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Die erfolgreichsten PR-GagsFalsche Hochzeiten, XXL-Rinder und geklaute Bergspitzen

Lesezeit 4 Minuten

Offenbar hat der Verlassene den gemeinsamen Opel Corsa halbiert - so sieht es zumindest bei Ebay aus.

Köln – Es wäre aber auch eine zu schöne Geschichte gewesen: Ein Berliner zersägt nach der Scheidung von seiner Frau die gemeinsamen Habseligkeiten – sogar Fernseher, Sofa und Auto. Und versteigert den halbierten Hausrat im Anschluss bei Ebay. Die Geschichte ging in dieser Woche um die Welt, auch außerhalb von Europa griffen Medien die Geschichte auf. Jetzt kam raus: Der Rosenkrieg war eine PR-Aktion des Deutschen Anwaltsverein. Man habe so darauf aufmerksam machen wollen, dass zu wenige Ehepaare für den Ernstfall vorsorgen. Die Stücke werden allerdings tatsächlich bei Ebay versteigert und zahlreiche Bieter haben bereits darauf gesetzt. Mehr Aufmerksamkeit hätte sich der Branchenverband kaum wünschen können – auch wenn noch fraglich ist, ob eine erfundene Geschichte zu einer realen Ebay-Auktion rechtlich einwandfrei ist.

Außenwerbung, Plakate und Online-Werbung sind in der Werbebranche schon lange keine großen Glücksbringer mehr. Kreative Geschichten sind gefragt, je abgedrehter, emotionaler, technisch verzauberter, desto besser – und oft genug lassen die Agenturen die Konsumenten im Unklaren, ob sie real oder erfunden sind. Wir haben die größten PR-Gags der letzten Jahre gesammelt.

Das trojanische Paket

So viel Humor und Hinterlist hätte man der DHL gar nicht zugetraut: Das Paketunternehmen schleuste Konkurrenten, zum Beispiel dem Lieferdienst UPS, 2014 heimlich Pakete unter, die mit thermo-aktiven Schriftzügen versehen waren: bei Kälte unsichtbar, bei Wärme plötzlich sichtbar. Gut gekühlt wurden die Pakete in den Versand gegeben, während des Transports wärmten sie sich auf Umgebungstemperatur auf – und der Spruch „DHL is faster“ (also: „DHL ist schneller“) erschien in auffälligen Lettern, während die armen UPS-Träger die Riesen-Kartons gerade durch die Stadt schleppten. Ein trojanisches Pferd, das die eigene Dienstleistung anpreist – und die Konkurrenz zugleich ganz schön dumm aussehen lässt.

Der unsichtbare Automat

Hochentwickelte Technologie ist auch für diesen Werbegag von Coca Cola notwendig: Am Valentinstag stellte der Konzern einen Getränkeautomaten auf, der sich nur Pärchen offenbarte – und für Singles unsichtbar blieb. Mit schnulzigen Herzen und Liebesbotschaften fragte er sogar nach dem Namen der Pärchen und spuckte am Ende eine kostenlose Flasche Coke-Gebräu aus. Schritt eins dahinter ist leicht zu verstehen: Der Automat wurde hinter einer Wand direkt am Bürgersteig verborgen, nur das Ausgabefach wurde tatsächlich ausgesägt und konnte somit von den Passanten bedient werden. Der Rest der Maschine, die eingeblendeten Herzen und Sprechblasen – reine Projektion. Offen ließ der Konzern, wie der Automat Pärchen von Geschwistern oder Freunden unterscheiden kann, die zufällig zu zweit unterwegs sind – und wie sich Singles dabei so fühlten.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt über geklaute Zugspitzen, supergeile Supermärkte und gebrochene Herzen.

Die geklaute Zugspitze

Ein Werbe-Video, das 2013 im Netz kursierte, sorgte sogar für polizeiliche Ermittlungen: Zwei österreichische Bergsteiger setzen darin Hammer und Meißel an – an Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze. Der abgeschlagenen Block verschwindet in Rucksäcken, die Männer gönnen sich kurz darauf genüsslich ein Bier und das Video verkündet: Einen Meter kleiner sei Deutschlands höchster Berg nun, von 2962 auf 2961 Meter geschrumpft. Auf beiden Seiten der Grenze berichteten Medien, von amüsiert bis empört, die Polizei leitete Ermittlungen ein. Dann Entwarnung: Alles nur der PR-Gag einer österreichischen Agentur, die so im Namen der Messegesellschaft Wien für eine Modellbaumesse warb (auf der das abgeschlagene Gipfel-Stück angeblich ausgestellt werden sollte). Strafanzeige erstattete die Polizei dennoch, denn: „Früher wäre das unter grober Unfug gelaufen“, sagte ein Polizeisprecher.

Der supergeile Supermarkt

Kaum eine Werbekampagne revolutionierte den Ruf eines Unternehmens so, wie die Zusammenarbeit zwischen der Supermarkt-Kette Edeka und dem Gesamtkunstwerk Friedrich Lichtenstein. Der Sänger nahm für das Unternehmen mehrere Werbe-Versionen seines Hits „Supergeil“ auf. Die abgedrehte Elektro-Pop-Nummer wurde zu einem viralen Phänomen und machte sowohl Edeka als auch Lichtenstein über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.

Die Rinder vom Bahnhof Zoo

In Berlin sorgte im vergangenen Jahr ein XXL-Plakat des Online-Lieferdienstes Lieferando für Aufregung. Direkt über den Bahnhof hing ein Burger-Banner mit dem Slogan „Wir Rinder vom Bahnhof Zoo“. Die Assoziation zur berühmten Drogen-Biographie von Christiane F. sorgte für viel Ärger – und Aufmerksamkeit für Lieferando.

Das gebrochene Herz, das keines war

Alle Welt litt mit David: Der junge Mann griff sich bei einem Baseballspiel der New Britain Rock Cats ein Herz, machte seiner Freundin vor laufender Kamera einen Heiratsantrag – und wurde eiskalt abgewiesen. Der Stadionsprecher konnte sich gar ein Lachen nicht verkneifen, das Video der einseitigen Liebeserklärung ging um die Welt, auch deutsche Medien berichteten zuhauf. Mitleid war allerdings fehl am Platz. Das Baseballteam hat nur eine ausgeklügelte und kreative PR-Abteilung: David und seine vermeintliche Freundin waren eingeweiht, der Antrag ein Fake – mit der Wirkung sei man sehr zufrieden, so der Vizepräsident der Rock Cats. Ein Glück für David!