Jeff Bezos plant eine Millionen-Hochzeit in Venedig. Bürger protestieren: „Venedig ist nicht zu verkaufen.“
„Arroganter Milliardär“„Kein Platz für Jeff Bezos“ – Venedig wütet gegen Promi-Hochzeit

Gegen die Hochzeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Laura Sánchez gibt es Proteste.
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Die Lagunenstadt Venedig steht vor einer Hochzeit der Superlative – und des Widerstands. Amazon-Gründer Jeff Bezos, mit rund 200 Milliarden Euro einer der reichsten Männer der Welt, will seiner Verlobten Lauren Sánchez in der romantischsten Stadt Italiens das Jawort geben. Doch während Stars wie Leonardo DiCaprio, Kim Kardashian oder Lady Gaga zur Feier erwartet werden, formiert sich in der Stadt eine wachsende Protestbewegung: „Kein Platz für Bezos“, lautet ihre Botschaft.
Nach Informationen italienischer Medien ist zwischen dem 24. und 26. Juni ein mehrtägiges Hochzeitsfest geplant. Ort der Zeremonie könnte die Klosterkirche Chiesa dell'Abbazia della Misericordia im Stadtteil Cannaregio sein, wo alles streng geheim gehalten wird. Auch die Anreise der Gäste, darunter Oprah Winfrey, Elon Musk, Bill Gates und Ivanka Trump – soll über private Wassertaxis erfolgen. Die italienischen Zeitungen schätzen die Kosten auf 15 bis 30 Millionen Euro.
Bezos kommt mit Riesenjacht – Venedig wütet
Im Moment bewegt sich allerdings noch vieles im Bereich der Spekulationen. Von dem Paar selbst gibt es zum Ablauf bislang nichts zu hören. Als sicher gilt, dass Bezos und Sánchez mit der „Koru“ anreisen werden, dem riesigen Dreimaster-Dampfer des US-Unternehmers.

Der Amazon-Gründer und die Journalistin wollen mit mehr als 200 Gästen feiern. (Archivbild)
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Allerdings gibt es noch Probleme: So darf das Schiff, wenn es nach den Vorschriften geht, mit einer Länge von mehr als 125 Metern nicht am Markusplatz anlegen. Die „Koru“ müsste also ausweichen. An Bord gibt es neun luxuriöse Schlafzimmer, aber das reicht bei weitem nicht. Der größte Teil der Festgesellschaft wird in Fünf-Sterne-Hotels wie dem „Gritti Palace“ oder dem „Danieli“ untergebracht. Bürgermeister Luigi Brugnaro, ein Mann mit gehörigem Geltungsdrang, dementierte allerdings Berichte, dass Bezos alles ausgebucht habe.
Venedig protestiert gegen Luxus-Hochzeit
Die Gäste sollen mit Wassertaxis zwischen all den gewöhnlichen Touristen über die Kanäle und die Lagune zu den verschiedenen Veranstaltungsorten geschippert werden: zu den Stränden am Lido, auf die Insel San Giorgio (wo nach Informationen der Lokalzeitung „Corriere del Veneto“ am Freitag kommende Woche die eigentliche Hochzeit stattfinden könnte) oder zur alten Klosterkirche Chiesa dell'Abbazia della Misericordia im Stadtteil Cannaregio.
Die Protestgruppe „No Space for Bezos“ kritisiert, Venedig werde immer mehr zum Spielplatz für Superreiche, während die Einwohner unter steigenden Mieten, Massentourismus und kultureller Verdrängung leiden. Auf dem Glockenturm der Kirche San Giorgio wurde ein riesiges Banner mit einem durchgestrichenen „Bezos“-Schriftzug gehisst. Auf Plakaten in der Stadt prangt der Slogan: „Venedig ist nicht zu verkaufen.“Vor kurzem hingen auf dem Markusplatz und an der Rialto-Brücke bereits Plakate „No Space for Bezos“ („Kein Platz für Bezos“).
„Er soll Venedig nicht mit Las Vegas verwechseln“
Wir haben nichts gegen Hochzeiten“, sagte einer der Aktivisten, Tommaso Cacciari der Zeitung „La Repubblica“. „Aber wir mögen keinen arroganten Milliardär, der glaubt, er könne sich alles kaufen. Er soll Venedig nicht mit Las Vegas verwechseln.“
Zudem gibt es über die Hoteliers und die Wassertaxi-Besitzer hinaus auch eine Menge anderer Leute in Venedig, die von der Großhochzeit profitieren. Die älteste Bäckerei der Stadt, Rosa Salva, zum Beispiel bekam den Auftrag, für alle Gäste Tüten mit traditionellem Naschwerk zusammenzustellen. Das Designstudio Laguna ist für deren Versorgung mit Murano-Glas zuständig.

Auch Amal und George Clooney haben in Venedig geheiratet. (Archivbild)
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Bürgermeister spricht von „Ehre für die Stadt“
Ohnehin haben sie in Venedig mit solchen Festen Erfahrung. Aktuell heiraten in der Stadt mit nicht einmal mehr 50.000 Einwohnern etwa 600 Paare pro Jahr, davon viele aus dem Ausland und auch einiges an Prominenz: 2014 gab es dort schon einmal eine „Hochzeit des Jahrhunderts“, die von George Clooney und der Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin. Zwei Jahre später sagten sich Fußballer Bastian Schweinsteiger und Tennisspielerin Ana Ivanovic Ja.
Bürgermeister Brugnaro gehört zu den Leuten, die das neue Vorhaben nächste Woche am lautesten verteidigen. Der Bauunternehmer spricht von einer „Ehre für die Stadt“. Die „Serenissima“ habe schon Veranstaltungen ganz anderer Größenordnung bewältigt. Außerdem werde die Bezos-Hochzeit viele Millionen Euro nach Venedig bringen. (dpa, lkr)