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WetterWetterbilanz des DWD: Der Juli fiel buchstäblich ins Wasser

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Der Juli war vor allem nass. (Foto aktuell vom 27. Juli)

Der Juli war vor allem nass. (Foto aktuell vom 27. Juli)

Der Juli ist vielerorts ein Ferienmonat. Doch die letzten Wochen brachten viel Regen und wenig Sommerfeeling. Verspricht der August Besserung?

Der Juli in Deutschland war deutlich zu nass und etwas zu warm. Zudem schien weniger Sonne als im März. „Nachdem die heftige Hitzewelle zu Beginn des Monats durch teilweise unwetterartige Gewitter beendet wurde, stellte sich in der Folge sehr unbeständiges und zu Schauern und teilweise unwetterartigen Gewittern neigendes Wetter ein“, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner Bilanz. „Daran änderte sich bis Monatsende auch nicht mehr viel.“

Gleich zum Monatsbeginn wurde am 2. Juli in Andernach in Rheinland-Pfalz mit 39,3 Grad die bisherige Höchsttemperatur des Jahres gemessen. Doch dann folgte ein jäher Temperaturabsturz. Besonders kalt war es laut DWD am 10. Juli in Meßstetten (Baden-Württemberg) mit 3,5 Grad. 

In der Folge habe es zwar schwerpunktmäßig in der Südhälfte vermehrt Sommertage gegeben, aber keine Hitzewelle. „Ganz im Gegenteil, zum Monatsende hin sorgte eine nordwestliche Anströmung für wenig sommerliche Gefühle im Land, sodass eher die leichte Jacke als die Badehose zur Auswahl stand“, so die Meteorologen. Das Temperaturmittel betrug 18,4 Grad - 1,5 Grad mehr als das Juli-Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990.

Regen, Regen, Regen - und weniger Sonne

Am Monatsende zählten die Meteorologen nur 189 Sonnenstunden, da gab es sogar im März mehr mit 199 Stunden. Zum Vergleich: In der Periode 1961 bis 1990 beträgt das Juli-Mittel 211 Stunden, in der jüngeren Referenzperiode 1991 bis 2020 sind es ganze 226 Stunden. 

Regen, Regen, Regen: Der Juli in Deutschland war insgesamt zu nass. (Symbolfoto)

Regen, Regen, Regen: Der Juli in Deutschland war insgesamt zu nass. (Symbolfoto)

„Der Ferienmonat fiel buchstäblich ins Wasser“, hieß es vom DWD. Konkret fielen im Schnitt 114 Liter pro Quadratmeter. „Das war seit Januar der erste Monat, in dem flächendeckend mehr Niederschlag fiel, als in der jeweiligen Vergleichsperiode.“ Gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 (78 Liter pro Quadratmeter) habe es einen Überschuss von 47 Prozent gegeben. Auch im Vergleich mit der aktuelleren und feuchteren Referenzperiode 1991 bis 2020 sei das Soll um mehr als 30 Prozent überschritten worden. 

Auch in Sachsen gab es starke Regenfälle. (Archivfoto)

Auch in Sachsen gab es starke Regenfälle. (Archivfoto)

„Vor allem im Nordosten und in Teilen Bayerns hatten wir viel Niederschlag und Starkregen“, erklärt Meteorologe Andreas Walter. Dort fielen verbreitet 100 bis 150, örtlich sogar um 200 Liter pro Quadratmeter. Am Alpenrand habe es dann im Laufe der dritten Dekade viel Regen gegeben. Die höchste Niederschlagssumme an einem Tag fiel laut den Angaben am 28. Juli mit 99 Litern pro Quadratmeter im bayerischen Aschau-Stein. „Am Alpenrand landeten über den ganzen Monat hinweg 300 bis 400 und lokal über 450 Liter pro Quadratmeter in den Messtöpfen“, heißt es beim DWD.

Kann das nasse Wetter mit der Erderwärmung zu tun haben?

Aus einzelnen Monaten Ableitungen zu ziehen, sei schwierig, erklärt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bereits vor Bekanntgabe der konkreten Zahlen. „Generell kann man aber sagen, dass nicht nur längere Trockenheitsphasen, sondern auch mehr Starkregen Folgen des Klimawandels sind.“

Warum das so ist? Durch die Erderwärmung und vor allem die wärmeren Meeresoberflächen steigt die Verdunstung von Wasser und die Atmosphäre nimmt mehr Feuchtigkeit auf, so der Experte. „Zugleich kann die wärmere Atmosphäre diese auch halten.“ Wenn dann aber diese warme, wasserdampfreiche Luft zum Beispiel durch Aufstieg in Gewitterzellen oder an Gebirgen abkühle, komme es dann oft zu heftigen Regenfällen und Starkregen.

„Und das Zweite ist, dass wir länger anhaltende Wetterlagen beobachten, welche dann durch ihre Andauer zu einer Dürrephase oder ausgiebigen Niederschlägen führen können“, erklärte Hattermann.

Was sagen Hoteliers und Gastronomen?

„Die wirtschaftliche Situation der Hotels und Restaurants hängt stark von der Lage vor Ort und insbesondere vom Wetter ab“, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. „In vielen Gegenden haben wechselhaftes Wetter, Starkregen und Unwetter deutliche Spuren hinterlassen.“ Regenwetter treffe nicht nur die Außengastronomie, auch Tagesausflüge und kurzfristige Hotelbuchungen fänden nicht statt. 

«Die Außengastronomie gehört definitiv bislang nicht zu den Gewinnern», sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zum Wetter. (Archivbild)

„Die Außengastronomie gehört definitiv bislang nicht zu den Gewinnern“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zum Wetter. (Archivbild)

Würde ein Wetter-Hoch im August helfen? „Die bisherigen Umsatzverluste lassen sich kaum noch aufholen“, sagte Hartges. Sonniges Wetter im August könne aber die Lage „zumindest etwas entspannen“. „Gutes Wetter macht Lust auf Tagesausflüge und spontane Hotelbuchungen“, so Hartges.

Verspricht der August Besserung?

„Im Moment deutet nichts darauf hin. Da müssten wir eine Umstellung der Wetterlage bekommen - mit einem stabilen Hochdruckgebiet, das ist derzeit nicht in Sicht“, sagte Meteorologe Walter. Aber die Lage könnte sich in den nächsten zwei Wochen auch noch einmal ändern. (dpa)