Ein Gletscher oberhalb des Schweizer Dorfs Blatten ist nach einem Bergsturz abgebrochen – Schutt- und Eismassen erreichten die Siedlung.
Riesige FelsmassenGletscher bricht nach Bergsturz – Dorf teilweise verschüttet

Mehrere Lawinen mit Gletscher-, Schnee- und Nebeltrümmern gingen vom Birchgletscher im Lötschental ab.
Copyright: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Im Kanton Wallis ist oberhalb des Dorfes Blatten ein Großteil des Birchgletschers abgebrochen. Der Abbruch wurde durch einen seit Tagen erwarteten Bergsturz am Kleinen Nesthorn ausgelöst, bei dem riesige Schuttmassen auf das Eis gedrückt haben. Laut dem regionalen Führungsstab haben sich gewaltige Mengen an Geröll, Eis, Schnee und Wasser ins Tal bewegt. Teile der evakuierten Siedlung Blatten wurden demnach verschüttet. Menschen kamen nach bisherigem Kenntnisstand nicht zu Schaden.
Schweizer Alpen: Berg macht Geräusche – Geschwindigkeit des Gletschers verdoppelt
Bereits in der Nacht auf Dienstag hatte es erste kleinere Abgänge gegeben. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete von massiven Schuttströmen, die das Tal erreichten.

Eine große Lawine mit einem Gemisch aus Eis, Fels, Schnee und Wasser erreicht den Talboden in Wiler, nachdem der Birchgletscher oberhalb von Blatten, Schweiz, am Mittwoch, 28. Mai 2025, abgebrochen ist.
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Der Geologe Fabian Reist sprach bei einer Pressekonferenz der Behörden im Kanton Wallis von einem „Großereignis“. Durch die instabile Lage habe sich die Geschwindigkeit des Birchgletschers innerhalb weniger Tage von 0,8 auf bis zu zwei Meter pro Tag erhöht. Vom Kleinen Nesthorn seien zwei bis drei Millionen Kubikmeter Felsmaterial auf den Gletscher gestürzt.

Mehrere Lawinen mit Gletscher-, Schnee- und Nebeltrümmern gingen vom Birchgletscher im Lötschental ab.
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Der Berg sei instabil und mache mittlerweile Geräusche, die Reist als „letzte Atemzüge“ beschrieb. Der unter Druck geratene Gletscher könne zusätzliche Massen mobilisieren. Die Behörden verfolgen die Entwicklung genau, können jedoch keine konkreten Prognosen abgeben.
Blatten: Evakuierung abgeschlossen – Sorge um aufgestauten Fluss
Bereits Anfang der Woche war das Dorf Blatten vorsorglich vollständig evakuiert worden. Rund 300 Einwohnerinnen und Einwohner mussten ihre Häuser verlassen, auch Tiere wurden in Sicherheit gebracht. Eine Kuh wurde per Hubschrauber ausgeflogen. Laut dem Naturgefahrenexperten Alban Brigger handelt es sich bei den bisher abgegangenen Felsmassen um rund ein Drittel des instabilen Gesteinsvolumens.
Ein weiterer Risikofaktor ist der Gletscher selbst. Sollte er ins Tal rutschen, könnte er den Fluss Lonza aufstauen. Fachleute sehen im schmelzenden Permafrost eine mögliche Ursache für die Instabilität, schließen jedoch andere geologische und wetterbedingte Einflüsse nicht aus. (jag/dpa)