Angriff auf Oliver Pocher1000 Euro Schmerzensgeldangebot für eine Ohrfeige

Oliver Pocher bei dem Boxkampf in Dortmund.
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Dortmund/Köln – Am Tag der Attacke, dem 26. März 2022, saß Oliver Pocher, TV-Moderator, direkt am Boxring in der Dortmunder Westfalenhalle. Der Kölner Comedian unterhielt sich während der Kampfpause mit Ex-Fußballtrainer Christoph Daum und bemerkte den großen Mann nicht, der auf ihn zueilte, um ihm direkt ins Gesicht zu schlagen. Beim Angriff ließ es der Aggressor allerdings nicht bewenden. Er forderte Pocher auf mitzukommen. Dieser sprang vom Stuhl in der ersten Reihe auf, stolperte in Panik rückwärts zur Ringecke. Dicht gefolgt vom Angreifer, der allerdings kurz darauf das Weite suchte.
Seine Attacke ließ Guiseppe Sumrain, im Netz bekannt unter dem Namen „FAT Comedy“, offenbar durch einen Begleiter filmen. Das Video ging in den sozialen Netzwerken durch die Decke. Nach dem Vorfall erstattete Pocher Anzeige wegen Körperverletzung. Wie der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse dem Kölner Stadt-Anzeiger mitteilte, „stehen die Ermittlungen vor dem Abschluss“.
Influencer soll Tat gezielt geplant haben
Zu dem Ergebnis wollte sich der Behördensprecher nicht äußern. Allerdings scheint es wenig wahrscheinlich, dass der TikTok-Star (1,5 Millionen Follower) ohne einen Strafprozess davonkommen dürfte. So schließt der ermittelnde Kriminalhauptkommissar in seinem Abschlussbericht nicht aus, dass der Beschuldigte „die Tat gezielt geplant hat“. Demnach habe sich der deutsch-jordanische Influencer in den sozialen Kanälen mit der Attacke gebrüstet. „Er ließ sich in der Szene abfeiern“, heißt es in dem Report. Außerdem soll Sumrain via Instagram gepostet haben: „Jeder kriegt was er verdient früher oder später.“
Die Ermittler gehen davon aus, dass FAT Comedy sich durch das öffentliche Aufsehen mit dem Angriff „wirtschaftliche Vorteile“ verschafft haben soll. Unter dem Motto „Man muss für seine Taten einstehen können“ bat Sumrain um Spenden im Hinblick auf einen etwaigen Schuldspruch.
Follower hatten 2.850 Euro gespendet
Der Aufruf blieb nicht ohne Wirkung. Bereits nach kurzer Zeit hatten 155 Follower 2.850 Euro gespendet. Es bleibt allerdings zweifelhaft, ob FAT Comedy das angestrebte Ziel von einer halben Million Euro realisieren konnte.
In einem Clip soll Sumrain seine Attacke damit begründet haben, dass Pocher Menschen unterstütze, „die behaupten, vergewaltigt worden zu sein, obwohl es nicht stimmt“. Damit bezog er sich auf einen Freund, den Berliner Rapper Samra. Im Jahr 2021 standen Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Musiker im Raum, die Pocher in einem Podcast zum Anlass nahm, den Deutsch-Rap scharf abzukanzeln.
Vor drei Jahren veröffentlichte Sumrain die Single „Sugardaddy“, die via Spotify bisher rund 215.000 Mal abgerufen wurde. Der Song handelte von seinem Übergewicht. Seinerzeit wog Sumrain, auch Omar genannt, gut 200 Kilogramm. Inzwischen hat der 23 Jahre alte gebürtige Wuppertaler nach eigenen Angaben 100 Kilo abgespeckt.
Der Rapper entschuldigte sich bei seinem Opfer
Zwei Monate nach der Tat entschuldigte sich FAT Comedy bei seinem Opfer und bat um ein persönliches Treffen. Pocher aber zeigte sich unversöhnlich: Ein Gespräch so sein Tenor, werde es erst im Gerichtssaal geben.
In seiner kurzen Vernehmung schilderte Pocher dort dann das Geschehen in der Westfalenhalle: Nach der Attacke hatte der Comedian zunächst noch den Kampf weiterverfolgt, sei dann aber in der zehnten Runde hinausgegangen. Tags darauf diagnostizierte ein Hals-, Nasen-, Ohren-Arzt in Köln ein Trauma sowie Hörverlusten in gewissen Frequenzbereichen und Gleichgewichtsstörungen. Auch Dauerschäden könnten nicht ausgeschlossen werden. Ehefrau Amira bezeichnete den Angreifer als „arbeitslosen, halbstarken, Möchtegern-Rapper, Comedian“.
„Angemessener Betrag für eine Ohrfeige“
Der Anwalt des Beschuldigten, Burkhard Benecken, beurteilt die Sachlage anders. „Mein Mandant bereut sein Verhalten und hat Oliver Pocher ein Schmerzensgeld von 1000 Euro angeboten - für eine Ohrfeige ein absolut angemessener Betrag.“ Zudem habe FAT Comedy sich auf sein Anraten hin in psychologische Behandlung begeben, so Benecken weiter. Dort werde aufgearbeitet, warum er auf die Person Pocher, „die aus seiner Sicht symbolisch für personifiziertes Mobbing steht, so allergisch reagiert hat und es zur Ohrfeige kam. „Natürlich ist dies keinesfalls eine Entschuldigung der Tat, sehr wohl eine Erklärung dafür, warum sich die Entgleisung ereignen konnte.“
Der Geschädigte zumindest scheint inzwischen wieder derart wohlauf zu sein, um beim Dreh zum Sommerspecial „Grill den Henssler“ am Sonntag bei VOX den Dessert-Koch zu geben. Zum Spaß hatte Pocher sich dort Backpulver in die Nase gezogen. Der Kölner keuchte, würgte und lief rot. Letztlich mussten ihn zwei Sanitäter im Studio wieder aufpäppeln.