Es ist der klassische Stoff für die Jungen: Fünf Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen gewinnen ein Stipendium an der elitären Privatschule „St. Gilbert's“. Mitten in ihrer Selbstfindungsphase und umgeben von jeder Menge Highschool-Drama müssen sie sich in einer neuen, privilegierten Welt behaupten. Wird es ihnen gelingen?
„Boarders - Welcome to St. Gilbert's“Von der Straße in die Eliteschule

Femi (Aruna Jalloh, von links), Jaheim (Josh Tedeku), Leah (Jodie Campbell), Omar (Myles Kamwendo) und Toby (Sekou Diaby, von links) haben ein Stipendium für das Eliteinternat St. Gilbert's College erhalten. Wird es ihnen gelingen, sich in dieser neuen, privilegierten Welt zu behaupten? (Bild: ZDF/ Korsshan Schlauer)
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Es prallen Welten aufeinander: Beatrix (Tallulah Greive, von links), Florence (Rosie Graham) und Abby (Assa Kanouté), Chelsea (Sarah Daykin) und Preeya (Nimisha Odedra) warten zusammen mit dem DEI-Team auf die Reden bei der Benefizveranstaltung. Sie fühlen sich auf St. Gilbert's pudelwohl. (Bild: ZDF/ Jonathan Birch)
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Auf den ersten Blick mag „Boarders - Welcome to St. Gilbert's“ nur wie eine weitere Highschool-Serie wirken, die den hungrigen jungen Serienjunkies die übliche Mischung aus Skandalen, Teenager-Romanzen und Klassenzimmer-Dramen serviert. Doch die britische Young-Adult-Serie (ab 16. Mai in der ZDFmediathek verfügbar und ab Sonntag, 6. Juli, 20.15 Uhr, in Doppelfolgen auf ZDFneo) birgt mehr als die üblichen Klischees. Sie ist ganz anders, als erwartet, und eröffnet einen erfrischenden und scharfsinnigen Blick auf gesellschaftliche Strukturen. Witz wird hier mit einer gehörigen Portion Relevanz verbunden.

Die Eliteschule bringt nicht nur Probleme mit sich. Beatrix (Tallulah Greive) und Jaheim (Josh Tedeku) kommen sich bei einem Ausflug nach London näher. (Bild: ZDF/ Yinka Edward)
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Im Zentrum des Geschehens steht „St. Gilbert's“, eine traditionsreiche, elitär ausgerichtete Highschool, an der eine Gruppe von fünf schwarzen Jugendlichen aus London nach einem PR-Desaster aufgenommen werden. Ein virales Video zeigt einen Schüler, der einem Obdachlosen Champagner ins Gesicht sprüht, es erschüttert das Image der Schule. Der PR-Stunt, die fünf Jugendlichen aufzunehmen, sollte eigentlich eine „gute Tat“ darstellen, entpuppt sich jedoch schnell als ein fragiles Experiment, das den guten Ruf der Schule ebenso auf die Probe stellt wie die Jugendlichen selbst.
Vorurteile und Diskriminierung

Die Neuankömmlinge haben es nicht immer leicht. Auch die Lehrpersonen fordern sie heraus. Schulleiter Bernard Ashford (Derek Riddell, links) stimmt den neuen Schülersprecher Jaheim (Josh Tedeku) auf die wichtige Fundraiser-Veranstaltung ein. (Bild: ZDF/ Jonathan Birch)
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Die Neulinge Jaheim (Josh Tedeku), Leah (Jodie Campbell), Omar (Myles Kamwendo), Femi (Aruna Jalloh) und Toby (Sekou Diaby) sehen sich nicht nur den Vorurteilen und der Diskriminierung ihrer Mitschüler ausgesetzt, sie müssen sich auch in einer Welt zurechtfinden, die sie nie wirklich einladen wollte. Der Konflikt mit den vorwiegend weißen, privilegierten Mitschülern ist unvermeidlich. Doch es geht hier nicht um Leistung und Noten, es geht um Zugehörigkeit und das Navigieren durch ein System, das immer wieder laut ruft: „Du gehörst nicht hierhin“.
„Sie soll unterhalten und Spaß machen“

Toby (Sekou Diaby, von links), Jaheim (Josh Tedeku), Leah (Jodie Campbell), Omar (Myles Kamwendo) und Femi (Aruna Jalloh) wagen den Sprung ins Ungewisse. Wie wird es ihnen auf der Eliteschule ergehen? (Bild: ZDF/ Studio Lambert & All3Media International.)
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Der Ton der Serie ist erfrischend unverblümt und modern. „Boarders“ geht die brisanten Themen wie Rassismus, Klassismus, aber auch Sexualität und LGBTQ+ nicht mit der schweren Moralkeule an. Stattdessen kombiniert die elegant und leicht erzählte Serie humorvolle Momente, die den Umgang mit Ungerechtigkeit reflektieren. In dieser Welt werden die Schüler nicht nur von außen mit Vorurteilen konfrontiert, sie setzen sich auch mit ihren eigenen Einstellungen und Unsicherheiten auseinander . „Die Serie beschäftigt sich mit großen Problemen, aber in erster Linie soll sie unterhalten und Spaß machen. Es ist eine Komödie und ein Drama, die Leute sollen sie sich ansehen, genießen und darüber sprechen“ erklärt der Kopf hinter der Serie, Daniel Lawrence-Taylor.
Die Serie spielt mit den Erwartungen des Publikums und präsentiert sich zunächst als Teenie-Stoff für die breite Masse. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich eine tiefere Auseinandersetzung mit großen Fragen der Ethnizität, des Privilegs und der sozialen Zugehörigkeit. Es ist eine Welt, die nicht exakt in die Realität passt, aber gleichzeitig eine, in die man sich als Zuschauer gerne eintauchen möchte - inmitten von sämtlichen Highschool-Klischees. Da prallen Welten mit Wucht aufeinander, und es ist ein großer Spaß, das mitzuverfolgen.
Inspiriert von „Sex Education“
Daniel Lawrence-Taylor hat sich von Serien und Filmen wie „Sex Education“ inspirieren lassen. „Mit „Boarders“ wollte ich etwas Ähnliches machen, dies aber auf eine lustige und komödiantische Art und Weise. Ich denke, dass mich Serien wie diese definitiv inspiriert haben“, verrät er. Noch eine Sache liegt dem Drehbuchautor am Herzen: „Es wäre schön, je mehr wir über Diversität und Inklusion sprechen, eine Serie zu haben, die hilft verschiedene Perspektiven zu verstehen.“ (tsch)