Öffentlich über das eigene Liebesleben reden, das ist für viele ein Tabu. Noch schwieriger ist es für Frauen über 50, die ihre Sexualität frei ausleben. In der 37°-Reportage „Weiblich, Ü50, viele Liebhaber“ wollen drei Frauen mit den Klischees brechen und offen über ihre Liebe und Lust sprechen.
Christiane (62) spricht über offene Ehe„Gibt mir das Gefühl, begehrenswert zu sein“

Christiane ist 62 Jahre alt, arbeitet als Ärtzin und führt seit mehreren Jahren eine offene Ehe. Dazu gehören für sie auch Besuche im Swingerclub. (Bild: ZDF/Mathias Fiene)
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„Eine ältere Frau, die genau weiß, was sie will, und die sich die Männer aussucht, nach ihren Wünschen und Vorstellungen, das ist wahrscheinlich noch sehr unüblich“, erklärt Christiane. Die 62-Jährige ist eine der drei Protagonistinnen, die von ZDF-Journalist Max Damm in der Doku „Weiblich, Ü50, viele Liebhaber“ begleitet werden.
Christiane arbeitet als Ärztin, ist seit 40 Jahren mit ihrem Partner und Ehemann Christian zusammen, das Paar hat zusammen sieben Kinder. Doch sie will ihre Sexualität auch außerhalb ihrer Ehe weiter ausleben - und wird dabei von ihrem Ehemann unterstützt. Das Paar hat sich dazu entschieden, ihre Beziehung zu öffnen. Seitdem hatte Christiane 150 bis 200 Intimpartner, wie sie verrät.

Sandra (62) trifft sich mit verschiedenen Liebhabern. Dabei geht es ihr nicht darum, möglichst viele Sexpartner zu haben, sondern einen Raum zu schaffen, in dem sich beide wohlfühlen. (Bild: ZDF/Mathias Fiene)
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„Sex mit verschiedenen Männer zu haben, gibt mir das Gefühl, als Frau begehrenswert zu sein, wahrgenommen zu werden und das auch dem anderen zurückgeben zu können“, so die Medizinerin. Sie besucht regelmäßig Swinger-Clubs und hat mehrere Liebhaber. Das Selbstbewusstsein, dass sie durch ihre Besuche in den Clubs bekommt, strahle dann auch in ihren Alltag.
„Sex ist die Energie, die Kraft in meinem Leben. Sexualität ist Freiheit“, stellt Christiane klar. „Dass ich mich als sexuelles Wesen, oder als alte Frau schämen muss, das ist wirklich komplett weggefallen“, betont sie. All die Blockaden, Regeln und Moralvorstellungen seien mit ihrem neuen Lebensstil weggefallen.
37°-Reportage: 58-jährige Lio datet nach monogamer Ehe Männer und Frauen

Die 58-jährige Lio ist regelmäßig im Berliner Kit-Kat-Club. Eine Entwicklung, die sie selbst überrascht hat, wie sie erklärt: „Ich hätte nie gedacht, dass das was für mich ist (...) Mich alleine so in einen Club zu trauen, das hätte ich niemals gedacht“. (Bild: ZDF/Mathias Fiene)
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Eine Erfahrung, die auch Lio (58) gemacht hat. Sie lebt nach einer monogamen Ehe wieder Single und datet sowohl Männer als auch Frauen. Auch sie bewegt sich auf sex-positiven Partys, besucht so zum Beispiel regelmäßig den Berliner Kit-Kat-Club. Eine Entwicklung, die sie selbst überrascht hat, wie sie erklärt: „Ich hätte nie gedacht, dass das was für mich ist (...) Mich alleine so in einen Club zu trauen, das hätte ich niemals gedacht“.
Sie will mit ihrer Geschichte auch anderen Frauen Mut machen: „Dass auch ältere Frauen sexy wirken können, finde ich total wichtig“. Auch, wenn das von der Außenwelt nicht immer so gespiegelt werde. Lio weiß: „Der Unterschied, der zwischen Frauen und Männer in Bezug auf Sexualität gemacht wird ist, dass Männern das zugestanden wird; sich auszuprobieren, selbstbestimmte Sexualität zu leben.“ Das sei völlig selbstverständlich. Bei Frauen hingegen drehe man einen Film darüber, schmunzelt sie.
Die 58-Jährige lebte selbst vier Jahre in einer monogamen Ehe. Doch irgendwann habe sie sich „nicht mehr sichtbar, nicht mehr interessant“ gefühlt. Sie beschloss schließlich, ihre Sexualität neu zu definieren und auszuleben: „Seitdem ich mir das erlaube, fühle ich mich wahnsinnig frei“, so Lio.
„Das ist die absolut beste Zeit“

Protagonistin Lio lebte früher in einer monogamen Ehe. Heute datet sie sowohl Männer als auch Frauen und besucht regelmäßig sex-positive Partys. (Bild: ZDF/Jonas Schneider)
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Sandra (62), die dritte Protagonistin, hat ebenfalls einen langen Weg hinter sich. Bis vor Kurzem führte auch sie eine langjährige, monogame Ehe, lebte das typische „romantische Ideal von Mann, Kind, Haus und Hund“. Nun will sie ihre Sexualität neu entdecken.
Auslöser dafür waren unter anderem mehrere Veränderungen und Schicksalsschläge in ihrem Leben. Ihr ältester Sohn zog aus, um zu studieren. Gleichzeitig zerbrach die Ehe mit ihrem Partner und Sandra verlor beide Elternteile. All dies habe letztlich dazu beigetragen, dass sich die Grafikerin die Frage gestellt hat, was sie eigentlich wirklich wolle - auch in sexueller Hinsicht.
„Heute lebe ich ohne festen Partner, aber mit Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen und das schließt zum Teil auch Körperlichkeiten ein“, erklärt sie. Sich miteinander wohlzufühlen, stehe dabei an erster Stelle: „Das ist für mich nicht unverbindlich und das ist auch nicht wahllos“, stellt Sandra klar und betont: „Das ist die absolut beste Zeit. Das wäre wirklich mein Wunsch, das jungen Menschen mitzugeben und zu sagen: 'Das Beste kommt noch!'“
Die ZDF-Reportage „37° - Weiblich, Ü50, viele Liebhaber“ wird am 10. Juni 2025 um 22 Uhr im ZDF ausgestrahlt und ist ab dem Sendetag online abrufbar. (tsch)