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„Ganz nach unten“Schwer kranker Alfons Schuhbeck legt Geständnis ab

Lesezeit 3 Minuten
Alfons Schuhbeck mit seinem Anwalt Norbert Scharf.

Alfons Schuhbeck mit seinem Anwalt Norbert Scharf.

Alfons Schuhbeck steht erneut vor Gericht – doch ein anderes drohendes Verfahren könnte für den Ex-Promikoch noch gravierender werden.

Mit leiser Stimme, aber deutlichen Worten tritt Alfons Schuhbeck vor das Gericht vor dem Landgericht München I: „Das Leben hat mich weit nach oben geführt und nun wieder ganz nach unten.“ Er habe gedacht: „Ich darf nur Gas geben, sonst bin ich keiner und verliere alles, was ich aufgebaut habe.“

Im neuen Prozess legt der Star-Koch ein Geständnis ab. „Ich will mich diesem Verfahren stellen und räume den Sachverhalt der Anklage ein“, liest er aus einer Erklärung vor. „Den angerichteten Schaden und die Sorgen und Nöte meiner Gläubiger bereue ich zutiefst. Ich entschuldige mich dafür.“

Deal: Vier Jahre bis vier Jahre und acht Monate

Damit räumt der 76-Jährige die Vorwürfe der Insolvenzverschleppung und des Betrugs mit Coronahilfen ein. Das Geständnis ist Teil eines sogenannten Deals zwischen allen Verfahrensbeteiligten. Schuhbeck erwartet nun - wenn sich im Prozess nichts ergibt, was dem entgegensteht - eine Gesamtstrafe zwischen mindestens vier und höchstens vier Jahren und acht Monaten. 

Schuhbecks derzeitige Haft ist aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt.

Schuhbecks derzeitige Haft ist aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt.

Darin eingerechnet sind allerdings schon die drei Jahre und zwei Monate, zu denen das Landgericht Schuhbeck bereits im Jahr 2022 wegen Steuerhinterziehung verurteilt hatte. Eine solche rückwirkende Bildung einer Gesamtstrafe ist dann vom Gesetzgeber vorgesehen, wenn die Taten zeitlich so liegen, dass sie auch schon im ersten Prozess hätten angeklagt werden können. Und das ist hier der Fall, weil sie sich auf die Zeit vor dem letzten Urteil beziehen. 

Wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding, erläutert, darf es nicht zulasten eines Angeklagten gehen, wenn die Staatsanwaltschaft für die Ermittlungen und die Anklageerhebung länger braucht. 

Schuhbeck wusste schon lange vor Insolvenz von der Pleite

Laut Anklage wusste Alfons Schuhbeck bereits lange vor den Insolvenzen seiner Firmen, dass diese zahlungsunfähig waren. Dennoch soll er während der Corona-Pandemie unrechtmäßig Staatshilfen beantragt haben, obwohl die Unternehmen laut Staatsanwaltschaft schon zuvor in „erheblicher wirtschaftlicher Notlage“ waren. Fast zwei Stunden dauert es, bis die Anklage vollständig verlesen ist. Vorgeworfen werden dem Promikoch unter anderem Betrug, Subventionsbetrug, Insolvenzverschleppung und vorsätzlicher Bankrott – aus „großem Eigennutz“, so die Staatsanwältin.

Schuhbeck vor dem Landgericht München I.

Schuhbeck vor dem Landgericht München I.

Er habe „schon einige Zeit vor 2020 erkannt, dass die Einnahmen nicht mehr ausreichen“, dass es „schwierig wird, mit hohen Mieten, Kosten für Personal“, gibt Schuhbeck zu. Er habe den Überblick verloren. „Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.“

Alfons Schuhbeck ist unheilbar an Krebs erkrankt

Doch all das dürfte derzeit nicht Schuhbecks größte Sorge sein. Laut seinem Anwalt Norbert Scharf leidet der 76-Jährige an einer schweren, unheilbaren Krebserkrankung und befindet sich seit Monaten in Behandlung. Wegen seines Gesundheitszustands wurde die Haftzeit ausgesetzt – auch eine Operation war nötig. Die Erkrankung ist laut Verteidigung ein Grund, warum Schuhbeck einem Deal zustimmen und ein langes Verfahren vermeiden will.

In der Justizvollzugsanstalt Andechs-Rothenfeld saß Schuhbeck zuletzt ein.

In der Justizvollzugsanstalt Andechs-Rothenfeld saß Schuhbeck zuletzt ein. (Archivbild)

„Herr Schuhbeck ist mittlerweile ein schwer kranker Mann im Alter von 76 Jahren. Eine nicht heilbare Krebserkrankung belastet ihn seit einigen Monaten akut und stark, dies psychisch wie physisch“, teilen Schuhbecks Anwälte nach seinem Geständnis schriftlich mit. Ob er unter diesen Umständen überhaupt jemals wieder ins Gefängnis muss, ist unklar. Die bisherige Haftunterbrechung dauert noch bis Mitte September. So lange bleibt Schuhbeck, der nach Angaben seiner Anwälte „unter den gegebenen Bedingungen zurückgezogen“ lebt, auf freiem Fuß. 

Schuhbeck, der sich derzeit als „vermögenslos, ohne Einnahmen“ bezeichnet und nach eigenen Angaben auch keine Altersvorsorge hat, sagt aber, er wolle arbeiten - und das Geld, das er schuldet, irgendwie zurückzahlen. Er habe „in der Haft ein neues Kochbuch geschrieben, damit die Einnahmen aus dem Verkauf an den Insolvenzverwalter gehen können“, sagt er. „Ein zweites Buch ist fast fertig.“ (jag/dpa)