Zuckerberg, Bezos, Musk: Nicht erst seit seiner Amtseinführung suchen Tech-Größen die Nähe von US-Präsident Donald Trump. Im Rahmen einer ZDF-Reportage begab sich Claus Kleber auf Spurensuche im Silicon Valley. Warum ein Deutscher im Machtzentrum steht, ist nur eine desillusionierende Erkenntnis des Films.
Claus Klebers Doku zeigtDieser gebürtige Deutsche zieht im System Trump die Fäden
Nur etwas mehr als vier Monate ist Donald Trump nun als US-Präsident im Amt. Und doch ist schon jetzt eines klar: In seiner zweiten Amtszeit verfolgt der Republikaner seine radikalen Pläne mit deutlich mehr Konsequenz. Oft mit dabei, ob im Vordergrund oder in den Hinterzimmern, sind mächtige Tech-Milliardäre. In seiner Reportage „Trump und das Silicon Valley - Staatsstreich der Tech-Milliardäre“ (ab sofort in der ZDFmediathek) wagt US-Kenner Claus Kleber eine bemerkenswerte und mitunter desillusionierende Bestandsaufnahme.
Es sei „ein schwer zu ertragender Gedanke“, dass Trump noch mehr als drei Jahre so weitermachen könne, stöhnt Kleber relativ am Ende der 45-minütigen Reportage. Für sie hat es den einstigen Anchorman des „heute journal“ ins Silicon Valley verschlagen. Dort, nahe der Metropole San Francisco, tüfteln Tech-Visionäre an der Zukunft - doch so einflussreich auf die Politik wie heute waren sie noch nie.
Laut Autorin und Silicon-Valley-Kennerin Kara Swisher nehmen die superreichen Tech-Unternehmer Trump als „einen Münzautomaten von Präsidenten“ wahr, nach dem Motto: „Schmeiß Geld rein, du kriegst, was du willst“. Und doch glaubt sie: „Er manipuliert sie mehr als sie ihn.“
Digitalunternehmer über Silicon-Valley-Strategen: „Er will eine andere Weltordnung“

Für seine Bestandsaufnahme im Silicon Valley befragte Claus Kleber zahlreiche Expertinnen und Experten, unter anderem Reporterin Vittoria Elliott. (Bild: ZDF / Angela Andersen)
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Doch es sind nicht unbedingt der omnipräsente Elon Musk, der sich als Leiter von Trumps Effizienzbehörde DOGE in den Vordergrund gedrängt hat, oder Meta-Chef Mark Zuckerberg, die laut der ZDF-Doku die Zügel in der US-Tech-Szene in der Hand halten. „Er ist der Schlauste, ein interessanter Charakter“, sagt Kara Swisher über Peter Thiel.
Der gebürtige Deutsche, der sich lieber abseits des Blitzlichtgewitters aufhält, sei quasi der Pate im Silicon Valley. Der Co-Gründer von PayPal manövriere durchdacht und mit großem Kalkül seine Tech-Figuren auf dem Schachbrett der Macht - von Geheimdienstposten bis zu hochrangigen Regierungsämtern, wie die ZDF-Reportage aufschlüsselt.
Der Digitalunternehmer Nick Pinkston profitierte einst selbst vom Investment Thiels und wurde von dem Multimilliardär in dessen Machtzirkel eingeführt: „Er will in seiner Welt weniger Menschen, die Nein sagen dürfen.“ Im Gegensatz zu Musk, der „Politik als Werkzeug“ zur Erfüllung seiner Mars-Vision begreife, sei Thiel gefährlicher, führt Pinkston aus: „Peter will eine andere Weltordnung.“ Diese beschreibt Swisher als Entscheidung zwischen Freiheit und Demokratie; „Er will eine Tech-Führungsschicht, die alles entscheidet.“
Schon jetzt verfügt das Netzwerk im Silicon Valley nicht nur über Unsummen an Geld, sondern auch beträchtliche Macht. Zuckerberg verwaltet mit Meta das laut Swisher „wichtigste Kommunikationsunternehmen in der Geschichte“. Musk bündelte in DOGE Daten über US-Bürger, die vor seinem Effizienz-Kahlschlag noch von mehreren Behörden verwaltet worden war - ein großer Schritt in Richtung gläserner Bürger.
US-Tech-Unternehmer haben vor nichts Angst - außer vor China
„Wenn einer wie Elon Musk von sich glaubt, dass das, was er tut, die Menschheit rettet, dann sind Regeln für Umweltschutz und Preiskontrolle menschenfeindlich. Dann sind es Projekte, für die es sich lohnt, alles niederzureißen, was im Weg steht“, analysiert der Stanford-Professor Fred Turner mit Sorge die „tech-tonischen“ Machtverschiebungen in den USA. Musk und Co. seien für ihn wie „Vandalen“, schlägt er Alarm: „Sie reißen den Palast des Königs auf, damit sie sich reinsetzen und das Geld rausholen können“
Das Potenzial für mehr Macht und mehr Geld scheint grenzenlos: Noch steht die Entwicklung Künstlicher Intelligenz ganz am Anfang, dazu kommen große Potenziale in den Bereichen Krypto und Biotechnologie, wie der ZDF-Film schildert. Gerade erlebe man „vielleicht die letzte Generation, die noch stirbt“, mutmaßt Digitalunternehmer Sebastian Thrun, der für einen gänzlich libertären Ansatz wie unter Trump wirbt - im Gegensatz zu Vorgänger Joe Biden und dessen „Plan, dass man die KI so einstuft wie Atomwaffen“.
„Wenn Washington ein Spielplatz der Reichen und Übermächtigen wird - echt schwer, das wieder loszuwerden“, formuliert ein Restaurantbetreiber im Silicon Valley. Doch nach den 45 Minuten von Claus Klebers Reportage beschleicht einen das Gefühl, ob es dafür nicht schon zu spät ist. Nur von einem Gegenspieler haben die Mächtigen in den USA laut Nick Pinkston Angst: „Diese Leute fürchten sich vor China - in einer Mischung von Neid und Angst. Sie glauben, wenn wir die Demokratie nicht abschaffen, können wir China nicht schlagen.“
Insofern ist Fred Turners Pessimismus nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn er sagt: „Meine größte Angst ist, dass Amerika und Europa in ein dunkles Zeitalter zurückfallen.“ (tsch)