Zwischenfall im CockpitMitreisender Pilot versucht Passagierflugzeug zum Absturz zu bringen

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Eine Maschine von Horizon Air steht in Everett bereit

Eine Maschine von Horizon Air steht in Everett bereit (Symbolbild). Auf einem Flug nach San Francisco kam es dann offenbar zu einer Sicherheitsbedrohung.

Schreckmoment in der Luft: Ein Pilot flog in seiner Freizeit bei Kollegen an Board mit – und versuchte, das Triebwerk auszuschalten.

Ein Pilot, der außerhalb seiner Dienstzeit während eines Fluges angeblich die Motoren der Maschine ausschalten wollte, ist in den USA des versuchten Mordes in mehr als 80 Fällen angeklagt worden. Der Vorfall sei am Sonntag auf einem Flug von Alaska Airlines von Everett im US-Bundesstaat Washington nach San Francisco in Kalifornien passiert, hieß es am Montag in einer Mitteilung der Fluggesellschaft.

Alaska Airlines erklärte am Montag, bei dem Flug ihrer Regionaltochter Horizon Air habe es eine „glaubhafte Sicherheitsbedrohung“ gegeben. Nach Angaben des zuständigen Sheriffs wird dem 44-Jährigen Mordversuch in 83 Fällen, Gefährdung des Lebens anderer und Gefährdung eines Flugzeugs zur Last gelegt. Unter anderem die Bundespolizei FBI und die Flugaufsichtsbehörde FAA untersuchen den Vorfall.

Alaska Airlines: Pilot versucht Triebwerke abzuschalten

Der Alaska-Airlines-Pilot war außer Dienst im Cockpit mitgereist. Fluggesellschaften lassen ihre Piloten und Flugbegleiter mit sogenannten Standby-Tickets in Flugzeugen mitreisen, wenn ein Platz frei ist. Bei vollen Flugzeugen nehmen die Mitarbeiter dann manchmal auf einem Klappsitz im Cockpit Platz. So war es auch hier der Fall.

Die Fluggesellschaft erklärte, der Mann habe „erfolglos versucht, den Betrieb der Motoren zu unterbrechen. Der Horizon-Kapitän und der erste Offizier haben schnell reagiert, die Motorleistung wurde nicht unterbrochen und die Besatzung hat das Flugzeug ohne Zwischenfall gesichert.“ Den Angaben zufolge war auf dem Weg nach San Francisco, wo er zur Besatzung einer 737 gehören sollte. 

Horizon Air 2059: Audio-Aufnahmen von Piloten

Die Maschine vom Typ Embraer E-175 mit 80 Passagieren an Bord wurde umgeleitet und landete in Portland im Bundesstaat Oregon, wo der Pilot festgenommen wurde. 

Die Website Live ATC veröffentlichte nach dem Vorfall vom Sonntag eine Aufzeichnung des Gesprächs zwischen dem Piloten der Horizon-Air-Maschine und den Fluglotsen. „Der Kerl, der versucht hat, die Triebwerke abzuschalten, ist aus dem Cockpit raus“, sagt der Pilot mit ruhiger Stimme. „Es hört sich nicht so an, als würde er jetzt im hinteren Teil (des Flugzeugs) Probleme bereiten.“

Der Mann sei überwältigt worden, sagt der Pilot weiter. „Abgesehen davon, ja, wir hätten gerne die Polizei, sobald wir gelandet sind.“

Typ Embraer E-175: Passagiere wussten zunächst nichts von Vorfall

Eine Passagierin sagte dem US-Sender „ABC News“: „Wir wussten nicht, dass etwas passiert war, bis die Flugbegleiterin über die Lautsprecher mitteilte, dass es einen Notfall gäbe und das Flugzeug sofort landen müsse. ... Etwa 15 Minuten später meldete sie sich wieder und sagte, dass es einen medizinischen Notfall gäbe.“

Nach der Notlandung wurde der Verdächtige von Polizeibeamten aus dem Flieger eskortiert. Der Passagierin zufolge sagte die Flugbegleiterin in einer weiteren Durchsage über den Mann: „Er hatte einen Nervenzusammenbruch. Wir mussten ihn sofort aus dem Flugzeug holen lassen.“

Ein weiterer Passagier teile „ABC News“ mit, der Pilot habe angekündigt, dass es „eine Störung im Cockpit“ gegeben habe. Er bemerkte, dass der Verdächtige „wie ein Angestellter einer Fluggesellschaft“ gekleidet war. Weitere Informationen zum Motiv des Mannes waren zunächst unklar. (mcl mit dpa/afp)

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