Schauspieler Jan Hartmann (“Die Spreewaldklinik“) spricht im Interview über digitale Avatare, schrumpfende Budgets und eine Branche im Umbruch.
„Das ist spannend - und auch beängstigend“Jan Hartmann über die KI-Revolution im Schauspiel

Künstliche Intelligenz ist auch bei TV- und Kinoproduktionen längst ein Thema. Der Schauspieler Jan Hartmann beobachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. (Bild: Getty Images/Christian Augustin)
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Künstliche Intelligenz ist auch in der Welt der Schauspielerei kein Zukunftsthema mehr. Jan Hartmann (“Kreuzfahrt ins Glück“) beobachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau spricht der 44-Jährige offen über die tiefgreifenden Veränderungen, die die Branche derzeit erlebt und über eine Zukunft, in der Schauspielerei nicht mehr nur auf der Bühne oder vor der Kamera stattfindet.

In der zweiten Staffel von „Die Spreewaldklinik“ verkörpert Jan Hartmann (rechts) als Dr. Mark Engelhardt einen Mann, der sich nicht nur medizinischen Herausforderungen stellt, sondern auch mit privaten Konflikten ringt. Die SAT.1-Serie startet am Montag, 30. Juni, in eine neue Staffel. Zum Auftakt stellt Dr. Engelhardt die Beziehung zwischen Dr. Erik Behrens (Daniel Buder) und Dr. Lea Wolff (Sina-Valeska Jung) auf die Probe. (Bild: Joyn / Claudius Pflug)
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Dabei zeigt sich Hartmann auch erfreut über die Verbreitung klassischer TV-Formate auf Streamingplattformen. Dass „Die Spreewaldklinik“, in der er die Rolle des Dr. Mark Engelhardt spielt, nun auch bei Joyn verfügbar ist, sieht er als wichtigen Schritt: „Ich glaube, diese Entwicklung ist absolut notwendig.“ Linear kehrt die SAT.1-Serie mit 126 neuen Folgen ab Montag, 30. Juni, montags bis freitags, um 19.00 Uhr, in das Vorabendprogramm zurück.
Die Medienlandschaft habe sich grundlegend verändert, sagt Hartmann. Produktionsbedingungen und Zuschauerverhalten wandelten sich rasant. „Sinkende Budgets, veränderte Produktionszeiten - selbst die Öffentlich-Rechtlichen stellen sich strategisch neu auf, produzieren gezielt exklusive Inhalte für ihre Mediatheken und orientieren sich an Plattformen wie Netflix“, erklärt er im Interview. Vor allem das junge Publikum denke und konsumiere anders. „In Asien etwa sind Formate schon kürzer und für den Konsum unterwegs optimiert - in der S-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb setzen viele Produzenten hier inzwischen auf 20-Minuten-Folgen.“
„Drehen am Ende nur noch die Superstars, weil man sie noch real sehen will?“

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ markierte den Beginn von Jan Hartmanns vielfältiger Karriere in der Welt der Seifenopern. Es folgten Rollen in weiteren Daily-Formaten wie „Verbotene Liebe“ und „Rote Rosen“, bevor er schließlich auch in zahlreichen „Rosamunde Pilcher“-Verfilmungen mitwirkte. Entspannung sucht er in der Natur und beim Golf. (Bild: 2024 Getty Images/Octavio Passos)
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Deutlich spürt Jan Hartmann die Veränderung durch den technologischen Fortschritt - vor allem durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Für ihn steht fest, dass die Digitalisierung auch Schauspieler betreffen werde. „Der Markt ist volatil. Als Schauspieler stelle ich mir langfristig die Frage, ob ich hybrid arbeiten muss - also live auf der Bühne, wo das 'echte' Spiel zählt, und gleichzeitig virtuell, vielleicht als Avatar, dessen Rechte Agenturen verwalten.“
Ein Szenario, das längst keine Science-Fiction mehr ist. Studios beginnen bereits damit, Schauspieler digital zu erfassen. Noch nicht für Serien, aber Hartmann ist sich sicher: „Das wird kommen.“ Und die Vorstellung lässt ihn nicht kalt. „Es ist spannend - und auch beängstigend. Ich glaube nicht, dass dadurch alles zerstört wird, aber es wird viel durcheinanderbringen.“ Er stellt eine Frage, die sich in Zukunft viele stellen werden müssen: „Drehen am Ende nur noch die Superstars, weil man sie noch real sehen will? Oder sind sie zu teuer - und man nutzt nur noch ihre digitalen Gesichter, während andere die Arbeit machen? Ein Szenario, über das man zumindest nachdenken sollte.“ (tsch)