Verfolgung, Folter, HinrichtungIran verstärkt Repression vor erstem Todestag von Mahsa Amini

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(FILES) This file UGC image posted on Twitter reportedly on October 26, 2022 shows an unveiled woman standing on top of a vehicle as thousands make their way towards Aichi cemetery in Saqez, Mahsa Amini's home town in the western Iranian province of Kurdistan, to mark 40 days since her death, defying heightened security measures as part of a bloody crackdown on women-led protests. - Mahsa Amini was an Iranian woman like any other, but she went down in history as one influential figure for her death on September 16 gave rise to a protest movement which, after six months, continues to affect the society.

Zum ersten Todestag von Mahsa Amini verschärfen die iranischen Behörden nochmals ihre Repressionen.

Damit wolle die Regierung vor dem Jahrestag „Angst unter der Bevölkerung verbreiten“ und von neuen Protesten abschrecken, sagt ein Experte.

Vor dem ersten Todestag der jungen Kurdin Mahsa Amini verschärfen die Behörden im Iran nochmals die Repression. Nach Angaben von Aktivisten haben die Festnahmen von Regierungskritikern zuletzt zugenommen. Damit wolle die Regierung vor dem Jahrestag „Angst unter der Bevölkerung verbreiten“ und von neuen Protesten abschrecken, sagte der Chef des in New York ansässigen Center for Human Rights in Iran (CHRI), Hadi Ghaemi.

Hunderte Menschen wurden im Zuge der Proteste ermordert

Die 22-jährige Amini war nach der Festnahme durch die Sittenpolizei in Teheran am 16. September gestorben. Angeblich soll sie gegen die strikten Vorschriften zum Tragen des islamischen Kopftuchs verstoßen haben.

Als Ursache des Todes der jungen Frau nannten die Behörden lange zurückreichende Gesundheitsprobleme. Aus den Reihen der Opposition wurde hingegen der Vorwurf erhoben, Amini sei im Polizeigewahrsam geschlagen worden. Ihr Tod löste landesweite Proteste von beispiellosem Ausmaß gegen die Führung in Teheran aus. Die Behörden reagierten mit großer Härte.

„March for Freedom“ Deutsch-Ukrainisch-Iranischen Demonstration. Gemeinsamer Freiheitsmarsch von Deutschen, UkrainerInnen und IranerInnen.

Auch in Köln ist es wieder zu großen Protestaktionen gekommen, wie hier beim „March for Freedom“.

Hunderte Menschen wurden im Zuge der Proteste getötet, darunter auch dutzende Mitglieder der Sicherheitskräfte. Tausende Menschen wurden im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen.

Proteste im Iran sind inzwischen abgeklungen

Die Demonstrationen brachen Tabus und rührten damit an die ideologischen Grundlagen der 1979 gegründeten Islamischen Republik: Während der Proteste wurden Slogans gegen das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei skandiert, Frauen zogen offen ohne die vorgeschriebene Kopfbedeckung durch die Straßen.

Abgesehen von vereinzelten sporadischen Aktionen sind die Proteste inzwischen allerdings abgeklungen. Im Exil lebende Aktivisten sehen den Grund im drakonischen Vorgehen der Sicherheitskräfte und Behörden. Es werde versucht, die Menschen mittels der Festnahmen und auch Todesurteile einzuschüchtern.

So wurde zuletzt etwa der populäre Popmusiker Mehdi Yarrahi in Gewahrsam genommen. Der Sänger hatte kurz zuvor ein Lied mit einem dazugehörigen Video veröffentlicht, in dem er die Kopftuchpflicht in Frage stellte.

Festnahmen nehmen zu

Laut einem Bericht der Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA wurden im August zudem elf Frauenrechtsaktivistinnen in der nördlichen Provinz Gilan festgenommen, wo die Proteste im vergangenen Jahr besonders heftig verlaufen waren.

Weitere Festnahmen wurden zuletzt auch aus der mehrheitlich von Kurden bewohnten Region im Westen des Iran gemeldet - der Heimat Aminis und Schauplatz der ersten Proteste vor einem Jahr. Nach Angaben der Organisation Hengaw wurde eines ihrer Mitglieder in Aminis Heimatstadt Sakes festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht.

Amnesty International klagt die Grausamkeit des Regimes an

Amnesty International teilte mit, dass Angehörige getöteter Protestteilnehmer Opfer von Behördenwillkür und Repressionen geworden seien. Einem Report der Menschenrechtsorganisation zufolge wurden etliche Familien von Getöteten in den vergangenen Monaten übergriffigen Verhören unterzogen, willkürlich festgenommen, strafrechtlich verfolgt und unter unfairen Bedingungen verurteilt.

„Die Grausamkeit der iranischen Behörden kennt keine Grenzen“, konstatierte die Amnesty-Vizeregionaldirektorin für den Nahen Osten, Diana Eltahawy. Den iranischen Behörden warf sie einen „finsteren Versuch“ vor, „ihre Verbrechen zu verschleiern“. (afp)

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