Männermode ohne TabusMann sucht Kleid für den Sommer

Der Kerl trägt schulterfrei: Von Donatella Versace
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Immer wenn die Schaufenster nicht mehr von Kleidungsstücken, sondern von vier großen, roten Buchstaben dominiert werden, machen sich die Modeprofis auf. Nicht zum Sale wie alle übrigen, sondern Richtung Flughafen. Zeitgleich zum Saisonfinale beginnt sich nämlich zuverlässig das Karussell zu drehen. Nach und nach steuert die Fashion-Gemeinde – mit einer kurzen Sommerpause – die Metropolen Mailand, Berlin, New York, London, Paris an.
Alles endet in Paris
Die Reihenfolge ist gesetzt, genauso gibt es weitere Konstanten, auf die sich der Mode-Wanderzirkus verlassen kann. Zum Beispiel: Es starten immer die Herren mit dem Ausblick auf den nächsten Sommer, alles endet in Paris. Und für Champagner gilt ein paar Wochen lang die Maßeinheit Hektoliter. Dazwischen gibt es dann die eine oder andere Überraschung, etwa dass sich die Herren-Mode-Woche in London, gerade erst zum zweiten Mal durchgeführt, zu einem wirklich ernstzunehmenden Konkurrenten für den etablierten Schauplatz Mailand entwickelt. Und natürlich: die Mode.
Sommer 2015
Wir starten unseren Ausblick auf den Sommer 2015 mit einem Rückblick auf die Männermodewelt. Zu sehen gab es: Alles! Sportliches, Klassisches, Legères, Maritimes, Gewagtes und: Feminines. Zwar musste kein Model im Rock und auf Absätzen über den Laufsteg laufen – auch das ist schon vorgekommen – doch die Designer haben in fremden Gewässern gefischt. Will heißen: im weiblichen Kleiderschrank oder gleich in der Lingerie-Schublade. Rüschen, Spitze, Pferdchenprints! Dazu Cut Outs, üppige Blütendekors und schwüle, ins Lila gehende Rosatöne samt Paillettendekor.
Tabus gebrochen
Was ist nur los? Sämtliche Tabus wurden in einem Streich gebrochen. Denn nicht nur der Materialeinsatz für die Herrengarderobe lässt sich als außergewöhnlich bezeichnen, auch freigelegte Schultern, die Sicht auf viel Bein und Bauchnabel irritieren etwas. Vom Mann wird also im nächsten Sommer nicht nur viel Mut, sondern auch reichlich Experimentierfreude verlangt. Denn Pailletten-Ponys auf der Brust zu tragen, fällt vermutlich nur den wenigsten leicht. Shocking details gab es nicht nur, wenn das Shirt mit dem Label „Made in Italy“ versehen ist, sondern auch von britischer Herkunft ist, wie zum Beispiel bei Burberry.
Bonbonrosa bis Mintgrün
Das britische Traditionsunternehmen mit seiner High-End-Kollektion „Prorsum“ wurde früher am Mailänder Laufsteg umjubelt und beklatscht. Diesmal zeigte es sich selbstverständlich in der britischen Metropole. Überraschend waren zum Beispiel schmal geschnittene Anzüge in einem Farbspektrum von Bonbonrosa bis Mintgrün. Vor allem aber sind die italienischen Designer, allen voran Versace, Dolce & Gabbana und Etro mit ihren femininen Ideen vorne dran – und drehen den Spieß um, zumindest für den nächsten Sommer. Schließlich tragen Frauen ja nun schon jahrelang Boyfriendjeans und Brogues. Von immer wiederkehrenden Mode-Irrtümern, etwa Krawatten, wollen wir an dieser Stelle nicht sprechen.