„Katastrophales“ Küken-SterbenKaiserpinguinen droht wegen Klimakrise das Aussterben

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Ein Kaiserpinguin-Küken in der Obhut seiner Eltern. Rund 10.000 der Pinguin-Küken sind einer neuen Studie zufolge im vergangenen Jahr bei einem „katastrophalen Brutausfall“ in der Antarktis gestorben. (Archivbild)

Ein Kaiserpinguin-Küken in der Obhut seiner Eltern. Rund 10.000 der Pinguin-Küken sind einer neuen Studie zufolge im vergangenen Jahr bei einem „katastrophalen Brutausfall“ in der Antarktis gestorben. (Archivbild)

Bis 2100 könnten Kaiserpinguine „quasi ausgestorben“ sein, berichten Forscher. Grund ist wohl die Klimakrise. 

Der vermutlich berühmtesten Tierart der Antarktis droht Wissenschaftlern zufolge das Aussterben. Laut einer in der letzten Woche veröffentlichten Studie, haben Kaiserpinguine im vergangenen Jahr einen Großteil ihres Nachwuchses verloren. Dieser „katastrophale Brutausfall“ sei der erste dokumentierte Vorfall seiner Art, heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications Earth & Environment“ veröffentlicht wurde.

Bei vier der fünf analysierten Pinguin-Kolonien in der Bellingshausensee am westlichen Rand des eisigen Kontinents haben demnach keine Küken überlebt. Grund dafür sei der extreme Verlust an Meereis aufgrund der globalen Erwärmung – also der Klimakrise, heißt es weiter.

„Katastrophaler Brutausfall“ in der Antarktis: Tausende Kaiserpinguine sterben nach Meereisschwund

Bis zu 10.000 Kaiserpinguin-Küken seien mit hoher Wahrscheinlichkeit ertrunken oder auf „Eisschollen davongetrieben und verhungert“, erklärte der Seevogelbiologe und Co-Autor der Studie Norman Ratcliffe dem US-Sender CNN.

Kaiserpinguine sind zum Nisten und Aufziehen ihrer Küken auf stabiles Meereis angewiesen. Die Eier der Pinguine werden zwischen Mai und Juni gelegt. Nach dem Schlüpfen entwickeln die Küken dann ihr wasserfestes Gefieder, ehe sie zwischen Dezember und Januar selbstständig und unabhängig von ihren Eltern werden.

Forscher schlagen Alarm: Kaiserpinguine könnten bis 2100 „quasi ausgestorben“ sein

Im Jahr 2022 sei das Meereis jedoch deutlich früher aufgebrochen – und hat so Tausende Küken in die Tiefe gerissen oder auf das offene Meer hinausgespült, das zeigten Satellitenbilder aus den Jahren 2018 bis 2022, die von den Wissenschaftlern für ihre Analyse genutzt wurden.

Satellitenbilder zeigen Smyley Island am 10. Oktober 2022 (l.) und am 10. Dezember 2022. Der Kreis markiert den Standort einer Kaiserpinguin-Kolonie. Kaiserpinguine leiden einer Analyse zufolge massiv unter dem Verschwinden von Meereis in der Antarktis.

Satellitenbilder zeigen Smyley Island am 10. Oktober 2022 (l.) und am 10. Dezember 2022. Der Kreis markiert den Standort einer Kaiserpinguin-Kolonie. Kaiserpinguine leiden einer Analyse zufolge massiv unter dem Verschwinden von Meereis in der Antarktis.

So sei es in einigen Teilen der Antarktis bereits im November zu einem Totalverlust der Küken gekommen. Die üblicherweise zu dieser Jahreszeit auf Satellitenbildern auszumachenden schwarzen Flecken, also Pinguin-Kolonien, seien „plötzlich nicht mehr da“ gewesen, schilderten die Forscher ihre unheilvolle Entdeckung.

Meereis in der Antarktis: Historische Tiefststände auch im Jahr 2023

Auch in diesem Jahr ist das Meereis in der Antarktis auf historische Tiefststände zurückgegangen. Bereits Anfang August sprachen Forscher von einer beunruhigenden Entwicklung rund um den Südpol. „Jeder sollte beunruhigt sein“, erklärte Dr. Will Hobbs, Experte für Meereseis, der britischen Zeitung „The Guardian“.

Die derzeitigen Messwerte würden alle Annahmen, die über die Antarktis gesammelt wurden, auf den Kopf stellen. Statt prognostizierten 16,4 Millionen Quadratkilometern Eis gebe es derzeit nur 14,1 Millionen.

Die Gründe für den rapiden Eisschwund sind nicht abschließend geklärt, die vom Menschen verursachte Klimakrise gilt unter Wissenschaftlern jedoch als wesentlicher Treiber. Nun bedroht die Entwicklung in der Antarktis auch die Existenz der Kaiserpinguine.

Klimakrise lässt Meereis schmelzen: „Unser Zeitfenster wird kleiner“

Die Studienergebnisse unterstützten bereits vorhandene Prognosen, dass „mehr als 90 Prozent“ der Kaiserpinguinkolonien bis zum Jahr 2100 „quasi ausgestorben“ sein werden, erklärte das Forschungsteam. Auch die nicht an der Studie beteiligte amerikanische Antarktis-Forscherin Cassandra Brooks stützt diese Prognose.

Die Studie sei ein weiterer Beleg dafür, dass die Existenz der Kaiserpinguine bedroht sei, erklärte sie bei CNN. „Kaiserpinguine könnten aufgrund des Meereisschwundes infolge der Erderwärmung tatsächlich direkt aussterben“, bekräftigte sie. „Unser Zeitfenster, um ihr Überleben zu sichern, wird kleiner.“ (das)

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