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Als New Orleans im Chaos versankDokureihe erinnert an Hurrikan Katrina

3 min
Als nach Hurrikan Katrina die Dämme brachen, wurden weite Teile von New Orleans überflutet. Viele Menschen mussten sich auf ihre Dächer retten und auf Evakuierung hoffen. Für viele kam die Hilfe zu spät. (Bild: Wickes Helmboldt)

Als nach Hurrikan Katrina die Dämme brachen, wurden weite Teile von New Orleans überflutet. Viele Menschen mussten sich auf ihre Dächer retten und auf Evakuierung hoffen. Für viele kam die Hilfe zu spät. (Bild: Wickes Helmboldt)

Im August 2005 brach mit dem Hurrikan Katrina eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA über den Süden des Landes herein. Besonders New Orleans versank im Chaos. Zum 20. Jahrestag erinnert eine fünfteilige National-Geographic-Doku an die Tragödie mit Ansage.

Der Überlebende Malik Rahim ist einer der Protagonisten der Dokumentation. Hurrikan Katrina sei ein Weckruf gewesen, sagt er. Er erinnert sich, was vor, während und vor allem auch nach dem verheerenden Sturm in seiner Heimatstadt New Orlens geschah. (Bild: National Geographic)

Der Überlebende Malik Rahim ist einer der Protagonisten der Dokumentation. Hurrikan Katrina sei ein Weckruf gewesen, sagt er. Er erinnert sich, was vor, während und vor allem auch nach dem verheerenden Sturm in seiner Heimatstadt New Orlens geschah. (Bild: National Geographic)

Eine Naturkatastrophe wie diese hatte es in der Geschichte der USA noch nicht gegeben, als Hurrikan Katrina am 29. August 2005 auf die Golfküste traf. Über 1.800 Menschen kamen ums Leben, über eine Million wurden obdachlos. Wissenschaftler hatten längst davor gewarnt und waren ignoriert worden. Und nun war er da, der Hurrikan der höchsten Kategorie mit einer Geschwindigkeit von 280 Stundenkilometern.

„Unser schlimmster Albtraum“, sagt Wissenschaftler Ivor van Heerden in einer Archivaufnahme aus der Nacht der Katastrophe. Sie ist in der eindrucksvollen, zum 20. Jahrestag produzierten Dokureihe „Hurrikan Katrina: Wettlauf gegen die Zeit“ zu sehen, im Stream ab Montag, 28. Juli, bei Disney+, und ab Mittwoch, 30. Juli, bei National Geographic.

Der Wasserpegel stieg in Teilen von New Orleans nach dem Bruch der Dämme auf fast acht Meter. Die Menschen kämpften ums Überleben. (Bild: National Geographic/Pond5)

Der Wasserpegel stieg in Teilen von New Orleans nach dem Bruch der Dämme auf fast acht Meter. Die Menschen kämpften ums Überleben. (Bild: National Geographic/Pond5)

Anhand von bisher unveröffentlichten Archivaufnahmen und Interviews mit Überlebenden, Wissenschaftlern und anderweitig Involvierten konzentrieren sich die fünf Episoden auf unterschiedliche Aspekte der Geschehnisse vor, während und nach der Katastrophe, die New Orleans nachhaltig verändern sollte.

New Orleans vor Katrina

Luftaufnahmen von New Orleans zeigen die Folgen der Dammbrüche infolge von Hurrikan Katrina. (Bild: Pond5)

Luftaufnahmen von New Orleans zeigen die Folgen der Dammbrüche infolge von Hurrikan Katrina. (Bild: Pond5)

Die Südstaatenmetropole und ihre gut 450.000 Einwohner traf Katrina besonders schwer: Die Stadt ist von drei Seiten von Wasser umgeben, „eine tickende Zeitbombe“, so van Heerden. Die durch den Hurrikan mobilisierten Wassermassen ließen die Deiche brechen, 80 Prozent des Stadtgebiets wurden überflutet, ganze Viertel zerstört.

Lt. General Russel L. Honoré (Mitte) leitete nach Hurrikan Katrina die Task Force, die unter anderem Menschen aus dem Stadion Superdome evakuieren sollte, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, das aber ebenfalls überflutet wurde.  (Bild: CNN)

Lt. General Russel L. Honoré (Mitte) leitete nach Hurrikan Katrina die Task Force, die unter anderem Menschen aus dem Stadion Superdome evakuieren sollte, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, das aber ebenfalls überflutet wurde. (Bild: CNN)

Es sei der schlechteste Zeitpunkt gewesen, ein armer Afroamerikaner zu sein, sagt der Überlebende Malik Rahim. Denn es waren vor allem sie, die ihre Häuser verloren, und die meisten waren nicht versichert. Die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede in der Bevölkerung wurden damals deutlich wie lange nicht. Und bis heute sind die Nachwirkungen zu spüren, erfährt man.

Rahim und andere Einheimische erzählen bewegt und bewegend, was ihre Heimatstadt einst ausmachte. Der Gemeinschaftsgeist der Menschen etwa, aber auch die schwarze Kultur, die Musik - New Orleans gilt als Wiege des Jazz -, die Sprache, die man nur hier sprach - alles habe sich an diesem Tag verändert.

Das große Behördenversagen

Nachdem Hurrikan Katrina über New Orleans hinweggefegt war, waren viele Einwohnerinnen und Einwohner obdachlos und versuchten, einen Zufluchtsort zu finden.  (Bild: Global Imageworks, LLC.)

Nachdem Hurrikan Katrina über New Orleans hinweggefegt war, waren viele Einwohnerinnen und Einwohner obdachlos und versuchten, einen Zufluchtsort zu finden. (Bild: Global Imageworks, LLC.)

Als Katrina längst wieder abgezogen war, bahnte sich die zweite Katastrophe an. Und das könne man mit nichts rechtfertigen, nicht in den USA, prangert Malik Rahim das Versagen der Regierung und die chaotischen Evakuierungsversuche und Maßnahmen der Katastrophenschutzbehörden an.

Die Bevölkerung war plötzlich ohne Strom und Wasser, fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Versorgung mit Hilfsgütern war ein Desaster, fehlende sanitäre Einrichtungen sorgten für unmenschliche Zustände. Die Seuchengefahr wuchs. Im reichsten Land der Welt! Die öffentliche Ordnung brach zusammen, es kam zu Plünderungen und Ausschreitungen, die man mit Gegengewalt beantwortete.

Mehrfach stellt man sich im Verlauf der Doku fassungslos die Frage: Wann lernen Verantwortliche aus immer wieder wiederholten Fehlern und ergreifen die nötigen Maßnahmen? Wieso müssen bis heute immer wieder Naturkatastrophen geschehen, die man, zumindest in diesem fatalen Ausmaß, verhindern könnte? (tsch)