Das jahrhundertealte Sanfermín-Fest in Pamplona wird dieses Jahr von Aktivisten eröffnet, die auf das Leiden der Palästinenser in Gaza aufmerksam machen wollen.
Jahrhundertealte TraditionSolidarität mit Palästinensern bei Sanfermín-Fest in Spanien

Mit dem Abschuss einer kleinen Rakete wurde am Sonntag das neuntägige Stadtfest San Fermín mit den berühmten Stierläufen in Pamplona eröffnet.
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Mit einer Botschaft der Solidarität mit den Palästinensern ist eine neue Ausgabe der ebenso berühmten wie umstrittenen Stierläufe in der nordspanischen Stadt Pamplona eröffnet worden. Pro-palästinensische Aktivisten waren für den Start des neuntägigen Sanfermín-Festes mit dem traditionellen „Chupinazo“ um Punkt 12.00 Uhr ausgewählt worden. Eine von ihnen rief bei der Liveübertragung im spanischen Fernsehen vom Balkon des Rathauses aus auf Englisch: „Stop Genocide. Free Palestine.“
Bei der Eröffnung des Festes wird eine kleine Rakete vom Rathausbalkon aus abgefeuert. Die Plattform „Yala Nafarroa con Palestina“(Auf geht’s Navarra mit Palästina) hatte eine Volksabstimmung darüber, wer das Fest eröffnen solle, klar gewonnen. Wie jedes Jahr protestierten Tierschützer erneut gegen das Spektakel, das sie als Tierquälerei bezeichneten.
Drei Mitglieder der Plattform „Yala Nafarroa con Palestina“, die Israel Völkermord im Gazastreifen und Apartheid vorwirft sowie den Abbruch aller Beziehungen zum jüdischen Staat fordert, waren mit der Startzeremonie beauftragt. Einer von ihnen, Eduardo Ibero Albo, bezeichnete dies als Gelegenheit, „Palästina eine Stimme zu geben“.
„Free Palestine“ zum Auftakt des Festes der Stierhatzen
Eigentlich darf beim „Chupinazo“ nur die Standardformel auf Spanisch und Baskisch gerufen werden „Pamplonesas, pamploneses, Viva San Fermín! Iruindarrak, Gora San Fermín!“ (Pamplonerinnen und Pamploner, es lebe San Fermín)“. Aber eine der drei Aktivisten auf dem Balkon, Lidón Soriano Segarra, rief auf Englisch auch: „Stop Genocide. Free Palestine.“
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei waren etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Seither bekämpft Israels Militär die Hamas – mit dem Ziel, die Organisation zu zerschlagen. Seither wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 56.400 Menschen im Gazastreifen getötet.
Kritik an Politisierung des Festes
Es gab aber auch in Medien Kritik, das jahrhundertealte Stadtfest sei entgegen den Regeln politisiert worden. Der Bürgermeister von Pamplona, Joseba Asiron, widersprach. „Yala Nafarro“ habe weniger mit Politik als mit Menschenrechten zu tun, argumentierte er einem Bericht des Nachrichtenportals Navarra.com zufolge. Ob es einen Widerspruch darstellen könnte, dass Aktivisten für unterdrückte Menschen ein Fest eröffnen, das Tierschützern zufolge auf der ritualisierten Gewalt gegen Tiere basiert, wurde soweit bekannt nicht öffentlich diskutiert.
Jahrhundertealte Tradition
Die sogenannten Sanfermines sind dem Stadtheiligen San Fermín gewidmet und werden in der 200.000-Einwohner-Stadt der Region Navarra bereits seit Ende des 16. Jahrhunderts immer Anfang Juli gefeiert. Es gibt nicht nur Stierrennen und -kämpfe, sondern unter anderem auch zahlreiche Konzerte und Prozessionen sowie andere Veranstaltungen.
Der staatliche TV-Sender RTVE und andere übertrugen die Eröffnungszeremonie live. Eine Gruppe von Touristen aus Argentinien war das erste Mal dabei und ganz in Weiß gekleidet. „Wir werden alles mitmachen, auch die Stierläufe“, kündigten sie in der Masse der Feiernden vor laufenden Kameras an.

Bei den Stierhatzen gibt es immer wieder Verletzte.
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Die Stierhatz ist aber der Höhepunkt der Festivitäten: Zwischen dem 7. und dem 14. Juli werden morgens jeweils sechs zum Teil über 600 Kilogramm schwere Kampfbullen und auch mehrere Leitochsen von Hunderten Menschen für die Stierkämpfe am Abend durch enge Gassen in die Arena gejagt. Bei den Mutproben der vorwiegend jungen Läufer über die 875 Meter lange Strecke gibt es jedes Jahr Verletzte. Im Verlauf des Festes werden 48 Bullen getötet.
Proteste bisher erfolglos

Tierschützer protestieren seit langem vergeblich gegen die Stierhatzen und Stierkämpfe, die sie als Tierquälerei bezeichnen.
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Tierschützer kritisieren seit langem vergeblich das wilde Stiertreiben. Aktivisten legten sich kurz vor Beginn des diesjährigen Festes nur in Unterhose bekleidet und mit roter Farbe bespritzt auf den Boden, um gegen das blutige Spektakel zu protestieren. Trotzdem lockt das Fest weiter Tausende Besucher aus aller Welt an. Über Pamplona schrieb der US-Schriftsteller Ernest Hemingway in seinem ersten größeren Roman „Fiesta“ (1926). (dpa)