Stromausfall und brennende StraßenExtreme Hitzewelle führt zu dystopischen Szenen auf Sizilien

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Feuerwehrleute kämpfen gegen einen Waldbrand auf Sizilien. Auf der italienischen Insel sorgt die aktuelle Hitzewelle auch für Stromausfälle.

Feuerwehrleute kämpfen gegen einen Waldbrand auf Sizilien. Auf der italienischen Insel sorgt die aktuelle Hitzewelle auch für Stromausfälle.

Während die Feuer auf Rhodos zuletzt im Fokus standen, spitzt sich die Lage nun auch auf der italienischen Insel Sizilien weiter zu.

Extreme Hitze, tödliche Waldbrände und Unwetter plagen weiter mehrere Länder rund um das Mittelmeer. Auf der italienischen Insel Sizilien und der Mittelmeer-Insel Malta haben die hohen Temperaturen zu Stromausfällen geführt, die teilweise bis zu 36 Stunden dauerten. Die Bewohner konnten deshalb ihre Klimaanlagen und Ventilatoren nicht betreiben – und das bei Temperaturen deutlich über 40 Grad Celsius. Der Grund sind durch die Hitze beschädigte unterirdische Kabel.

Auf Sizilien war derweil die zweitgrößte Stadt der Insel betroffen. In Catania fiel am Dienstagnachmittag in einigen Stadtvierteln der Strom aus. Auch die Wasserversorgung brach daraufhin stellenweise zusammen, da die Pumpen nicht mehr betrieben werden konnten, berichtet die „taz“.

Dystopische Szenen auf Sizilien: Feuer auf der Straße, Strom- und Wasserversorgung ausgefallen

In sozialen Netzwerken kursieren unterdessen Videos, die dystopische Szenen auf der italienischen Insel zeigen. Waldbrände erreichen teilweise Straßen, die Flammen lodern stellenweise mitten auf der Fahrbahn.  

Die Feuer kommen der größten Stadt Palermo mittlerweile bedrohlich nahe. Andere Aufnahmen zeigen völlig entkräftete Feuerwehrleute in Palermo.

Auf Malta verbrachten viele Menschen Berichten zufolge die Nacht im Freien – oder in ihren Fahrzeugen bei laufendem Motor, um dort die Klimaanlage nutzen zu können. Restaurants und Supermärkte mussten unterdessen große Mengen aufgetaute Lebensmittel entsorgen.

In Griechenland kamen am Dienstag unterdessen zwei Piloten beim Absturz eines Löschflugzeugs ums Leben. In Italien wurden bei einem Unwetter eine 17-Jährige und eine Frau von umstürzenden Bäumen erschlagen. Algerien meldete insgesamt 36 Tote seit Sonntag in Folge der anhaltenden Brände. Im Mittelmeer wurde ein neuer Temperaturrekord gemessen. In Florida erreichte die Wassertemperatur unterdessen Weltrekord-Niveau.

Waldbrände in Griechenland: Verkohlte Leiche auf Euböa entdeckt

Die extreme Hitze, unter der Südeuropa, aber auch Teile Nordamerikas und Chinas derzeit leiden, sei ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“, hieß es am Dienstag in einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA). Wegen des Klimawandels seien die Hitzewellen heißer und länger geworden und träten zudem öfter auf.

Zu den Folgen zählen heftige Waldbrände. Auf der griechischen Insel Euböa wurde am Dienstag die verkohlte Leiche eines Mannes entdeckt. Nun werde geprüft, ob es sich bei dem Toten um einen seit Sonntag vermissten Hirten handele, sagte eine Polizeisprecherin.

Auch der Tod der beiden griechischen Luftwaffen-Piloten ereignete sich auf Euböa, wie das Verteidigungsministerium in Athen mitteilte. Der staatliche Sender ERT zeigte Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie ihr Löschflugzeug im Einsatz abstürzte und explodierte. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass die griechischen Löschflugzeuge „alt, schwer zu fliegen und anfällig“ seien. Er stellte neue Modelle für 2026 in Aussicht.

Nach Angaben der Umweltorganisation WWF sind in Griechenland mittlerweile 35.000 Hektar abgebrannt. Das griechische Zivilschutz-Ministerium sprach von mehr als 500 großen Bränden, die in den vergangenen zwölf Tagen im Land wüteten. Besonders betroffen sind die bei Urlaubern beliebten Inseln Rhodos und Korfu.

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Am Montag waren etwa 2500 Menschen von Korfu ausgeflogen worden. Zwischen Sonntag und Dienstag hatten insgesamt 5000 Menschen Rhodos verlassen, darunter zahlreiche deutsche Touristen. Im Norden von Rhodos harrten am Dienstag noch etwa 200 Urlauber in der Turnhalle einer Schule aus.

Im Landesinneren wurden am Dienstag Temperaturen von bis zu 44 Grad gemessen. Starker Wind fachte die Brände weiter an. „Wir erleben die Auswirkungen der Klimakrise“, sagte Mitsotakis bei einer Sondersitzung des Kabinetts. „Uns steht ein weiterer schwieriger Sommer bevor“, fügte er hinzu.

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Der algerische Präsident Abdelmadschid Tebboune drückte den Angehörigen der 34 Menschen, die seit Sonntag bei den Bränden im Land gestorben waren, sein Beileid aus. Zu ihnen zählen auch zehn Soldaten, die nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Küstenprovinz Bedschaia vom Feuer umzingelt worden waren. Die insgesamt knapp 100 Feuer waren laut Innenministerium am Dienstag weitgehend unter Kontrolle.

Auf der Mittelmeerinsel Zypern, die schon seit Mitte Juli unter Temperaturen von 40 Grad und mehr ächzt, brachten mehr als hundert Feuerwehrleute am Dienstag einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte.

Im Zuge des Klimawandels nehmen auch Stürme zu. In Norditalien gab es heftige Unwettern mit Sturmböen, Starkregen und Hagelkörnern, die der Größe einer Hand entsprachen. In einem Pfadfinder-Lager nahe Brescia sei ein 16 Jahre altes Mädchen durch einen umfallenden Baum getötet worden, teilte Regierungschefin Giorgia Meloni mit. In der Stadt Lissone sei eine weitere Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen worden. (das/afp)

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