„Deutsche Tradition“Berlin erlaubt Oben-Ohne-Schwimmen – sogar US-Presse berichtet

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Ein Bikinioberteil hängt   an einem Schwimmbad-Geländer.

Berlin erlaubt offiziell das Oben-Ohne-Baden.

In Berliner Schwimmbädern dürfen Frauen jetzt offiziell Brust zeigen. Das erregt sogar in den USA Aufmerksamkeit.

Seit mehreren Jahren wird in Deutschland darüber diskutiert, warum Männer in Schwimmbädern „oben ohne“ baden dürfen, als weiblich gelesene Personen dagegen in der Regel nicht. Dies sei diskriminierend, heißt es oft. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland hatte Göttingen dies 2022 erlaubt. Zunächst lief von Mai an eine Testphase an den Wochenenden, und seit September wurde die Regel auf alle Tage ausgeweitet.

Auslöser für den Beschluss war eine non-binäre Person, die 2021 oben ohne baden gegangen war. Das Schwimmbad sah die Person als Frau an, sprach von einem Verstoß gegen die Badeordnung und erteilte  Hausverbot. Anschließend gab es eine Debatte in der Stadt, die zu dem Beschluss von 2022 führte. Andere Städte wie Siegen zogen nach. In Köln beantragte die Partei Volt, in den städtischen Bädern das Oben-Ohne-Baden zu erlauben. Man wolle „endlich weg von der Objektifizierung von Frauenkörpern“, hieß es im Mai 2022. Bislang hatte die Initiative aber keinen Erfolg.

In Berliner Bädern dürfen Frauen Brust zeigen

In der Hauptstadt ist Oben-Ohne nun offiziell erlaubt. Ein explizites Verbot bestand auch zuvor nicht, aber nun wurde in einer internen Anweisung klargestellt, dass das Schwimmen oben ohne für alle Personen gleichermaßen gestattet sei, teilte eine Sprecherin der Berliner Bäderbetriebe (BBB) vergangene Woche mit. Das Unternehmen werde die Haus- und Badeordnung künftig „geschlechtergerecht“ anwenden, hieß es.

Auch hier hatte es zuvor Beschwerden wegen Diskriminierung gegeben. So war eine Frau wegen ihres nackten Oberkörpers im Sommer 2021 eines Wasserspielplatzes im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick verwiesen worden. Aus Sicht der Ombudsstelle stellte dies eine Diskriminierung dar, auch wenn eine Klage auf finanzielle Entschädigung erfolglos blieb.

CNN berichtet über Ohne-Ohne-Baden in Berlin

Die Entscheidung in Berlin stößt auch im Ausland auf Interesse. So berichtet der US-Sender CNN am Sonntag auf seiner Website darüber – und verweist auf eine lange FKK-Tradition in Deutschland, die ermögliche, was in angelsächsischen Ländern undenkbar erscheint. Die Deutschen würden ihre „Freikoerperkultur“ lieben, heißt es. In der Tat ist die FKK-Bewegung oder auch Nudismus im ausgehenden 19. Jahrhundert in Deutschland entstanden. Die größte Verbreitung findet sich nach wie vor im deutschsprachigen Raum sowie in Skandinavien.

Hintergrund der Bewegung ist, dass der nackte menschliche Körper nicht sexualisiert wird, sondern die Natürlichkeit und gesundheitlichen Vorteile des Nacktseins im Freien im Vordergrund stehen. CNN zitiert sogar einen britischen Sozialpsychologen, der sagt, Deutsche gingen mit Nacktheit viel entspannter als Amerikaner oder Briten um. Menschen, die in Deutschland im öffentlichen Raum nackt seien, würden „nicht automatisch als gefährlich oder abweichend angesehen“, so Keon West von der Londoner Goldsmith-University. (cme)

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