Ein alter Bekannter schießt Dortmund in der ersten Pokalrunde zum Sieg. Einen Neuen hat dafür die „Sportschau“ im Kader. Und der trifft gleich einen wunden Punkt bei seinem TV-Experten.
DFB-PokalAls der ARD-Moderator das „Finale dahoam“ erwähnt, muss Experte Schweinsteiger lachen

„Das ist genial!“ Schweinsteiger (links) freut sich über Schlüters Überleitung. (Bild: ARD)
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Es gibt leichtere Aufgaben, als durch ein Pokal-Spiel zu führen, nachdem gerade ein ARD-“Brennpunkt“ zum Krieg in der Ukraine gelaufen ist. Doch genau diese Aufgabe fällt dem neuen Mann im „Sportschau“-Team zu: „Das Kontrastprogramm heißt ,Pokal im Pott'“, moderiert Alex Schlüter den Moment unzeremoniell weg. Was bleibt ihm auch anderes übrig.
Duo am Spielfeldrand muss sich erst noch beschnüffeln
Die andere schwere Aufgabe für Schlüter: Er tritt in die Fußstapfen von Alexander Bommes. Was die Schuhgröße angeht, dürfte das kein Problem sein: Schlüter ist schließlich knapp 14 cm länger als sein Vorgänger. Allerdings war Bommes ein Meister darin, seinen bisweilen an einem leichten Aufmerksamkeitsdefizit leidenden TV-Experten Bastian Schweinsteiger einzuhegen. Bestens in Erinnerung ist noch der Moment bei der EM 2024, als Schweinsteiger plötzlich verschwand - und Bommes sich kurzerhand selbst interviewte.
Nun muss also Alex Schlüter das Kunststück schaffen, den Ex-Nationalspieler an die Leine zu legen und gleichzeitig als Pointenlieferanten zu nutzen. In einem Interview mit einer großen deutschen Sportzeitschrift hatte er angekündigt, als Vorbereitung erst einmal mit Schweinsteiger einen Weißwein trinken zu wollen: „Wir werden uns etwas intensiver beschnüffeln.“ Ob es tatsächlich zum Schnüffeln beim Schoppen gekommen ist, verraten die beiden am Montagabend nicht. Immerhin bekommt man den Eindruck, die zwei scheinen sich ganz gut riechen zu können.
Brandt ist sauer - hofft Schweinsteiger

Der Neue an Bastian Schweinsteigers (links) Seite: Alex Schlüter. (Bild: ARD)
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Und Schweinsteiger riecht noch etwas anderes. „Und das sind nicht nur die Bratwürste“, versichert Schlüter. In der Luft liegt für den Experten nämlich auch ein Sieg der Essener. Der Drittligist empfängt in der ersten Runde des DFB-Pokals Borussia Dortmund. Und der BVB hat weder in der vergangenen Saison noch bei der Klub-WM sonderlich überzeugen können. Jedenfalls nicht „den Mann, der das Juve-Spiel gesehen hat“. Also Schweinsteiger.
Das Dortmunder Spiel soll demnächst Jobe Bellingham, der jüngere Bruder des legendären Jude, beleben. Der Star-Transfer wird in einem Einspieler ausführlich vorgestellt. Dabei sagt Jobe, der nur „Jobe“ und nicht etwa „Bellingham“ genannt werden will (etwas, das Kommentatorin Christina Graf während des Spiels hartnäckig ignorieren wird) über seinen Trainer Niko Kovac: „Ich hatte das Gefühl, dass er die beste Person ist, um ihm meine Zukunft anzuvertrauen.“ Kovac selbst scheint sich nicht vorrangig für Jobes Zukunft zu interessieren. Er setzt den neuen Dortmunder Heilsbringer erst einmal auf die Bank. Übrigens zusammen mit dem alten Dortmunder Heilsbringer Julian Brandt. Der deshalb ein „bisschen sauer“ ist - das hofft zumindest Schweinsteiger in der Halbzeitpause.
Klasse Partie? Da gehen die Meinungen auseinander
Die ersten 45 Minuten sind eine „klasse Partie“, findet jedenfalls Christina Graf. Die Meinung werden die BVB-Fans nicht teilen. Die sehen eine Mannschaft, die eher genervt zu sein scheint, so bald nach der unsäglichen Klub-WM schon wieder in einem Pflichtspiel auflaufen zu müssen. Die nächste Charakterfrage liegt da in der Luft. Matthias Sammer guckt auf der Tribüne ganz schön finster. Die spektakulärste Chance hat denn auch folgerichtig der Essener Ramien Safi, einer, der laut Alex Schlüter „in der 30er-Zone nicht vor den Blitzer laufen“ darf. Tempo ist aber eben nicht alles, davon kann unter anderem bekanntlich David Odonkor ein Lied singen. Damit aus einer 100-prozentigen Chance auch ein Tor wird, reibt RWE-Stürmer Ahmet Arslan in der Pause deshalb fix Bastian Schweinsteigers Schuhe. „Vielleicht bringt es Glück“, meint Schlüter. Spoileralarm: Tut es nicht.
In Halbzeit zwei sinkt der Unterhaltungswert des Spiels dann deutlich, am spektakulärsten sind lange Zeit nur die Aufwärmtrikots der Dortmunder, eine Mischung aus Testbild und Leopardenmuster und der Beweis, dass Guido Maria Kretschmer falsch liegt, wenn er behauptet „Leo-Print geht immer“. Dann kommen doch noch Jobe und Julian aufs Feld, und es wird zwar nicht brandtgefährlich, aber immerhin landet der Ball kurz vor Schluss irgendwie bei Serhou Guirassy, und der macht ihn halt rein.
Schlüter bringt „Schweini“ ins Schwitzen
Dortmund zittert sich also mit 1:0 in die nächste Pokalrunde. „Wir hatten ein Chaosspiel“, konstatiert Julian Brandt am Mikro von Claus Lufen. Und antwortet auf die Frage, ob er - wie von Bastian Schweinsteiger vermutet - tatsächlich wütend war wegen seiner Rolle als Bankdrücker: „Wir haben es hinbekommen, und das ist das, was mich jetzt eher glücklich macht als sauer.“
Kurz vor Ende der Sendezeit bringt Alex Schlüter seinen Experten noch gewaltig ins Schwitzen: „Wir sprechen über das ,Finale dahoam'“, kündigt er an, „ich weiß, als Münchner, du kennst den Begriff“. Bastian Schweinsteiger zieht den Kopf ein und stellt sich vorsichtshalber dumm: „Nöööö.“ - „Ich weiß nicht, ob Berliner das kennen“, fährt der Moderator fort. „Also erst mal, weil sie dann doch einen anderen Dialekt sprechen, und zweitens, weil die Berliner Hertha ja im Pokal seit mittlerweile fast 40 Jahren darauf wartet, mal ein Finale zu Hause zu spielen.“ Da krümmt sich „Schweini“ vor Lachen: „So kriegst du die Kurve?! Das ist ja genial!“
Irgendwie ist der erste Auftritt von Alex Schlüter bei einer Live-Übertragung am Ende so ein wenig wie dieser Pokalauftritt der Dortmunder: Erst kurz vorm Abpfiff dreht er auf. Zum neuen Traumpaar mit Schweinsteiger fehlen noch ein paar Prozent. Vielleicht doch mal auf einen Schoppen treffen? (tsch)