Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Das berühmteste Spielzeugkaufhaus in New YorkFAO Schwarz muss schließen

Lesezeit 3 Minuten

Das große Piano – hier tanzte Tom Hanks im Film „Big“.

New York – Die Plaza an der Ecke 59. Straße und Fifth Avenue gleicht einem Rummelplatz. Ein Dutzend Karren mit Hot Dogs, Falafel und Eiscreme umzingeln den Platz und buhlen um die vielen Tausende, die hierher pilgern, um den Apple Store zu besuchen, danach die Fifth Avenue hinunter zu bummeln oder sich im benachbarten Central Park zu vergnügen.

Zumindest in den vergangenen Tagen bekommt jenes Geschäft etwas von dem Andrang ab, das viele Jahrzehnte vor dem gläsernen Apple-Kubus hier ankam und in einer anderen Ära die Massen anlockte. Sie sind von überall her gekommen – von New Jersey, Frankfurt und Bombay – um von einer Institution Abschied zu nehmen. Denn FAO Schwarz – die Mutter aller Spielzeug-Geschäfte – schließt an diesem Mittwoch endgültig.

Das Kaufhaus ist seiner Linie lange treu geblieben

Im dritten Stock, vor dem legendären „Big Piano“, geht die Schlange rund um die Etage. Jeder will es noch einmal Tom Hanks gleichtun, der als erwachsener Kindskopf in einer unvergessenen Szene des Films „Big“ einen Tanz auf der Riesenklaviatur hinlegte.

Am Eingang lassen sich die Kinder, aber auch ihre Eltern ein letztes Mal mit den berühmten lebenden Spielzeug-Soldaten fotografieren, die unter ihren Fellmützen in der Juli-Hitze schwitzend den Eingang bewachen. Und in der Eingangshalle mit dem gigantischen Zoo aus Kuscheltieren, will jeder noch einmal einen lebensgroßen Tiger oder Pandabären umarmen.

Auf dem Platz vor dem Geschäft verweilen viele der Besucher dann noch ein wenig, um Erinnerungen an FAO Schwarz auszutauschen. „Die Tochter unserer Nachbarn“, berichtete die heute 55 Jahre alte Jenny Krugman, „hatte immer alles von FAO Schwarz, und ich war rasend eifersüchtig. Jedes Jahr wenn der Weihnachtskatalog kam, habe ich tagelang darin geblättert. Es war wie ein Traumbuch.“

Doch die Zeiten sind lange vorbei. FAO Schwarz, das im Jahr 1862 in Baltimore und 1870 dann in New York eröffnete, ist zu lange seiner Linie treu geblieben. Schwarz steht für klassisches, hochwertiges Spielzeug – Plüschtiere von Steiff, Puppenhäuser, Spielzeugsoldaten, Puzzles, Modelleisenbahnen. Spiele-Konsolen und Ähnliches sucht man hier vergeblich. Das einzige Zugeständnis ist eine Ecke mit „Star Wars“-Figuren, zu Ehren des Kinostarts von Teil 7.

Kein Weihnachtsfest ohne ein Geschenk von FAO Schwarz

Die Marke FAO Schwarz als Garant für Qualitäts-Spielzeug geht auf die Anfänge des Hauses im 19. Jahrhundert zurück. Der deutsche Einwanderer Friedrich August Otto Schwarz importierte seit den 1860er Jahren Luxuswaren aus Europa, die in den USA nicht hergestellt wurden. Dazu gehörte hochwertiges Briefpapier, Puppen und Holzspielzeug.

Im 20. Jahrhundert mauserte sich FAO Schwarz zum Inbegriff des Luxus. Kein Weihnachtsfest der gehobenen Familien entlang der Fifth Avenue kam ohne ein Geschenk von FAO Schwarz aus. In den 1990er Jahren kam das Geschäftsmodell jedoch ins Wanken. Der Handel mit Discount-Spielzeug von Wal-Mart, „Toys R Us“ und anderen veränderte den Markt. Und FAO Schwarz weigerte sich, den Sprung in die digitale Gegenwart zu machen. So musste die Firma 2003 Bankrott anmelden und wurde schließlich vom „Toys R Us“-Konzern aufgekauft. Die Marke sinnvoll zu modernisieren, wurde jedoch versäumt.

Jetzt haben die ins Utopische ausufernden Mieten an der Fifth Avenue dem Stammhaus den Rest gegeben. „Mit FAO Schwarz stirbt auch ein Teil des klassischen New York“, sagte die 60 Jahre alte Joanne Fairman. Die verbliebenen Kuscheltiere wandern in eine Lagerhalle, von wo aus sie an Onlinekunden verschickt werden.