Um Venedig zu betreten, müssen Touristen inzwischen tief in die Tasche greifen. Nun möchte eine kleine Gemeinde nachziehen.
Chaos in ItalienTouristen überfluten beliebten Urlaubsort – Gebühren für Gardasee geplant

Blick auf das Stadtschloss von Sirmione am Gardasee. (Archivfoto)
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Die Touristenmassen bringen immer mehr italienische Gemeinden dazu, drastische Maßnahmen zu ergreifen. In Venedig muss man bereits seit Ostern an vielen Tagen eine Eintrittsgebühr von bis zu 10 Euro pro Person bezahlen, um die weltberühmte Lagunenstadt überhaupt betreten zu dürfen. Nun denkt eine weitere Stadt darüber nach, ähnliche Schritte gegen den Massentourismus einzuleiten.
Über das lange Wochenende am 1. Mai erlebte das beschauliche Städtchen Sirmione, eine kleine Gemeinde am Südufer des Garadasees, einen Besucherandrang, der Folgen haben könnte. Etwa 75.000 Touristen strömten in das italienische Städtchen, das nur etwa 8.000 Einwohner zählt. Es herrschten chaotische Zustände.
Chaotische Zustände am Gardasee – Touristenort zieht Notbremse
In den sozialen Medien gingen Bilder und Videos aus Sirmione viral, die dichtes Gedränge im historischen Zentrum zeigen. Die einzige Zufahrtsstraße zur Altstadt war komplett gesperrt, die Eingangsbrücke unpassierbar. Die überfüllten Gassen behinderten sogar Rettungskräfte, da Krankenwagen nicht durchkamen.
Die österreichische nationale Nachrichtenagentur APA berichtet, dass es in Sirmione Überlegungen gebe, ebenfalls eine Touristengebühr einzuführen, um den sogenannten „Overtourism“ zu bekämpfen. Ganz nach dem Vorbild Venedigs. Wie hoch die Gebühr sein würde, ist noch nicht klar.
Chaos durch Touristenmassen: Venedig verlangt seit Ostern wieder Eintritt
2024 hatte Venedig als erste Stadt der Welt damit begonnen, von Kurzbesuchern Eintritt zu verlangen – wie in einem Museum. Wer kein Ticket hat, läuft Gefahr, bis zu 300 Euro Strafe zahlen zu müssen. Davon abschrecken ließ sich bislang jedoch kaum jemand. Im Gegenteil: Die Besucherzahlen für die mehr als anderthalb Jahrtausende alte Stadt gingen noch weiter in die Höhe.
Die Eintrittsgebühr für Venedig wurde eingeführt, um den Massentourismus zu regulieren und die historische Altstadt sowie die Lebensqualität der Einwohner zu schützen. Mit jährlich rund 15 Millionen Besuchern leidet die Stadt unter überfüllten Gassen, Schäden an Gebäuden und Kanälen sowie einer schrumpfenden Einwohnerzahl, die im Zentrum unter 50.000 liegt.
Die Gebühr soll die Besucherströme lenken, Einnahmen für den Erhalt von Straßen, Kanälen und Gebäuden generieren sowie die Infrastruktur und Kontrollen finanzieren. Tagesbesucher zahlen an 54 Tagen zwischen April und Juli von 8.30 bis 16 Uhr 5 Euro bei Frühbuchung oder 10 Euro bei kurzfristiger Buchung. Übernachtungsgäste, Einheimische, Kinder unter 14, Studenten und bestimmte andere Gruppen sind ausgenommen, müssen sich aber teilweise registrieren. (mbr)