VergewaltigungsvorwurfRichter schickt fünf deutsche Mallorca-Touristen in U-Haft

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Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf der Balearische Insel.

Die Polizei ermittelt wegen einer Gruppenvergewaltigung. Ein Richter entscheidet nun, ob die Männer in Untersuchungshaft müssen.

Fünf Deutsche zwischen 21 und 23 Jahren sitzen in Mallorca im Gefängnis. Der Vorwurf: Gruppenvergewaltigung. Ihnen droht eine jahrelange Haft.

Fünf junge Männer aus Deutschland werden auf der spanischen Mittelmeer-Insel der Gruppenvergewaltigung beschuldigt und kommen deshalb in Untersuchungshaft.

Das beschloss der zuständige Richter in Palma am späten Samstagabend. Nach Angaben der Polizei sollen die Touristen im Alter zwischen 21 und 23 Jahren eine noch jüngere Urlauberin aus Deutschland in der Nacht auf Donnerstag zum Sex gezwungen oder tatenlos zugeschaut haben. Laut der spanischen Zeitung „El Mundo“ ist das Opfer 18 Jahre alt. Den Verdächtigen drohen eine lange U-Haft und bei Verurteilung Freiheitsstrafen von bis zu zwölf Jahren.

Mallorca: Fünf deutsche Touristen in Untersuchungshaft

Ein sechster Angehöriger der deutschen Freundesgruppe kam frei. Laut Medienberichten soll er zur mutmaßlichen Tatzeit geschlafen haben. Eine Freilassung der fünf Verdächtigen gegen Kaution lehnte der Richter ab, wie eine Justizsprecherin mitteilte. Die Frau hatte laut Polizei am Ballermann einen Deutschen am Strand kennengelernt.

Laut spanischen Medienberichten spielte sich das Treffen an der bekannten Playa de Palma am Ballermann ab, es soll den Berichten zufolge am Strand zunächst zu einvernehmlichen Sex gekommen sein. Die Frau habe laut Polizei in der Nacht auf Donnerstag anschließend eingewilligt, mit der Mann auf sein Zimmer zu gehen.

Gruppenvergewaltigung auf Mallorca? Polizei spricht von Video

Das Hotel habe ihr aber den Zutritt verweigert, weil sie dort kein Gast war. Daraufhin seien beide in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes abgestiegen waren. Diese seien später in das Zimmer gekommen. Vier der Männer hätten die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat mit seinem Handy gefilmt.

Die Frau habe sich dann in das Badezimmer geflüchtet, berichtete die Polizei weiter. Einer der jungen Deutschen habe der Frau gegenüber eingestanden, dass die Männer zu weit gegangen seien. Er habe sie überredet, sie zu dem Hotel zu begleiten, in dem Freundinnen von ihr wohnten. Von dort habe die Frau die Polizei von Mallorca alarmiert, die die fünf Männer am frühen Donnerstagmorgen in deren Hotel und einen sechsten am Freitag festnahm. Die junge Deutsche sei zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Mallorca: Richter behandelte Fall von „Kegelbrüdern“ und gilt als kompromisslos

Die Entscheidung des Richters, keine Freilassung auf Kaution zuzulassen, kam für Beobachter nicht überraschend – der gleiche Richter hatte sich unter anderem vor gut einem Jahr im Aufsehen erregenden Fall der auf Mallorca der Brandstiftung beschuldigten sogenannten „Kegelbrüder“ aus dem Münsterland sehr rigoros und kompromisslos gezeigt.

Antoni Rotger steht dem Ermittlungsgericht Nummer 8 in Palma vor und wurde von Medien in Deutschland als gnadenlos bezeichnet, weil er acht der Kegler fast zwei Monate hinter Gittern ließ. Die jungen Männer, die im Mai vorigen Jahres festgenommen worden waren, weil sie fahrlässig einen Kneipenbrand verursacht haben sollen, kamen erst im Juli 2022 frei – und nur deshalb, weil die Anwälte den Urlaub Rotgers ausnutzten, um einen neuen Antrag auf Freilassung auf Kaution zu stellen.

„Deutsches Rudel“ auf Mallorca: Fünf Männer wollen unerkannt bleiben

Die sechs Männer im aktuellen Fall waren am Samstagmorgen in Handschellen in das Gericht in Palma gebracht worden. Dabei zogen sie ihre Oberteile (vorwiegend Fußball-Trikots) über den Kopf, um nicht erkannt zu werden. Laut der „Bild“-Zeitung sollen die Deutschen „unter Tränen“ vor dem Gericht ausgesagt haben. Laut den Ermittlern seien mehrere Geräte der Beschuldigten beschlagnahmt worden, unter anderem das Mobiltelefon, auf dem sich „eine Aufzeichnung des Vorfalls“ befinden soll. 

Die Touristen müssen sich nun – unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen beziehungsweise eines möglichen Verfahrens – auf einen langen Gefängnisaufenthalt vorbereiten. Die U-Haft kann in Spanien Monate aufrechterhalten werden.

Woher in Deutschland die Verdächtigen und die junge Frau stammen, wurde zunächst offiziell nicht mitgeteilt. Laut Recherchen der Mallorca-Zeitung (MZ) handelt es sowohl bei den Männern, als auch bei der Frau, um Urlauber aus NRW. Auch der WDR berichtet, dass die männlichen Touristen aus NRW kommen und bezieht sich dabei auf ein Gespräch mit Eltern eines Beschuldigten. In spanischen Medien wurden die Männer als „Manada alemana“ bezeichnet, als „deutsches Rudel“.

Deutschen Touristen auf Mallorca droht lange Haftstrafe

Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung in Pamplona gezogen. 2016 hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt. Ein zunächst mildes Urteil gegen diese als „Manada“ bezeichneten Männer löste Proteste im ganzen Land aus. In der Folge wurde das Sexualstrafrecht geändert.

Das neue „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz führte jedoch unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher und stürzte die Regierung in eine Krise. Jede Art der Gewalt gegen Frauen wird in Spanien sehr ernst genommen. Nicht nur deshalb sind die Aussichten für die Deutschen sehr trüb - selbst falls sie sich am Ende als unschuldig erweisen sollten.

Die Abteilung für Familien- und Frauenfürsorge (UFAM) hat die Ermittlungen übernommen. Ermittlungen nehmen in Spanien oft viel Zeit in Anspruch, die zu den Keglern beispielsweise ist nach über einem Jahr nach wie vor im Gange. U-Haft kann bis zu zwei Jahre dauern – und notfalls verlängert werden. (pst mit dpa)

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