Noah Hawley, Erfinder der grandiosen Reihe „Fargo“, hat ein weiteres ikonisches Kinostück in eine Serie verwandelt. „Alien: Earth“ erzählt ab Mittwoch, 13. August, bei Disney+ von Monstern, aber auch von Transhumanismus und anderen Lebensformen der nahen Zukunft.
„AlienEarth“

Die neue Ripley, einst gespielt von Sigourney Weaver, ist in der Serie „Alien: Earth“ eine Transhumane: Wendy (Sydney Chandler) muss als Soldatin mit ihrer Gruppe ein auf der Erde abgestürztes Raumschiff erforschen. Er ist von unheimlichen Kreaturen bevölkert. (Bild: Patrick Brown/FX)
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Die Menschheit in 95 Jahren ist bunter geworden, Grenzen zwischen biologisch und technisch erzeugtem Leben sind weitgehend aufgehoben: Alex Lawther als Hermit, Diêm Camille als Siberian und Moe Bar-El als Rashidi in der Disney-Serie „Alien: Earth“. (Bild: Patrick Brown/FX)
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Die Erde in 95 Jahren. Immerhin, und das ist die gute Nachricht der Serie „Alien: Earth“: Es gibt sie noch. Wer das am Mittwoch, 13. August, startende Prequel der Kinofilme anschaut, wird jedoch schnell feststellen, dass es sich von den sieben bislang vorliegenden Leinwand-Abenteuern der Jahre 1979 bis 2024 deutlich unterscheidet. Da wäre zunächst der Handlungsort. Um den Planeten Erde machte der Horror um das wahrscheinlich „beste Monster der Kinogeschichte“ (O-Ton von Serienschöpfer Noah Hawley) bislang einen Bogen. Nicht umsonst lautete einer der Claim des ersten Films von Regisseur Ridley Scott aus dem Jahr 1979: „Im Weltraum hört dich niemand schreien“. Tatsächlich beruhte ein großer Teil des ikonischen Schreckens des 46 Jahre alten Klassikers mit Sigourney Weaver auf dessen isolierter Kulisse. Die Crew eines heruntergerockten Raumfrachters schleppte sich eine fremde Lebensform ein, die der Besatzung nach und nach den Garaus macht.

Auch in der Zukunft geht es einigen ziemlich gut, wie es scheint: Samuel Blenkin als „Boy Kavalier“ in „Alien: Earth“. Die Serie von Noah Hawley verlagert das Horrorgeschehen des ikonischen Weltraum-Urfilms von Ridley Scott auf die Erde. (Bild: FX)
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„Alien: Earth“ spielt nun wenige Jahre vor diesem Event auf der Erde. 2120 wird sie von fünf Tech-Konzernen regiert: Prodigy, Weyland-Yutani, Lynch, Dynamic und Threshold. So weit, so realistisch - möchte man sagen. Ebenso nicht aus der Luft gegriffen: In dieser Ära bevölkern Cyborgs und Synthetics die Erde. Erstere sind Menschen mit biologischen und künstlichen Komponenten. Synthetics hingegen humanoide Roboter mit künstlicher Intelligenz. Der Gründer und CEO der Prodigy Corporation, eine Art Elon Musk der Zukunft, entwickelt jedoch Hybrids: humanoide Roboter, ausgestattet mit menschlichem Bewusstsein, das ihnen aus den Körpern todkranker Kinder transhumiert wurde.
Serie von „Fargo“-Erfinder Noah Hawley

Wendy (Sydney Chandler), die als Kind in einen künstlichen Körper verpflanzt wurde, muss sich an ihre neue Lebensform noch gewöhnen. (Bild: Patrick Brown/FX)
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Timothy Olyphant als Kirsh gehört zu den bekannteren Namen im Cast von „Alien: Earth“. Der heute 57-jährige Schauspieler wurde unter anderem als Sheriff Seth Bullock in der HBO-Serie „Deadwood“ bekannt. Auch als Gegenspieler von Bruce Willis in „Stirb Langsam“, Teil vier, machte er auf sich aufmerksam. (Bild: Patrick Brown/FX)
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Der erste Hybrid-Prototyp heißt Wendy (Sydney Chandler) und markiert eine Zeitenwende im Wettkampf um die Unsterblichkeit. Nachdem ein Raumschiff des Konzerns Weyland-Yutanis in Prodigy City abstürzt, erforschen Wendy und andere Soldaten das Wrack. Sie treffen dort auf fremde Lebensformen, die sich jeglicher Vorstellungskraft entziehen.

Im Einsatz für den Konzern in der neuen „schönen“ Zukunftswelt von „Alien: Earth“ (von links): Jonathan Ajayi als Smee, Adarsh Gourav als Slightly, Sydney Chandler als Wendy, Timothy Olyphant als Kirsh, Kit Young als Tootles, Erana James als Curly und Lily Newmark als Nibs. (Bild: FX)
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Nach dem Start der Serie mit einer Doppelfolge strahlt Disney+ jeden Mittwoch eine neue Episode aus. Was bedeuten würde, dass Staffel eins von „Alien: Earth“ am 24. September komplett vorliegen würde. Und dann ? - Showrunner Noah Hawley hat in Interviews betont, dass seine Serienidee einen konzeptionell längst feststehenden Erzählbogen über mehrere Staffeln enthalten würde.
Dass der New Yorker Künstler, Schriftsteller und Serienschöpfer ikonische Filme in exzellente Serien verwandeln kann, bewies er bereits mit seiner „Fargo“-Reihe. Darin erzählt der heute 58-Jährige seit 2014 grandiose Geschichten aus jenem Filmkosmos, den Joel und Ethan Coen 1996 scheinbar unnachahmlich erfanden - und den Hawley mit großem Gespür und exzellenten Storys in eine kongeniale Serienwelt verwandelte. Dass Hawley diesen unwahrscheinlichen Franchise-Spagat hinbekam, brachte ihm nun wohl auch den „Alien“-Job ein. „Alien: Earth“ verbindet den klassischen Horror der alten Weltraum-Erzählungen mit modernen Themen und einem für die Reihe ungewöhnlichen Schauplatz, an dem im Gegensatz zum Bewusstsein der Menschen im „Alien“-Geburtsjahr 1979 heute der wahre Horror lauert: die Erde. (tsch)