistinnen und  Polizisten bei dem Einsatz in Dortmund, bei dem ein 16-Jähriger erschossen wurde.

Zur Frage, ob die Bodycams während der tödlichen Schüsse durch einen Polizeibeamten auf den 16 Jahre alten Senegalesen Mouhamed D. in Dortmund vor zwei Wochen intakt waren, wollte sich der Ministeriumssprecher mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. Wie diese Zeitung allerdings aus Justizkreisen erfuhr, sollen die Polizeikameras bei dem Einsatz funktionsfähig und lediglich nicht angeschalten gewesen sein.

Getöteter Senegalese war wohl kein Waise

Inzwischen ist der Jugendliche, der als unbegleiteter Flüchtling 2022 nach Deutschland eingereist war, in seiner Heimat beigesetzt worden. Lokale Medien veröffentlichten am Freitagmorgen Bilder der Beerdigung im Dorf Ndiaffate. Wie die Bürgermeisterin Aissatou Ndiaye der Deutschen Presse-Agentur erklärte, wurde der 16-Jährige gegen 21 Uhr Ortszeit zu Grabe getragen. Die Stadt Dortmund hatte laut einem Sprecher die Überführung des Leichnams bezahlt.

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Nach Angaben der Bürgermeisterin Ndiaye, die sich selbst als Cousine des Verstorbenen bezeichnet, war Mouhamed D. entgegen der Erkenntnisse deutscher Behörden kein Waise. „Sein Vater, seine Mutter, seine Brüder und Schwestern leben alle und es geht ihnen gut“, so die Ortsvorsteherin.

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