Gladbecker GeiselgangsterKnastchef nennt Degowski eine Null

Dieter Degowski während der Geiselnahme am 18. August 1988.
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Werl – In der Justizvollzugsanstalt Werl ist er heute der Hofreiniger, 1988 war er einer der Geiselgangster von Gladbeck: Dieter Degowski könnte im nächsten Jahr freikommen, seine Haftzeit wurde wegen der „besonderen Schwere der Schuld“ auf 25 Jahre Jahre festgelegt. Dennoch glaubt der Direktor der als Hochsicherheitsgefängnis bekannten JVA Werl, Michael Skirl, nicht an einen Abschied Degowskis aus dem Knast: „Er hat die Therapien nur angekratzt. Und er ist dissozial. Ich glaube nicht, dass er 2013 freikommt“, sagte Skirl dem Nachrichtenmagazin „Focus“.
Skirl, in dessen Knast auch andere Schwerverbrecher wie der „Rhein-Ruhr-Ripper“ Frank Gust einsitzen, urteilt mit harten Worten über Degowski. Der heute 55-Jährige sei ein „klassischer Mitläufer“, „menschlich eine Null“ und „wehleidig“, lautet das Psychogramm des Mannes, der am 16. August 1988 zusammen mit Hans-Jürgen Rösner die Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck überfiel und in der Folge mit mehreren Geiseln zwei Tage durch Deutschland und die Niederlande flüchtete. Drei Menschen starben während der Geiselnahme. Degowski erschoss den 15-jährigen Emanuele De Giorgi vor den Augen seiner Schwester.
In Skirls Schilderungen wirkt Degowski heute wie ein völlig perspektivloser Mensch. Von der Friseurin Uschi, die ihn in der Haft heiratete, sei er längst geschieden, eine Kochlehre habe er im Knast nur gerade eben geschafft. Degowski vegetiere vor sich hin, heißt es in der „Focus“-Geschichte. Ob Degowski nächstes Jahr freikommt, hat allerdings nicht Skirl zu entscheiden - sondern die Justiz. (ksta)