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„Das ist doch zum Scheitern verurteilt“Henning Krautmacher rechnet mit dem Schulsystem ab

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Henning Krautmacher, Ex-Höhner-Frontmann, spielt in der ZDF-Komödie „Andere Eltern - Die 1. Klasse“ einen Lehrer. Im Interview kritisiert er das Schulsystem und verrät, dass er sich für besseres Lesenlernen engagiert.  (Bild: 2011 Getty Images/Andreas Rentz)

Henning Krautmacher, Ex-Höhner-Frontmann, spielt in der ZDF-Komödie „Andere Eltern - Die 1. Klasse“ einen Lehrer. Im Interview kritisiert er das Schulsystem und verrät, dass er sich für besseres Lesenlernen engagiert. (Bild: 2011 Getty Images/Andreas Rentz)

Na so was: Henning Krautmacher, Ex-Höhner-Frontmann, spielt in der ZDF-Komödie „Andere Eltern - Die 1. Klasse“ einen Lehrer. Ein Terrain, auf dem er sich durchaus gut auskennt: In einem Interview kritisiert der kölsche Kultstar das Schulsystem, fordert individuelle Förderung und engagiert sich für besseres Lesenlernen.

Er wurde als energiegeladener Frontmann der Kölner Kult-Band Höhner bekannt. Doch Henning Krautmacher hatte einst ganz andere Pläne: Er studierte Pädagogik. Und die Erziehungswissenschaft lässt ihn offenbar nicht los. In der ZDF-Impro-Komödie „Andere Eltern - Die 1. Klasse“ versucht sich Krautmacher nun als Schauspieler, er verkörpert einen altgedienten Lehrer, der sich mit Nachdruck gegen moderne pädagogische Experimente engagierter Helikoptereltern stemmt.

Die hoch gelobte Impro-Serie „Andere Eltern“ über eine Kita-Gründung geht einige Jahre später als Film und in der Grundschule weiter. Das Ensemble des ZDF-Films umfasst unerwartete Stars wie Veronica Ferres (dritte von rechts) als Direktorin oder Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher (Mitte, vorn). (Bild: ZDF und © Frank Dicks)

Die hoch gelobte Impro-Serie „Andere Eltern“ über eine Kita-Gründung geht einige Jahre später als Film und in der Grundschule weiter. Das Ensemble des ZDF-Films umfasst unerwartete Stars wie Veronica Ferres (dritte von rechts) als Direktorin oder Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher (Mitte, vorn). (Bild: ZDF und © Frank Dicks)

Im Interview mit der Agentur teleschau spricht der 68-Jährige Klartext über das deutsche Bildungssystem. „Schule war damals und ist heute weit davon entfernt, ein gutes Klima für Bildung zu schaffen“, betont er. „Dies wird sich auch nicht ändern, solange wir in diesem preußischen Lernstil verhaftet bleiben. Wenn Kinder in Reih und Glied sitzen, Hände auf den Tisch, und zuhören müssen, wird niemals eine intrinsische Motivation fürs Lernen entstehen“, kritisiert Krautmacher.

„Engagiere mich in einem Verein, der das Lesenlernen fördert“

Krautmachers Blick ist dabei nicht nur rückwärtsgewandt. Er hat konkrete Vorstellungen, wie das Lernen besser gelingen kann. „Ich wäre dafür, dass sich Kinder viel früher mit ihren eigentlichen Interessen beschäftigen dürfen. In der Grundschule müssen Grundlagen gelegt werden: rechnen, lesen und richtig schreiben können, das finde ich wichtig. Deshalb engagiere ich mich in Köln in einem Verein, der das Lesenlernen fördert“, verrät der Sänger im teleschau-Gespräch.

Die ausgebildeten Lehrer der Schule, zum Beispiel die junge Paula (Maike Jüttendonk) oder der erfahrene Walter (Henning Krautmacher), betrachten die selbsternannten Lehrkräfte aus der Elternschaft kritisch. (Bild: ZDF und © Frank Dicks)

Die ausgebildeten Lehrer der Schule, zum Beispiel die junge Paula (Maike Jüttendonk) oder der erfahrene Walter (Henning Krautmacher), betrachten die selbsternannten Lehrkräfte aus der Elternschaft kritisch. (Bild: ZDF und © Frank Dicks)

Freiräume für persönliche Entwicklung sieht der Star als Schlüssel. „Sich ihren Interessen und Talenten“ widmen zu dürfen, schaffe Selbstwirksamkeit, betont er: „So erleben sie sich positiv und haben auch gleich viel mehr Lust, sich dem Lernen zu widmen.“

„Für Politik gilt dasselbe wie für alle anderen Fächer“

Auch auf Auswirkungen der Digitalisierung auf den Unterricht kam Hennin Krautmacher zu sprechen: „Dank KI verdoppelt sich das Weltwissen mittlerweile binnen weniger Wochen, habe ich gehört. Will man all dieses Wissen in Unterrichtspläne packen? Das ist doch zum Scheitern verurteilt.“ Sein Ansatz ist pragmatisch. „Ich glaube, wenn man richtig lesen und schreiben kann, hat man die wichtigsten Werkzeuge in der Hand, sich mit individuellen Interessen und Motivation dem Weltwissen selektiv zu nähern.“

Dabei denkt Krautmacher weit über Mathe und Grammatik hinaus. Auch politische Bildung müsse neu gedacht werden. „Für Politik gilt dasselbe wie für alle anderen Fächer: Man wird Kinder nun dann für politische und gesellschaftliche Themen interessieren, wenn man Begeisterung und Interesse weckt. Kein Jugendlicher wird sich für die Demokratie engagieren, nur weil man ihm oder ihr sagt, dass es wichtig wäre. Das wird niemals funktionieren.“

„Andere Eltern - Die 1. Klasse“ wird am Donnerstag, 24. Juli, 20.15 Uhr, im Zweiten ausgestrahlt und ist bereits auf Abruf verfügbar. (tsch)